Viele Kinder träumen vom Reiten, von der Magie der großen, sanft schauenden Pferde, dem unbeschreiblichen Freiheitsgefühl und vielleicht auch von Turniersiegen. Eine Vorliebe für Reitergeschichten, Pferdesticker und Ponyposter sind ein sicheres Indiz für die aufkommende Pferde-Leidenschaft. Spätestens dann, wenn sich das „huflastige“ Thema über Monate, gar Jahre hin hartnäckig hält, fragen sich viele Eltern, ob aus der Schwärmerei nicht doch eine große Liebe werden kann. Die Antwort findet sich wohl nur auf dem Reiterhof.
Wann anfangen? Wo Schwerpunkte setzen?
Bereits mit 3 Jahren können Kinder das Voltigieren erlernen. Hierbei werden auf dem (zunächst still stehenden) Pferderücken gymnastischen Übungen durchgeführt, die hervorragend den Gleichgewichtssinn und das Körpergefühl schulen. Hohlkreuz und Sichelfüßchen werden positiv beeinflusst, und auch Sozialkompetenz sowie Verantwortungsbewusstsein werden gefördert. Turnt man erst einmal auf einem trabenden Pferd und lernt beeindruckende Figuren, fühlt man sich schnell als Zirkusreiter.
Klassischer Reitunterricht wird üblicherweise ab dem Vorschulalter erteilt. Viele Stunden an der Lounge liegen vor den kleinen Reitern, bevor sie wirklich fest im Sattel sitzen und frei traben und galoppieren können. Geländeausritte erfordern ein hohes Maß an reiterischem Geschick und eine sehr gute Vertrauensbasis zwischen Pferd und Reiter, sind also nichts für Anfänger.
An das turniertypische Überspringen von Hindernissen und Dressurreiten ist in den ersten 2 bis 3 Jahren nicht zu denken. Neben der körperlich-sportlichen Komponente birgt der Umgang mit Pferden auch einen ausgeprägt heilerischen Aspekt. Kinder mit Down-Syndrom profitieren von der nonverbalen Kommunikation mit den Tieren ebenso wie verhaltensauffällige oder sprachbehinderte Kinder. Reittherapeuten und Naturpädagogen unterstützen hier die Weiterentwicklung und Persönlichkeitsstärkung.
Welcher Hof ist der Richtige?
Ist die Entscheidung „pro Pferd“ erst einmal gefallen, geht die Suche nach dem passenden Reiterhof los. Entscheidend ist hier natürlich eine gewisse räumliche Nähe, denn wer will schon stundenlang im Auto sitzen für eine Reitstunde? Hinzu kommt das Angebot an Reittieren – kleine Kinder gehören z.B. auf Shetlandponys. Wer ein eigenes Pferd besitzt, benötigt oft eine Unterstellmöglichkeit, in der das Pferd auch betreut wird.
Besonders wichtig ist auch der im Reiterhof herrschende Umgangston. Werden die Tiere gut gepflegt, haben sie große und saubere Boxen, können sie sich ausreichend im Freien austoben – auch als Herde? Es ist üblich, die kleinen Pferdefreunde in die Pflege der Vierbeiner mit einzubeziehen. Wer reiten will, muss eben auch striegeln, füttern, ausmisten – sonst bleibt das Fürsorge- und Verantwortungsgefühl auf der Strecke.
Wie viel Ehrgeiz ist gesund?
Manche Eltern sehen ihren Sprössling bereits als Medaillenträger – aber bis dahin ist es ein weiter Weg. Dieser ist gepflastert mit Ausdauer, Niederlagen und unzähligen Stürzen. Gerade bei Kindern sollte der Spaß im Vordergrund stehen. Die Freude beim Umgang mit dem langmähnigen Freund, der Stolz beim Über-sich-hinauswachsen, das Wohlbefinden auf dem Pferderücken machen die Magie des ganzen aus.
Ansporn an der richtigen Stelle und im rechten Maß, viel Lob und auch gelegentliche Kritik gehören sicher dazu, aber die Entscheidung über Talent und Erfolgsaussichten liegt beim Trainer. Nur er kann ermessen, ob die Sehnsucht nach dem Siegertreppchen berechtigt ist. Doch auch, wenn es dafür einfach nicht reicht, sollte ein glückliches, ausgeglichenes und naturverbundenes Kind als höchst erstrebenswertes Ziel erkannt werden.
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Sehr gelungener Artikel, vor allen Dingen der letzte Absatz ist ein wichtiger Punkt. Der Ehrgeiz muss sich in Grenzen halten, denn bei den Kindern soll in erster Linie die Freude am Reiten geweckt und erhalten bleiben. Kinder wollen aktiv sein und etwas erleben, beim Reiten kommen sie dem Bedürfnis nach.
Vielen Dank für die schöne Zusammenfassung. Eine Ergänzung zum Eintrittsalter würde ich gerne anbringen: Bei meiner Recherche über das Reitangebot bin ich des häufigeren auf das sogenannte Babyreiten gestoßen. Diese Gruppen richten sich vornehmlich an reitende Mütter, die Ihre Kleinkinder schon sehr früh an ein Pferd gewöhnen möchten. Um ein Erlernen des Reiten kann es sich hierbei natürlich nicht handeln, vielmehr steht der soziale Kontakt im Vordergrund.