Und während der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) den Kormoran zum Vogel des Jahres 2010 kürt und seine Rückkehr in einheimische Gefilde begrüßt, regt sich seitens der Angler und Fischer heftiger Widerstand. Für sie ist der gefiederte Fischdieb eine Bedrohung, schnappt er ihnen doch ständig die besten Fische weg.
Einen weitaus höheren Stellenwert genießt der imposante Vogel, der sein nasses Gefieder so gerne von Sonne oder Wind trocknen lässt, im asiatischen Raum. In Japan, China und Korea wird seit langem die Kormoran-Fischerei praktiziert.
Der Kormoran – ein gefiederter Meisterjäger
Für die Fische, die den Weg der Kormorane kreuzen, ist die Sache nahezu aussichtslos. Der gänsegroße Kormoran gilt als wahrhaft meisterlicher Taucher. Bei seinen bis zu anderthalb Minuten dauernden Tauchgängen schnappt er in einer Gewässertiefe von bis zu 30 Metern zweifellos alle Fische, die zuvor Netzen oder Angelhaken entwischt sind. Blitzschnell packt er den Fisch mit seinem hakenförmigen Schnabel hinter den Kiemen – und schon ist die heftig zappelnde Beute erlegt.
Die Kormorane und die Fischer – eine Zusammenarbeit mit Tradition
Ins Leben gerufen wurde die jahrhundertealte Kormoran-Fischerei aus praktischen Gründen. Den gläubigen Buddhisten und Hindus ist es verboten, Tiere für den eigenen Verzehr zu töten. Übernimmt jedoch der Kormoran die beanstandete Tätigkeit, dürfen die Fische anstandslos verzehrt werden.
Schon um das Jahr 600 n. Chr. wurde erstmals über diese Art der Fischerei im japanischen Raum berichtet. Zwar hielt die Kormoran-Fischerei zu Beginn des 17.Jahrhunderst auch in Europa Einzug, dies allerdings eher unter sportlichen Gesichtspunkten.
Wie man Kormorane zum Fischfang ausbildet
Nur ausgewählte Kormorane taugen zum Fischfang. In China ist es Tradition, frisch geschlüpfte Kormoran-Küken per Hand aufzuziehen und ab einem Alter von drei Monaten abzurichten. Die dressierten Vögel sind ihren Besitzern treu ergeben und tragen sich denn auch eher selten mit Fluchtgedanken, so dass sie sich im Wasser verhältnismäßig frei bewegen können.
Anders sieht es bei Wildvögeln aus, deren monatelange Zähmung sehr zeitaufwendig ist. Sie werden sicherheitshalber mit einer langen Schnur am Fortfliegen gehindert. Ob gezähmt oder nicht – so ganz freiwillig rücken die stolzen Kormorane ihre Beute nicht heraus.
Da sie den Fisch angesichts ihres zugeschnürten Halses jedoch ohnehin nicht verschlingen können, haben die Fischer leichtes Spiel. Leer gehen die Kormorane allerdings nicht aus, denn ein kleiner Fisch fällt am Ende der Prozedur immer für sie ab.
Kormoran-Fischen für die Touristen
Leben können die Fischer heutzutage von der Kormoran-Fischerei kaum noch und so sind dort, wo früher Dutzende Fischer ihre Kormorane ausschickten, nur noch vereinzelte Fischerboote anzutreffen.
Eine reizvolle Ausnahme bietet Guilin, gelegen im Südosten Chinas am malerischen Li-Fluss. Hier fühlen sich zahlreiche Kormoran-Fischer der Tradition – und einem kleinen Zubrot – verpflichtet. In traditionellem Gewand geben sie mitsamt ihrer gefiederten Fischer ein reizvolles Fotomotiv ab, zudem arrangieren sie für die Touristen ein folkloristisch angehauchtes und sehr stimmungsvolles Spektakel, das wirklich sehenswert ist.
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