Eurokrise hin oder her: Deutschlands Kinder spüren davon wenig. Rund 27 Euro stehen dem Nachwuchs im Alter zwischen sechs und 13 Jahren im Durchschnitt monatlich zur Verfügung – und das sind stolze zehn Prozent mehr als im Jahr 2011. So sagt es die aktuelle Kids-Verbraucher-Analyse des Egmont-Ehapa-Verlags. Und daraus lässt sich der Rückschluss ziehen, die europäischen monetären Verwerfungen sind jedenfalls hierzulande nicht in den Familien angekommen; die Eltern werden wieder großzügiger. Und weiter: Der Einfluss der Kinder als Wirtschaftskraft wächst. Rechnet man allein das Taschengeld und Geldgeschenke zum Geburtstag der sechs- bis 13jährigen oder Bargeld zu Weihnachten zusammen, so stehen dieser jungen gesellschaftlichen Gruppe im Jahr 2012 sage und schreibe insgesamt 2,87 Milliarden Euro zur Verfügung.
Nach Sparzielen ist nicht gefragt worden
Eine stolze Summe. Und was machen die Kids damit? 63 Prozent der Kinder gibt das Geld vorzugsweise für Süßigkeiten, Kekse, Kaugummi aus; 44 Prozent in erster Linie für Zeitschriften und Comics, ein Drittel bezahlt davon Getränke und Essen außer Haus. Dagegen sind die Ausgaben fürs Kino (15 Prozent) zurückgegangen, und die Handykosten schlagen bei 13 Prozent erstaunlich gering zu Buche. Wobei einzukalkulieren ist, dass hier die Eltern häufig noch mal extra etwas drauflegen. Last but not least – was die Kinder von ihrem Taschengeld sparen und auf die hohe Kante legen – das ist in dieser Umfrage bedauerlicherweise nicht abgefragt worden.
Das Kind soll nicht betteln müssen
Das Taschengeld als sozial- und gesellschaftspolitischer Faktor. Sozialpolitiker und Pädagogen haben dem Thema immer wieder großen Raum gegeben, mit einigen deutlichen Ratschlägen: Damit das Kind mithilfe des Taschengeldes auch einen möglichst optimalen Lerneffekt erhält, sollten die Eltern einiges beachten. Der Auszahlungstermin sollte pünktlich sein und nicht angemahnt werden müssen. Das Kind soll nicht betteln. Taschengeld-Entzug ist keine geeignete Strafe. Und schließlich, das Kind sollte stets frei entscheiden können, was es von seinem Taschengeld kauft, ohne anschließend hören zu müssen, der Kauf sei „überflüssig“ oder „sinnvoll“ gewesen. Von einer Zweckentfremdung des Taschengeldes, etwa zum Kauf von Schulsachen, raten die Pädagogen ebenfalls ab.
Finanzielle Organisation als Lernziel
Erstes Taschengeld sollte das Kind schon mit vier bis fünf Jahren erhalten. Angemessen sind 50 Cent die Woche. Die wöchentliche Auszahlung sollte bis zum 9. Lebensjahr fortgesetzt werden. Denn Kinder unter zehn Jahren haben meist noch große Schwierigkeiten, über einen ganzen Monat hinweg zu planen. Danach aber wird monatliche Auszahlung empfohlen, weil es dann Zeit wird, finanzielle Organisation zu lernen. Damit sich Eltern orientieren können, also nicht zu wenig oder zu viel geben, gibt es Handreichungen, die besagen, dass für einen Zehnjährigen monatlich 12,50 Euro angemessen sind, für einen 15jährigen 27,50 Euro und für den 18jährigen Heranwachsenden schließlich 62 Euro. In diesem Zusammenhang allerdings ist es auch hilfreich, sich an den Gewohnheiten anderer Familien zu orientieren nach dem Motto: Wie viel Taschengeld bekommen die Freunde ihres Kindes im Durchschnitt?
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