Ist diese Alterskrankheit tatsächlich eine Erscheinung des letzten Jahrzehnts und wie geht man mit einer Demenz um?
Demenz – Oberbegriff verschiedener Krankheiten
Die Demenz ist keine Krankheit, sondern stellt eine Zusammenfassung verschiedener Krankheitsbilder dar, die den fortschreitenden Verlust der Hirntätigkeit beschreiben. Dazu gehören zum Beispiel das Erinnern, das strukturierte Denken und die Orientierungsgabe. Die häufigste und gefürchtetste Demenzerkrankung ist der Alzheimer, an dem, Schätzungen zufolge, 60 Prozent aller Demenzerkrankten leiden. Beim Alzheimer-Syndrom ist die Versorgung des Gehirns mit dem wichtigen Botenstoff Glutamat gestört und führt zur Zerstörung von Nervenbahnen und Zellen in diesem Organ. Dadurch werden schrittweise erst Erinnerungs- und Sprachzentrum, weiterhin auch andere Hirnregionen in ihrer Arbeit gehindert oder bei fortschreitendem Verlauf ganz ausgeschaltet. Alzheimer gehört zur Familie der primären Demenzerkrankungen, wird also ohne sichtliche Erklärung ausgelöst. Weiterhin kommt es häufig zur „vaskulären Demenz“, einer Krankheitsform, die durch Durchblutungsstörungen des Gehirns, beispielsweise infolge eines Schlaganfalls, hervorgerufen wird. Mit zunehmendem Alter treten auch Mischformen dieser beiden Demenzformen auf.
Sekundäre Demenz ist heilbar
Im Gegensatz zur primären Demenz lässt sich die sekundäre Demenz auf andere Krankheiten zurückführen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Stoffwechsel-Krankheiten, Gehirnverletzungen, aber auch Alkoholismus und Drogenkonsum können sekundäre Demenzen auslösen. Behandelt man die hervorrufenden Erkrankungen, normalisiert sich in der Regel auch die Hirntätigkeit des Betroffenen.
Demenz – eine neue Krankheit?
Es scheint, als würden Demenzerkrankungen eine Erscheinung der letzten Jahre sein. Dieser Schein trügt jedoch. Es gab sie schon immer. Sie fallen nur heute häufiger auf, weil der Anteil der über 65jährigen durch den demografischen Wandel stets steigt. Zusätzlich wird der Umgang mit Demenz zurecht seit ungefähr 20 Jahren enttabuisiert. Sie ist, weil es so viele Betroffene gibt, zum gesellschaftlichen Thema geworden. Auch die medizinische Forschung und deren Erkenntnisse trugen ihren Teil zu dieser Entwicklung bei: Bis weit in die Achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts tat man viele Symptome der Demenzerkrankungen als Altersverwirrtheit ab und nahm sie einfach hin.
Die Behandlungsformen
Während die sekundären Demenzerkrankungen durch die Heilung der auslösenden Krankheiten gestoppt oder geheilt werden können, gilt die primäre Demenz immer noch als unheilbar. Wichtig ist jedoch, dass sie sehr gut therapiert und in ihrem Fortschreiten verlangsamt werden kann. Durch die Gabe von Antidementiva kann man die Hirntätigkeit, die durch das Ungleichgewicht des Glutamatspiegels im Gehirn beeinträchtigt wird, medikamentös positiv beeinflussen. Auch nichtmedikamentöse Therapien wirken sich verlangsamend auf Demenzerkrankungen aus. Zu ihnen gehören vor allem Physiotherapien, die die körperliche Aktivität erhalten sowie spezielle Übungen, wie Gedächtnistraining.
Rücksprache und Austausch sind wichtig für Angehörige
Wer demente Angehörige hat, weiß, wie sich der Umgang im Alltag mit ihnen sein kann. Deshalb ist der Austausch mit anderen Angehörigen und behandelnden Ärzten und Pflegediensten sehr wichtig. Er zeigt die vielen Facetten der Krankheit und schafft so die wichtigste Grundlage für alle Behandlungsformen: der verständnisvolle Umgang mit Betroffenen und das Bewusstsein, dass das seltsame, manchmal auch aggressive Verhalten Bilder einer Krankheit und keine persönlichen Angriffe sind.
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