Hat man sich eine deutlich sichtbare Verletzung zugezogen, dann besteht kein Zweifel daran, woher der dazu passende Schmerz rührt. Und auch bei Erkrankungen, für deren eindeutige Diagnose ein Arzt hinzugezogen werden muss, ergeben die schließlich festgestellte Krankheitsursache und der dazugehörige Schmerz zumeist ein nachvollziehbar stimmiges Gesamtbild. Doch was soll man davon halten, wenn Schmerzen oder Beschwerden an Körperstellen auftreten, denen ganz offensichtlich nicht das Geringste zugestoßen ist? Keine Bange – solche sonderbaren Situationen gehören meist nicht in das Reich der milde belächelten Hysterie, sondern sind in aller Regel dem Phänomen der Headschen Zonen (Head-Zonen, Dermatom) geschuldet. Dann haben die wahrgenommenen Beschwerden lediglich eine physiologische Wegweiser-Funktion und wollen wie eine Kompassnadel darauf hinweisen, wo die wirkliche Krankheitsursache gesucht und behandelt werden muss. Doch wie würde man dieses körpereigene Navigationssystem richtig interpretieren? Und was sagen erfahrene Heilpraktiker und Alternativmediziner zum Zeichensystem der Head’schen Zonen?
Keine Kopfsache
Zwischen dem Moment der Empfängnis und dem Tag der Geburt durchläuft das werdende Leben jede Menge verschiedener Entwicklungsstadien. Dazu gehört unter anderem auch die korrekte „Verkabelung“, also die Anlage der Nervenbahnen zwischen den unterschiedlichen sensorischen Eingängen, den zentralen Schaltstellen und den diversen Erfolgsorganen. Das ist eine hochkomplexe Aufgabe, die die menschliche Ontogenese mit Bravour und Raffinesse bewältigt. Allerdings muss sich die Natur dabei einiger cleverer Tricks bedienen, die dann zum neurophysiologischen und neuroanatomischen „Erbe“ des neuen Erdenbürgers werden. Eines dieser Überbleibsel aus der intrauterinen Nervenautobahnbaustelle sind die Headschen Zonen.
Dem englischen Neurologen Sir Henry Head (1861–1940) ist es als Erstem aufgefallen, dass ganz bestimmte und eng umschriebene Hautareale mit ganz bestimmten Organen eine sehr enge, fast schon „telepathische“ Verbindung zu haben scheinen. Geht es dem einen nicht gut, dann leidet und klagt auch das andere laut und vernehmbar. Den höchsten allgemeinen Bekanntheitsgrad dürfte in diesem Zusammenhang die Erfahrung haben, dass zeitgleich mit einem Herzinfarkt auch starke Schmerzen im Arm, zumeist dem linken, gespürt werden. Dem Arm selbst fehlt natürlich gar nichts. Aber weil er auf derselben Nervenleitung wie das havarierte Herz kommuniziert, kommt es zu diesem bemerkenswerten Kurzschluss der Nervenimpulse. Diese und viele andere neurophysiologische Musterpassungen hat Head erforscht und veröffentlicht. Und so wurde ihm die gerechte Ehre der Namenspatenschaft zuteil. Darum haben die Head Zonen auch nichts mit dem Kopf, sondern mit ihrem Entdecker zu tun.
Ein Geschenk für die alternative Medizin
Jeder gute Heilpraktiker macht sich sowohl für die Diagnostik als auch für die Therapie die Systematik der Headschen Zonen fachkundig zunutze. Mit einem exakten Plan davon, welches Organ mit welchem Hautareal „verbandelt“ ist, kann man aus den Empfindsamkeiten der Haut recht genau auf die Gesundheit des dazugehörigen Organs schließen. Und man kann das gestresste Organ sogar wirksam über eine gezielte Heilbehandlung des korrespondierenden Hautareals beeinflussen. Denn die Nervenverbindung zwischen beiden ist durchaus wechselseitig. So kann eine professionelle Massage, eine Schröpfanwendung oder eine Einreibung mit ätherischen Ölen beispielsweise sehr direkt die Lungen, die Leber oder den Magen besänftigen. Und das reißt die fast uneingeschränkten sanften Therapiemöglichkeiten lediglich an.
Also: Beim seriösen Heilpraktiker ruhig mal nach den Möglichkeiten einer Head-Zonenprobe bzw. Kalchschmidt-Probe fragen.
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