Nichts ist so unberechenbar, wie das Wetter. Auf Wettervorhersagen im Radio und TV ist in der Regel auch nur bedingt Verlass, sodass sich viele Menschen wieder auf das Wissen vergangener Generationen berufen. Gerade Bauern haben hier über Jahrhunderte Erfahrungen bei der Wetter- und Naturbeobachtung gesammelt und sie in Reime gefasst: Die Rede ist hier von Bauernregeln. Was ist jedoch wahr an den Wettervorhersagen vom Bauernhof?
„Kräht der Hahn heut` auf dem Mist, …
… ändert sich´s Wetter oder es bleibt, wie es ist!“ Diese bekannte Verballhornung der Bauernregel gibt kurz und bündig wieder, was die meisten Menschen in unserer modernisierten und berechenbaren Zeit von Bauernregeln halten – nämlich gar nichts. Dennoch haben sich einige dieser Sprüche bis heute in den Köpfen der Gesellschaft gehalten. Größten Bekanntheitsgrad, gerade unter Gartenfreunden, haben wohl die so genannten „Eisheiligen“ und deren Gedenktage, die Mitte Mai das Ende der Nachtfröste ankündigen. Mit dem Wetter haben Bonifatius, Servatius, Pankratius, Mamertus und Sophie zu Lebzeiten nichts zu tun gehabt. Jedoch ist unbestritten, dass ab dem 15. Mai wirklich nur noch sehr selten mit Temperaturen unter null gerechnet werden muss. So hat die „Kalte Sophie“, welcher an diesem Datum gedacht wird und die letzte der Eisheiligen darstellt, auch ihre eigene Bauernregel erhalten: „Pflanze nie vor der Kalten Sophie!“
Von nackten Schafen – die Schafskälte
Nach den Eisheiligen begannen die meisten Schäfer, aufgrund der milder werdenden Tagestemperaturen, ihre Schützlinge zu scheren. Der Kälteeinbruch, der in der Zeit vom 04. bis zum 20. Juni zumeist nur in Deutschland die Temperaturen um fünf bis zehn Grad Celsius fallen lässt, kann den nackten Tieren tatsächlich gefährlich werden. So erhielt die erste Junihälfte im Volksmund den Namen „Schafskälte“. Erklärbar ist der Temperatursturz mit der von der warmen Vorsommersonne erwärmten Festlandluft, die nach oben steigt und so den noch sehr kalten Atlantikwinden Platz und Möglichkeit bietet, ins Festland zu fließen.
Beliebtes Wetterorakel: Siebenschläfer
Gleiche Bekanntheit wie Eisheilige und Schafskälte hat der 27. Juni, der Siebenschläfertag. Dieser hat im Übrigen nichts mit dem gleichnamigen Nagetier zu tun, sondern wurde nach sieben Heiligen benannt, die 200 Jahre in einer Höhle geschlafen haben sollen, bevor sie geweckt wurden. Die Namensgebung bestätigt auch die Bauernregel: „Wenn die sieben Schläfer Regen kochen, so regnets ganze sieben Wochen!“ Auch wenn die meisten wissen, dass es so ein Wetterphänomen nur mit großem Zufall geben kann, liegt ein Körnchen Wahrheit in der Prognose. Ende Juni und Anfang Juli legen sich die Luftströme in fünf bis zehn Kilometer Höhe fest, die das Wetter des Sommers beeinflussen. Verlaufen sie eher nördlich, haben die Azorenhochs über Europa und somit gutes Wetter beste Chancen. Bei eher südlichem Verlauf begünstigen die Luftströme, dass sich Atlantiktiefs über dem Festland ausregnen können.
Das berühmte Fünkchen Wahrheit
Bauernregeln können, müssen aber nicht zutreffen. Sie beruhen auf der jahrhundertelangen Beobachtung und Aufzeichnung von Wetterdaten und haben, wie auch die moderne Wissenschaft beweist, in vielen Fällen das sprichwörtliche Fünkchen Wahrheit in sich. Den wirklich sicheren Weg zur Wetterprognose geben sie genauso wenig, wie Langzeitvorhersagen im Fernsehen. Eine Weisheit haben moderne Wettervorhersage und die traditionelle Bauernregel jedoch: „Dreht sich der Wetterhahn oder steht er still, machts Wetter gerade das, was es will!“
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