Wenn die Lebensreise der Jane Goodall und ihre Forschungsarbeiten über Verhalten und Fähigkeiten der Schimpansen jetzt auch im Kino durch einen beeindruckenden Dokumentarfilm gewürdigt werden, so ist das eine Ehrung, die ihr wie kaum einem anderen zeitgenössischen Forscher zukommt. Zielbewusst, hartnäckig, aber mit Geduld und einer ihr eigenen unwiderstehlichen Natürlichkeit lebt die kleine Engländerin ihren Traum von einem verständnisvollen Umgang mit unserer Umwelt. Hier ist ein Kurzporträt der Tierforscherin.
Ein klarer Weg
Schon als Kind sprach die 1934 in London geborene Jane Goodall davon, einmal als Tierforscherin in Afrika zu leben. Auch ihre fehlende wissenschaftliche Ausbildung hielt die zielstrebige gelernte Sekretärin nicht davon ab, sich mit 23 nach Afrika einzuschiffen und in Kenia ihr Glück zu versuchen. Über eine Anstellung im Kenya National Museum lernte sie Louis Leakey kennen, dem sie die Einbeziehung in seine Feldstudien über wilde Schimpansen verdankte; er war überzeugt, daraus Rückschlüsse über das Leben der Urmenschen ziehen zu können. So begann 1960 ihr Leben am Tanganjika-See in Ostafrika im Gebiet des heutigen Gombe-Nationalpark.
Als Teil der Gruppe leben
Jane Goodalls Forschungsmethoden stießen in Fachkreisen zunächst auf Kritik und wurden als unwissenschaftlich betrachtet: Sie beobachtete nicht, wie sonst üblich, möglichst unentdeckt aus einem Versteck heraus, um die Tiere nicht zu stören, sondern wurde Teil einer Schimpansenherde. Sie lebte, schlief, aß mit den Tieren. Anfängliches Misstrauen und Drohverhalten unter den Tieren wandte sich in Akzeptanz und sie konnte das Verhalten und den Umgang der Schimpansen untereinander hautnah beobachten. Sie erlebte Sozialverhalten und Persönlichkeitsmuster, wie man sie bisher in der Wissenschaft nur Menschen zugestanden hatte. Die Schimpansen zeigten Freude, Trauer, Zorn, sie führten sogar Krieg gegeneinander. Die Entdeckung Goodalls, dass die Schimpansen Werkzeuge verwendeten, sie sogar passend herstellten, revolutionierte die Erkenntnisse der Verhaltensforschung.
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Verdiente Anerkennung für Jane Goodall
Die Erfolge ihrer teilnehmenden Beobachtungsmethode brachte Jane Goodall die Anerkennung der Fachwelt ein. Obwohl sie nie studiert hatte, konnte sie 1965 an der Universität von Cambridge promovieren, veröffentlichte ihre Studien und erlangte mit ihrem Buch „Wilde Schimpansen“, in dem sie der breiten Öffentlichkeit anschaulich und begeisternd das Leben der Schimpansen untereinander vermittelt, Weltruhm. Sie lehrte von 1971 – 1975 als Gastprofessorin in Stanford, Kalifornien, und gründete 1977 das „Jane Goodall Institute for Wildlife Research, Education and Conservation“ als Absicherung ihrer Arbeiten und Schutz der Schimpansen in Gombe. Aus der aktiven Feldforschung zog sich Jane Goodall 1987 zurück, nicht aber aus der Öffentlichkeit.
Von der Forscherin zur Aktivistin
Als Botschafterin der Schimpansen bereist die heute 76-Jährige noch immer die Welt, hält Vorträge, nimmt an Konferenzen teil und verfolgt weiter ihre Mission: Menschen zu überzeugen, den Tieren und der Umwelt Verständnis und Achtung entgegenzubringen. Mit dem Programm „Roots and Shoots“, das sie 1991 in Tansania ins Leben rief, werden Kinder motiviert, sich im Natur- und Umweltschutz in kleinen Schritten einzusetzen. Mit fast 10.000 Gruppen ist „Roots and Shoots“ mittlerweile in 120 Ländern vertreten. Für viele ist die kleine Frau mit der großen charismatischen Ausstrahlung zu einer Hoffnungsträgerin geworden, die lehrt, wie viel ein einzelner Mensch mit Hingabe für eine Aufgabe erreichen kann. Sie wird gerufen, wenn darum geht, Hoffnung zu wecken, wie beispielsweise in ein Indianer-Reservat in den USA. Die UN ernannte sie zu Friedensbotschafterin und lässt sie ihre Botschaft in die Welt tragen: „Nicht aufgeben!“
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