Eltern mit Kindern im Vorschulalter kennen das Prozedere nur zu gut: Ein bunter DIN-A4-Zettel weist an der Eingangstür der Kindertagesstätte darauf hin, dass ein Fall von „Kopfläusen“ in der Einrichtung aufgetreten ist. Unvermeidlich macht sich Hysterie breit. Der eigene Nachwuchs wird penibel untersucht, vorsorglich werden Bett- und Leibwäsche gekocht, Plüschtiere wandern für einen Tag in die Tiefkühltruhe. Kopfläuse sind lästig und betroffenen Eltern unsagbar peinlich, suggerieren sie doch dem Umfeld, nicht reinlich genug zu sein. Dabei haben die Parasiten überhaupt nichts mit Hygiene zu tun.
Pediculus humanus capitis – die Kopflaus
Die Kopflaus, die ausschließlich Menschen befällt, fällt in die Familie der Parasiten, also der Lebewesen, die auf bestimmte Stoffe ihrer Wirte angewiesen sind. Das flügellose Insekt hat es dabei nur auf unser Blut abgesehen, das es besonders einfach auf der empfindlichen Kopfhaut abzapfen kann. Der charakteristische Juckreiz erfolgt dabei nicht von den Tieren selbst, sondern vom menschlichen Körper. Dieser erkennt Stoffe, die die Laus beim Einstich durch ihren Speichel in den Organismus gibt und beantwortet deren Aufkommen mit einer Immunreaktion. Die hierbei entstehenden Papeln, also Hauterhebungen, jucken stark und lassen einen Läusebefall für Betroffene zur Qual werden. Quälend ist auch, dass man den Plagegeistern schlecht Herr wird. So sind die nur wenige Millimeter großen Tiere mit feinen Borsten ausgestattet, die ein einfaches Auskämmen oder –spülen unmöglich machen. Ähnlich verhält es sich mit der Läusebrut, den Nissen. Die bis zu 150 Eier, die eine Laus legen kann, werden an einzelne Haare geklebt und sind nur mit einem sogenannten Läusekamm zu entfernen.
Einziger Nachweis und beste Hilfe – der Läusekamm
Dieser Läusekamm, der so fein ist, dass er sowohl Nissen als auch lebende Tiere aus dem Haar kämmt, ist das einzige Mittel, um einen Kopflausbefall zu diagnostizieren. Dabei wird der Kamm gründlich vom Haaransatz bis zur Spitze durchs Haar gezogen und offenbart im schlechtesten Fall Tiere und Eier. Läusekämme, die man in allen Apotheken erhält, sind bei der Bekämpfung eines Befalls von großer Bedeutung. Nur mit ihnen und einer Portion Geduld kann man den Plagegeistern wirksam und ohne chemische Keule zu Leibe rücken. Dazu empfiehlt es sich, das Haar mindestens fünfmal täglich gründlich durchzukämmen, um nachschlüpfende Läuse oder nachgelegte Nissen direkt zu entfernen. Sobald keine Tiere oder Eier mehr auf dem Kamm zu finden sind, vergrößert man das Intervall des Kämmens und kontrolliert anschließend im Wochenrhythmus, ob ein eventueller Nachbefall aufgetreten ist.
Putz- und Hygienewahn sind nutzlos
Kopfläuse verlassen ihren Wirt nicht freiwillig. Sie verbreiten sich durch den direkten Kontakt vor allem dort, wo sich viele Menschen aufhalten. Deshalb treten sie in erster Linie in Schulen und Kindergärten auf. Übrigens: Ein Läusebfall hat nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Das heißt, dass eine groß angelegte Putzaktion, wie anfangs erwähnt, einfach unnötig ist. Weder Bettwäsche noch Kuscheltiere dienen als Überträger der Parasiten. Wichtig ist nur, dass jeder im Haushalt eine eigene Haarbürste erhält und diese täglich gesäubert wird. Beim Thema Kopfbedeckungen, wie Mützen oder Hüte, empfiehlt es sich, diese einfach in eine Plastiktüte zu legen. Eine Kopflaus überlebt ohne Blutmahlzeit maximal drei Tage, sodass eine Woche „Hut- und Mützenquarantäne“ genügt, um einen unwahrscheinlichen Befall von Textilien einfach auszuhungern.
Der Plage Herr werden
Läuse unterliegen zwar nicht der Meldepflicht bei Gesundheitsämtern, müssen jedoch seitens der Eltern in Einrichtungen bekannt gegeben werden, um eine Verbreitung weitestgehend zu unterbinden. Sollte es dennoch zu einem Befall kommen, raten Experten schon lange, das eventuelle Auftreten von Kopfläusen einfach mittels Nissenkamm und dessen gründlichen Gebrauch auszusitzen. Es gibt zwar auch chemische Mittel, gegen die Parasiten vorzugehen, jedoch sollte man sich vor Augen halten, dass es sich hierbei um Insektizide, also hochkonzentrierte Insektengifte handelt. Diesen sollte man sich nicht aussetzen. Wichtig ist, dass man sein direktes Umfeld informiert und sein Kind eventuell für die Befallszeit aus Schule und Kindergarten abmeldet.
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