Die Gewalt unter Jugendlichen und Kindern nimmt zu. Gerade an Orten, wo viele Jugendliche aller sozialen Schichten aufeinandertreffen, wie zum Beispiel Schulen, ist das Gewaltpotenzial besonders hoch. Die Gründe hierfür sind vielschichtig und für Erwachsene oft nicht nachvollziehbar. Deshalb setzen Bildungseinrichtungen und öffentliche Träger immer öfter auf den Einsatz von ausgebildeten, jugendlichen Streitschlichtern aus den eigenen Reihen des Nachwuchses – und das mit Erfolg.
Erste Erfahrungen im Ehrenamt
Wie bei den Schiedsmännern oder Schiedsfrauen, die Erwachsenstreitereien außergerichtlich zu klären versuchen, werden von Lehrern und Betreuern an Schulen und in Jugendtreffs Kinder und Jugendliche geschult, um in Konfliktsituationen einzugreifen. Dabei wird großer Wert darauf gelegt, dass diese Streitschlichter aus der Gruppe selbst stammen, die sie betreuen. Voraussetzungen für dieses erste Ehrenamt sind zum Beispiel ein ausgeglichener Charakter, die Fähigkeit, Gespräche zu führen und natürlich auch ein gewisser Mut, in aufkeimenden Streit einzugreifen. Neben den mitzubringenden Fähigkeiten erlernen jugendliche Streitschlichter in speziellen Kursen insbesondere die Grundlagen der Konfliktlösung, wie beispielsweise das frühzeitige Erkennen von Streit oder das richtige Eingreifen in entstehende Konflikte.
Streitschlichter erkennen Probleme von unten
Lehrer und Jugendbetreuer schätzen den Dienst der Streitschlichter, denn sie können sich eher in die Problematiken der Jugendlichen einfühlen, als ein gereifter und erwachsener Geist. Zusätzlich fehlt Erwachsenen zumeist der Zugang zu den Streitenden, da sie die Streitursache erst durch die Betroffenen selbst erfahren, während Streitschlichter in der Regel von Anfang an das Entstehen es Konfliktes verfolgen konnten. Sie treten dann, wenn sie einen Erwachsenen hinzuziehen, nicht nur als wichtige Zeugen auf, sondern spielen in der Gruppe die wichtige Rolle der Vertrauensperson.
Erwachsene spielen eine Nebenrolle
Auch wenn Betreuungspersonen unersetzlich sind, spielen sie in Streitschlichterprogrammen eine untergeordnete Rolle. Die Kinder werden dazu erzogen, Lehrer und Betreuer allenfalls als Supervisor hinzuzuziehen und ihre Probleme unter sich zu lösen. Dabei wird jedoch von den Erwachsenen im Hintergrund streng darauf geachtet, dass weder körperliche Gewalt, noch Schimpfwörter beim Streitschlichten zum Einsatz kommen, um das Geschehen nicht zum Eskalieren zu bringen. Hinzukommt, dass Streitschlichter von besonders geschulten Erwachsenen in Gesprächsrunden betreut werden, um das Erlebte aufzuarbeiten.
Streit schlichten fördert Sozialkompetenz
Seitdem öffentliche Einrichtungen für Jugendliche vermehrt auf den Einsatz von Streitschlichtern setzen, kann man einen Rückgang an gewalttätigen Auseinandersetzungen in den betreffenden Einrichtungen verzeichnen. Das zeigt nicht nur, dass dieser besondere Dienst wirkungsvoll das Gewaltpotenzial unter Jugendlichen senkt, sondern auch, dass die wichtige Sozialkompetenz gefördert wird. Das gilt sowohl für Schlichter als auch Streitende.
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