Die „gute, alte Zeit“, welche die Großeltern von heute noch aktiv erlebt haben, war leider oftmals gar nicht so gut, wie sie im Nachhinein erscheint. So gestaltete sich der Alltag meist sehr beschwerlich, weil die heute allseits bekannten Geräte und elektrischen Haushaltshelfer einfach noch nicht bekannt oder für die meisten viel zu teuer waren. Auch der Beruf ließ weitaus weniger Freiraum für die Familie. Man bedenke, dass erst ab Mitte der 1960er Jahre nach und nach die Arbeitswoche auf fünf oder sechs Tage festlegt wurde.
Respektsperson Vater
Unter dieser starken Beanspruchung der Eltern hatten auch die Kinder zu leiden – zumindest aus heutiger Sicht. Sie wurden zur Mithilfe im Haushalt und Garten herangezogen und sahen den Familienvater meist nur abends oder am Wochenende. Starke emotionale Bindungen, wie sie heute zwischen Vätern und Kindern üblich sind, konnten sich nur schwerlich entwickeln. Eher war es der Respekt vor dem Familienoberhaupt, der mit Sätzen wie „Warte nur, bis Vater nach Hause kommt!“ erfolgreich dem Nachwuchs eingebläut wurde. Dennoch sind die ehemaligen Jugendlichen gut geraten und erinnern sich in den allermeisten Fällen gerne an ihre Kindheit.
Patentlösung heute: TV und PC?
Was damals die schwere körperliche und zeitraubende Arbeit war, ist inzwischen einem wahren Alltags- und auch Freizeitstress gewichen. Der berufliche und schulische Leistungsdruck ist immens angestiegen und man hat das Gefühl, unbedingt alle möglichen Veranstaltungen besuchen zu müssen. Wenn man dann doch einmal ausspannen kann, geschieht das vor dem Fernsehgerät oder am PC. Vorbei die Zeiten, als sich die Familie zusammen setzte und mit einem Gesellschaftsspiel beschäftigte! Auch gemeinsame Unternehmungen gehören immer öfter der Vergangenheit an.
Gelassenheit abschauen
Die Eltern, die in der glücklichen Lage sind, dass die eigenen Eltern noch leben, können sich eine Menge von ihnen abschauen. Muss denn wirklich alles so hektisch ablaufen? Kann man sich tatsächlich nicht ein bisschen mehr Zeit für die Kleinen nehmen? Es zählt für viele Kinder zu den Highlights des Jahres, wenn sie mit der Mama zusammen Weihnachtsplätzchen backen dürfen. Gewiss, solche und ähnliche Arbeiten gehen schneller von der Hand, wenn die erfahrene Mutter sie allein ausführt.
Kinder integrieren
Auch wenn Haushalt und Garten für die Kinder und Jugendlichen der älteren Generation noch verpflichtend waren, ist es gerade für kleine Kinder ein schönes Gefühl, wenn man sie in die Abläufe integriert. Leichte Arbeiten im Haushalt machen oftmals Freude, zumindest wenn sie nicht als Bestrafung eingesetzt werden. Zudem fördern sie das Zusammengehörigkeitsgefühl – die wohl wichtigste Basis des Familienlebens.
Nicht „auf jeder Hochzeit“ tanzen müssen
Trotz der oft schwierigen Lebensumstände der eigenen Kindheit haben die Großeltern von heute in nahezu allen Bereichen eine sehr ruhige Sichtweise. Die lange Lebenserfahrung hat sie fast ein bisschen weise gemacht. Sie wissen, dass man es letztlich nicht schafft, sprichwörtlich „auf jeder Hochzeit zu tanzen“, also alle Angebote, die der Alltag von heute bietet, zu nutzen. Diese gelassene Lebenshaltung ist fast das Wichtigste, was sich junge Eltern von den Großeltern abschauen sollten.
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