Tatsächlich betrachten Städter, die inmitten einer perfekten Infrastruktur wohnen, das Leben auf dem Land durch eine sehr verklärte Brille. Mit beschaulichem Landleben assoziieren sie Entschleunigung, Harmonie und ein Leben in perfektem Einklang mit der Natur.
Ein Idealbild, bei dem echte Landbewohner nur müde lächeln. Sieht das Leben auf dem platten Land jenseits des Speckgürtels doch ein wenig anders aus. Gemeint ist jene Art von Land, in der weder Busse noch Bahnen fahren, in der es keinen Supermarkt, keinen Arzt und kein Nachtleben gibt und in der das Fest vom örtlichen Schützenverein als kulturelles Highlight gilt. Ein derart abgeschiedenes Fleckchen ist für hippe Großstädter natürlich indiskutabel. Und so basteln immer mehr junge Städter an ihrem eigenen kleinen Land-Idyll inmitten trendiger Szenekieze – mit dem Urban Gardening.
Die Brache wird zum Gemeinschaftsgarten
Brachliegende Gelände, von denen es in den Großstädten genügend gibt, werden von Nachbarschaftsinitiativen in Gemeinschaftsgärten verwandelt. Jeder packt mit an und gärtnert nach bestem Wissen und Gewissen.
Handelt es sich um kleine Gartenparzellen, die verpachtet werden, dürfen Erzeugnisse für den eigenen Bedarf angepflanzt werden. Anderenfalls steht eher das gemeinschaftliche Erlebnis im Vordergrund. Angenehmer Nebeneffekt: Selbst gezüchtetes Obst und Gemüse wird gemeinsam zubereitet und miteinander verspeist, zudem bleibt inmitten der grünen Oase niemand lange allein.
Hinter dem Gärtnern steckt freilich mehr als nur die Lust, gelegentlich ein wenig in der frischen Erde zu wühlen und selbst Gepflanztes zu ernten. Soziologen konstatieren, dass der wiedererwachte grüne Daumen auch einem neuen Umweltbewusstsein entspringt.
Die Nahrungsmittelproduktionen mit immer neuen Skandalen und eine Umwelt, die mit Naturkatastrophen um Hilfe schreit, sensibilisiert immer mehr Menschen und weckt den Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit.
Stadtgärten sind gut für die Gesundheit
Auch Mediziner sehen den Trend des City Gardenings mit Freude, denn der Gang in den eigenen Garten kann den Besuch beim Arzt ersetzen. Tatsächlich belegen zahlreiche Studien, dass sich Gartenarbeiten positiv auf die Gesundheit auswirken.
Die Kombination aus natürlicher Umgebung, beruhigenden Geräusche sowie der Vielzahl an Farben und Düften senkt den Stresspegel nachweislich. Zudem fanden Forscher der Kansas State University heraus, dass körperlich anspruchsvolle Gartenarbeit ebenso effektiv vor Osteoporose schützen kann, wie verschiedene Ausdauersportarten.
Auch wer zu Depressionen oder Angststörungen neigt, profitiert vom Jäten und Zupfen im eigenen Garten. Und wie positiv sich die sozialen Kontakte beim Gemeinschaftsgärtnern auswirken, ahnt man auch ohne wissenschaftliche Studien.
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