Viele Gärtner und Gärtnerinnen können mehr als ein Lied singen über eine weit verbreitete Plage: die Nacktschnecken, die es bevorzugt auf zarte Jungpflanzen abgesehen haben und damit einer Ernte von Gemüse und Salat vorzeitig einen Strich durch die Rechnung machen. Doch um die schleimigen und gefräßigen Tierchen geht es nicht beim Nacktgärtner-Tag. Vielmehr sind es die Gärtner selbst, die aufgerufen sind, ihre Kleidung abzulegen und sich anschließend gewissermaßen ganz natürlich um die Natur zu kümmern.
World Naked Gardening Day am 4. Mai
Zum zehnten Mal findet er 2013 statt: der jährliche World Naked Gardening Day (WNGD). Am Samstag, den 4. Mai 2013, sind alle Gartenfreunde und -freundinnen weltweit aufgerufen, unbekleidet der Gartenarbeit zu frönen. Gärtnern ist eine zeitlose Beschäftigung, meinen die Initiatoren vom „Body Freedom Collaborative“, geeignet für junge und alte Menschen, für Singles und Familien – auf dem Land ebenso wie in der Stadt. Gärtnern lässt sich auf dem Feld ebenso wie im Garten oder im Blumentopf auf der Fensterbank. Warum aber nackt?
Zunächst einmal aus einem ganz einfachen Grund: weil es Spaß macht. Meinen zumindest die Nacktgärtner, und erläutern, dass unbekleidetes Gärtnern gleich nach dem Nacktschwimmen in der Beliebtheitsskala der Freikörperkultur ganz oben steht. Es geht jedoch nicht nur um den puren Spaß. Den Nacktgärtnern geht es auch um ein gesundes Körperbewusstsein, um die Akzeptanz des mutmaßlich nicht perfekten, möglicherweise alternden eigenen Körpers. Also daran zu erinnern, dass der Mensch selbst Teil der Natur ist.
Naturnahes Gärtnern auf spezielle Weise
Der WNGD will nicht politisch sein, will nicht missionieren, vielmehr rufen die Initiatoren dazu auf, aus dem Tag etwas Eigenes zu machen, sich ihn anzueignen und schlicht bekannter zu machen. Als Welt-Tag dient er dazu, ganz verschiedene Menschen, einzelne sowie Gruppen, miteinander zu verbinden. Was jeder daraus macht, kann vollkommen individuell und unterschiedlich sein.
Nur mit Gartenschuhen bekleidet, im Vorgarten der Reihenhaussiedlung das Unkraut zwischen den Stauden zu entfernen, könnte Ärger geben. Einfach in der Wohnung bleiben, geht selbstverständlich auch. Oder man macht es wie die Irin Dee Sewell, die in einem Selbstversuch getestet hat, ob nacktes Gärtnern eine befreiende Wirkung hat. Ausschlaggebend war für sie die Reaktion ihrer Kinder, die sich schon fremdschämten, als ihre Mutter die Idee nur aussprach.
Sie wartete also aus Rücksicht auf ihre Familie, bis sie allein zu Haus war, und ging dann in ihren Folientunnel, um sich dort inmitten ihrer Pflanzen zu entkleiden. Rasch fiel ihr auf, dass sie besser vorher Wasser vom Brunnen geholt hätte – der sich am Eingangstor befindet; und dass sie nicht wie gewohnt die Hände an der Jeans abwischen konnte. Zunächst kam sie sich ziemlich töricht vor, wie sie in ihrem Blog berichtet, zog nach 45 Minuten jedoch eine positive Bilanz. Sie empfand die Sonne auf ihrem Körper als angenehm und fühlte sich wohler in – ja, in ihrer Haut.
Gärtner im mediterranen Raum sind klar im Vorteil
Wer beim WNGD mitmachen möchte, muss einiges im Blick behalten – seien es die eigenen Kinder, die vor Scham im Dreieck springen, entsetzte Nachbarn, die einen wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses anzeigen – oder aber das Wetter. Nicht überall wird es am 4. Mai schön warm und sonnig sein, schon gar nicht in diesem Jahr des nicht enden wollenden Winters. Besondere Obacht sollte stechenden und brennenden Pflanzen zuteil werden, etwa Disteln oder Brennnesseln. Unbedingt empfehlenswert nach dem nackten Gärtnern ist auch, sich gründlich nach Zecken abzusuchen.
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Der Artikel enthält eine Falschinformation: Nachbarn sind nicht die Öffentlichkeit; jeder kann in seinem Garten tun und lassen was er will. Auch nackt gärtnern.
Im Übrigen macht es auch total Spass und ist sehr ökologisch.
Warum das denn? Das ist keine Falschinformation. Nachbarn sind ein Teil der Öffentlichkeit. Sie sind auch Bürgerinnen und Bürger. Der Duden definiert „als Gesamtheit gesehener Bereich von Menschen, in dem etwas allgemein bekannt [geworden] und allen zugänglich ist“. Im Übrigen wurde doch nur darauf hingewiesen, dass sich Nachbarn daran stören könnten. Und dies wäre dann eine Erregung öffentlichen Ärgernisses. Aber es gibt ja auch tolerante Nachbarn. 🙂