Jedes Jahr im Herbst schaut die Welt Richtung Schweden, denn im Oktober werden dort die Nobelpreis-Gewinner bekanntgegeben, die sich in den Bereichen Chemie, Physik, Literatur, Medizin und Frieden durch besondere Leistungen ausgezeichnet haben. Hier ist ein Überblick über Entstehung, Gedanke und Nominierungsprozess rund um den Nobelpreis, der wichtigsten Auszeichnung in Gesellschaft und Wissenschaft.
Ein Mann, ein Gedanke
Der Mann, der dem Preis seinen Namen gab, wurde 1833 in Stockholm geboren und war ein weltweit angesehener Wissenschaftler, nicht zuletzt durch die Erfindung des Dynamits. 355 Patente meldete der fleißige Forscher an und sammelte ein zu seiner Zeit gigantisches Vermögen an. Kinderlos geblieben, verfügte Alfred Nobel in seinem Testament die Gründung einer Stiftung, aus der heraus alljährlich in fünf Bereichen Preise verliehen werden sollen. Die Bereiche entsprechen seinen Interessensgebieten. Seine Motivation für die Schaffung eines Friedensnobelpreises wurde viel diskutiert, verdankt er doch gerade der Rüstungsindustrie einen Großteil seines Vermögens. Es mag sein, dass ihn die Begegnung mit der Pazifistin Bertha von Suttner beeinflusst hat. Nach dem Tod Nobels 1896 wurden die vorgeschlagenen Statuten zur Gründung der Nobel-Stiftung im Juni 1900 von der schwedischen Regierung genehmigt und die Stiftungsleitung übernahm die Verwaltung der Gelder.
Investment und Anlagepolitik
Die Finanzierung der Preise erfolgt nicht aus dem Grundvermögen der Stiftung (zum damaligen Zeitpunkt umgerechnet ca. 3,5 Millionen Euro, 2008 bereits 315 Millionen Euro), sondern laut Testamentsbestimmung aus den jährlichen Nettoerträgen der Stiftung. Genau genommen handelt es sich bei der Nobel-Stiftung um eine Investmentgesellschaft, die mit Aktien, Wertpapieren und Immobilien arbeitet – Alfred Nobel forderte in seinem Testament die Anlage in „sicheren Wertpapieren“. Laut Statuten müssen jährlich mindestens 60 % der Erträge in fünf gleichen Teilen an die Nobelpreisempfänger verteilt werden.
Nominierung und Auswahl
Erster Schritt zum Nobelpreis ist immer, in einer Kategorie nominiert, also dem jeweiligen Auswahlkomitee vorgeschlagen zu werden, was nur durch eine dazu berechtigte Person geschehen kann. Berechtigt hierzu sind bisherige Nobelpreisträger, Mitglieder der Nobelkomitees und Wissenschaftler und Professoren der Fachrichtungen an skandinavischen Hochschulen und weiteren ausgewählten Universitäten. Zur Nominierung für den Friedensnobelpreis sind auch Mitglieder aller Regierungen, internationaler Gerichte oder Friedensforschungsinstitute berechtigt. Bei der Vergabe der Nobelpreise sind die Gremien an Vorgaben des Testaments und der Stiftungsstatuten gebunden. So dürfen beispielsweise nur noch lebende Personen ausgewählt werden und jeder Preis darf auf maximal drei Personen aufgeteilt werden – bei der Vergabe des Friedensnobelpreises selten ein Problem, in wissenschaftlichen Bereichen wegen der heutigen intensiven Teamarbeit aber häufiger.
Der große Tag
Die Verleihung und Übergabe der Nobelpreise erfolgt jedes Jahr mit großen Feierlichkeiten am 10. Dezember, dem Todestag Alfred Nobels. Der Friedensnobelpreis wird, wie vom Stifter festgelegt, in Oslo verliehen (zur Zeit der Stiftungsgründung bestand noch die Schwedisch-Norwegische Union), alle anderen Preise in Stockholm. Hier ist es der König selbst, der die Übergabe vollzieht. In Schweden ist dieser Tag der sogenannte „Nobeltag“ und das Hissen der schwedischen Flagge drückt die Identifizierung dieses Landes mit dem Preis aller Preise aus.
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