Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Dies sind drei zentrale Fragen, die viele Menschen beschäftigen. Zumindest auf die ersten beiden kann etwas Antwort geben, das mitunter einem sehr komplizierten Puzzle gleicht, das unendlich viele Teile hat, die erst gesucht, gefunden und anschließend zusammengesetzt werden müssen. Das Internet und darin eingespeiste Datenbanken haben der Genealogie, der Stammbaumforschung im letzten Jahrzehnt mächtig Auftrieb gegeben.
Eine Ahnung von den Ahnen: Familienforschung
In Deutschland gibt es an die 70 genealogische Verbände. Mehr als 25.000 Menschen sind darin organisiert, um sich privat als Forscher zu betätigen: Sie erforschen die Geschichte ihrer Familie, vielleicht die Geschichte ihres Familiennamens. Der größte dieser Verbände ist der Verein für Computergenealogie, der die Internetseite compgen.de betreibt. Familiengeschichtsforschung, Namensforschung, Heraldik (Wappenwesen) und Sphragistik (Siegelkunde) sind erklärte Zwecke des gemeinnützigen Vereins. Und er sei „die technische Avantgarde der Genealogenszene„, schreibt Frank Keil in der ZEIT.
Verwandte suchen per Datenbank und Metasuche
Die eigenen Großeltern dürften den meisten Menschen bekannt sein, vielleicht auch noch die Urgroßeltern. Doch was war davor? Wer waren die Eltern, die Geschwister der Urgroßeltern? Wer hat wen geheiratet und welche Kinder gezeugt? Und wen haben diese geheiratet? Viele Familien sind über die ganze Welt verstreut, haben Wurzeln in mehreren Ländern. Die Kriege haben das ihrige dazu beigetragen. Verwandtschaftsgrade werden schnell kompliziert, weshalb häufig übermäßig viele Menschen im Umkreis der Familie als „Tante“ oder „Onkel“ tituliert werden – ohne zwangsläufig überhaupt Verwandte zu sein.
Um dieses Geflecht aufzudröseln, begeben sich heute viele auf die Suche im Internet. Keil: „Langsam, aber unaufhaltsam vollzieht sich ein Wandel: Genealogen sind nicht mehr die älteren Herren mit schütterem Haar, die nimmermüde von Archiv zu Archiv reisen und in unförmigen Aktentaschen Abschriften von Urkunden mit sich schleppen.“ Der Verein für Computergenealogie stellt etliche Datenbanken kostenlos zur Verfügung, darunter Familienanzeigen, Inschriften von Grabsteinen, Totenzettel und Verlustlisten aus dem Ersten Weltkrieg. Per Metasuche können viele Datenbanken mit einem Mausklick abgefragt werden.
Genealogie erfordert Geduld und Hartnäckigkeit
Trotz der Unmenge an Daten, die zur Verfügung stehen, sollte man nicht erwarten, die eigene Familiengeschichte auf dem Präsentierteller serviert zu bekommen. Das Internet kann die Arbeit im Archiv nie ganz ersetzen, betonen die Ahnenforscher. Online schleichen sich Fehler ein – und die verbreiten sich von Datenbank zu Datenbank. Will man sicher gehen, führt also kein Weg daran vorbei, originale Akten und Urkunden im Archiv einzusehen. Die so gewonnenen Erkenntnisse können dann natürlich auf einer externen Festplatte landen oder auf dem Notebook herumgetragen werden.
Zudem empfehlen die Experten, hartnäckig bei den eigenen, noch lebenden Familienmitgliedern nachzubohren. Zwar könne dies mitunter Familienstreitigkeiten auslösen – wenn beispielsweise ein gut gehütetes Geheimnis wie ein uneheliches Kind gelüftet wird – es könne andererseits aber auch dazu beitragen, Zwist beizulegen. Geduld ist unabdingbar, will man den Familienstammbaum erstellen – aber „die Toten laufen ja nicht weg“, so das Motto der Genealogen.
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