Die althochdeutsche Bezeichnung „fledarmus“ (Fledermaus) bedeutet soviel wie „Flattermaus“. Die Tiere mit Riesenohren und Hautflügeln sind jedoch gar keine Mäuse. Der Körper sieht zwar dem einer Maus ähnlich, doch sind sie keine Nagetiere. Zwar haben sie Flügel, doch sind sie auch nicht den Vögeln zuzurechnen. Merkwürdiges Getier also.
Was wohl kaum jemand bei seinem ersten Kontakt mit den Flattertierchen vermutet: Sie gehören – jedenfalls in Europa – zu den nächsten Verwandten des Menschen. Als Primaten sind sie mit Menschen und Affen näher verwandt als mit Mäusen oder Vögeln. Sie gebären fast nackte Jungen, die sie säugen und leben in größeren Verbänden mit ausgeprägter Sozialstruktur.
Fledermäuse sind Geschöpfe der Nacht, die sich, anders als viele Nachttiere, nicht mit restlichtverstärkenden Augen orientieren, sondern sozusagen mit den Ohren sehen: mittels Echoortung.
Sie stoßen Schreie aus und fangen mit ihren sensiblen und sehr beweglichen Ohren wie mit Radarschirmen das Echo auf, das die Umgebung, z. B. umherfliegende Insekten, zurückwirft. In Sekundenbruchteilen entwickeln sie eine akustische Landkarte, auf der leckere Nachtfalter und anderes Getier deutlich genug markiert sind, dass die Flugmaus sie mit den Füßen oder ihren spitzen kleinen Zähnen packen und verspeisen kann.
Fledermausflügel bestehen aus einer zwischen Armen und Beinen über die Handknochen aufgespannten Haut. Nur der Daumen mit Kralle schaut heraus. Er dient als Kletterhilfe. Hand- und Fingerknochen sind gelenkig und ermöglichen es, die Flügel zur Steuerung sehr präzise zu formen und zu bewegen.
Mit den kräftigen, krallenbewehrten Füßen hängt sich die Fledermaus kopfüber an ihren Schlafplatz. Praktischerweise rastet dabei eine Sehne ein, so das die Maus ganz entspannt herumhängen kann und sich nicht etwa einen Winter lang aus eigener Muskelkraft anklammern muss. Fledermäuse gebären jeden Juni oder Juli ein Junges, das bereits mit 4–8 Wochen fliegen kann. Im Spätsommer oder Herbst beginnt die Paarungszeit, Eisprung und Befruchtung finden aber erst nach dem Winterschlaf statt, der sich in Deutschland je nach Witterung von November bis März hinzieht.
Fledermäuse sind außerdem eines der preiswertesten Insektenvertilgungsmittel. Die europäischen Fledermausarten ernähren sich fast ausschließlich von Insekten und Spinnentieren, und sie brauchen eine Menge reichhaltiges Futter, um ihre Körpertemperatur auf 40°C zu halten. Pro Nacht und Nase verspeisen sie mehrere Gramm Insekten und liefern gleich auch noch Dünger.
In den 70er Jahren hatte der starke Einsatz von Insekten- und Unkrautvernichtungsmitteln in der Landwirtschaft und andere Faktoren fast zum Aussterben der nützlichen Helfer geführt. Die Bestände bekannter Fledermausquartiere sanken auf zwei Prozent der Population.
Doch Bedeutung und Wert der kleinen Flugtiere wurde gerade noch rechtzeitig erkannt. Seit über einem Jahrzehnt schützt ein UN-Abkommen Fledermäuse in Europa. Das Interesse an den Flattertieren steigt kontinuierlich. Dank verringerter Pestizideinsätze und verschiedener Schutzmaßnahmen erholen sich die Bestände langsam.
In Europa sind bislang 37 verschiedene Fledermausarten nachgewiesen worden, erfährt man bei EUROBATS, dem Fledermaus-Sekretariat der Vereinten Nationen in Bonn. Weltweit gibt es etwa 800 Arten.
Wer gern selbst einmal Fledermäuse beobachten möchte, kann z. B. eine der vielen Batnights besuchen, die in ganz Deutschland stattfinden oder hält einfach beim Dämmerungsspaziergang über Parkwiesen oder am Waldrand Ausschau.
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