Erwählt man regelmäßige Gartenarbeit als Hobby, profitiert man davon in jeder Lebensphase. Egal in welchem Alter, ob Kind oder Senior, Mann oder Frau, gesund oder krank: fast alle Menschen halten sich gern in der Natur auf und genießen die vielfältigen Grüntöne, bunten Blumenfarben und Düfte, die man in einem Garten erleben kann – und natürlich den direkten Kontakt mit der Erde.
Schon seit Menschengedenken spielen Gärten immer wieder eine tragende Rolle in der Mythologie wie im Alltag. Nicht von ungefähr stellten sich die Menschen das Paradies als Garten Eden vor: Ein Stück Natur, umhegt und daher geschützt, in dem alles Gute blüht und gedeiht und reiche Frucht trägt – so musste einfach das optimale Lebensumfeld aussehen.
Die Faszination, die vom Werden und Vergehen und der Mannigfaltigkeit der Pflanzen und Tiere ausgeht, fasst schon Dichterfürst Goethe in treffende Worte: „Die Natur schafft ewig neue Gestalten; was da ist, war noch nie; was war, kommt nicht wieder – alles ist neu und doch immer das alte.“
Baut man selbst im Garten Pflanzen, Obst oder Gemüse an, so genießt man einerseits die Freude, etwas körperlich zu tun, zum anderen kann man sich am Wachsen der Pflanzen und später über eine (hoffentlich) reiche Ernte freuen.
Doch etwas Arbeit gehört schon dazu: ums Jäten kommt man kaum herum. Doch auch das Unkrautzupfen bringt ganz eigene Belohnungen mit sich: Da es sich um eine an sich einfache Tätigkeit handelt, die kaum geistige Anstrengung mit sich bringt und gleichzeitig schnell Ergebnisse zeigt, wirken Erde umgraben genauso wie Jäten, Säen oder Mulch verteilen einfach beruhigend.
Pulsierendes Leben – in langsamen Rhythmen
Nirgendwo findet der Mensch einfacher eine Basis für das seelische und körperliche Wohl als im eigenen Garten. Davon sind sowohl Mediziner als auch Psychotherapeuten überzeugt. Viele Gründe sprechen dafür, sich so oft wie möglich im eigenen Garten aufzuhalten und sich dort zu beschäftigen.
Zum einen entwickelt man mehr inneren Frieden, wenn man immer wieder dieselben und relativ langsamen Bewegungen ausführt wie etwa beim Gras rechen, Jäten oder wenn man trockene Zweige abscheidet. Gerade bei unserem heute meist hektischen Alltag wirkt Gartenarbeit schon wegen ihres gemächlichen Tempos als eine sehr beruhigende Tätigkeit. Bereits eine halbe Stunde im Garten kann dazu beitragen, Stress abzubauen und sich besser zu fühlen.
Therapeutische Gartenarbeit – ein alter Hut für neue Köpfe
Gartenarbeit als Therapieform ist nicht neu. Schon der römische Arzt Galen (129-199 n. chr.) setzte Arbeit in der Landwirtschaft als heilende Maßnahmen ein, auf arabische Traditionen griffen die Beschäftigungsmaßnahmen für verwirrte Geister im Spital von Saragossa im 15. Jahrhundert zurück.
In Deutschland wurde in der Psychiatrie des 18. und 19. Jahrhunderts Gartenarbeit eingesetzt, um „das gestörte Seelenleben zu organisieren.“ Sie sollte dabei helfen, „Leib und Geist zugleich zu stärken, Ruhe und Frohsinn zu gewinnen, Vergessen und Dulden vorzubereiten“, schrieb Bergmann, der Direktor der ersten Heil- und Pflege-Anstalt in Hildesheim im Jahr 1828.
Doch man muss nicht erst krank sein, um die wohltuenden Effekte der jahreszeitlichen Rhythmen und der hegenden, pflegenden und erntenden Gartenarbeit zu erfahren. Wie meinte doch der bengalische Dichter Rabindranath Tagore so lakonisch: „Dumme rennen, Kluge warten, Weise gehen in den Garten.“
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