Seit April 2010 können Verbraucher einmal jährlich gebührenfrei eine Selbstauskunft über ihre bei der Schufa (Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung) gespeicherten Daten beantragen. Um welche Daten geht es hier überhaupt, ist eine solche Selbstauskunft nötig und wie funktioniert sie? Wissen Sie Bescheid?
Selbstauskunft wird genutzt
In den ersten vier Monaten nach Einführung der kostenfreien Selbstauskunft haben 450 000 Verbraucher diese Möglichkeit genutzt, um die über sie gespeicherten Daten zu überprüfen, das ergibt fast 4000 Anfragen täglich. Berichte einiger Nachrichtenagenturen, dass rund ein Drittel der überprüften Eintragungen fehlerhaft sei, stellten sich schnell als Falschmeldungen heraus, die auf einem fehlerhaften Vorabbericht basierten. Vielmehr ergab eine Überprüfung von Stiftung Warentest eine Fehlerquote von einem Prozent und das unberechtigte Vorhandensein von veralteten Daten in 8 Prozent. Das zur Selbstauskunft benötigte Formular kann u. a. bei der Schufa heruntergeladen werden (SCHUFA-Auskunft online oder Datenübersicht nach §34 BDSG).
Welche Daten werden gespeichert und wie lange?
Gesammelt werden zum einen personenbezogene Daten wie Name, Geburtsdatum, Adresse, zum anderen kreditrelevante Informationen wie Kontoinformationen, Leasingverträge, Kredite, Bürgschaften. Diese Informationen erhält die Schufa über ihre Vertragspartner (Banken, Versicherungen, Versandhändler usw.), aber auch aus Schuldnerverzeichnissen von Amtsgerichten und über eidesstattliche Versicherungen. Die Schufa weiß also, wie viele Kredite Sie gerade laufen haben, ob Sie Konten bei verschiedenen Banken haben und ob Sie Ihre Raten auch wie vereinbart zurückzahlen. Die Höhe des Einkommens oder des Kontostandes darf aber nicht gespeichert werden. Informationen über Girokonten und Kreditkarten müssen nach Kontoauflösung gelöscht werden, bei Versandhandelskonten drei Jahre danach. Daten, die einen Kredit betreffen, dürfen nur bis zu drei Jahren nach dessen Rückzahlung gespeichert bleiben, ebenso wie Daten aus den Schuldnerverzeichnissen von Amtsgerichten.
Der Score – kleiner Wert mit großer Auswirkung
Aus den gespeicherten Daten berechnet die Schufa auch einen sogenannten Score-Wert, der zwischen 1 und 1000 liegt und die Kreditwürdigkeit eines Verbrauchers auf einen Blick widerspiegeln soll. Je niedriger der Score-Wert, desto wahrscheinlicher ein Kreditausfall. Die genaue Berechnungsformel ist noch immer nicht offen gelegt, aber seit April müssen die grundlegenden Faktoren und die Herkunft der Daten bekannt gegeben werden. Scores werden nicht aus persönlichen Daten heraus berechnet, sondern in Zusammenhang mit bestimmten Vergleichsgruppen, aus deren Statistiken sich Prognosen erstellen lassen. Auch wer selbst noch nie mit Krediten zu tun hatte und sich nichts zuschulden kommen ließ, kann also einen schlechten Score-Wert erhalten.
Auskunft auch ohne Einverständnis?
Grundsätzlich darf die Schufa Kreditinstituten nur dann Auskunft erteilen, wenn das Einverständnis des Betroffenen vorliegt. In Kreditanträgen sind Schufa-Klauseln, die diese Einverständniserklärung beinhalten, meist automatisch enthalten und beim Herausstreichen dieses Passus ist das Risiko natürlich groß, dass dem Kreditersuchen nicht stattgegeben wird. Gegen eine Gebühr und bei Vorlage des schriftlichen Einverständnisses erteilt die Schufa allen kreditgewährenden Unternehmen und solchen Unternehmen, die ein finanzielles Risiko tragen, Auskunft über erfragte Einzeldaten und/oder Score-Werte. Dieses Einverständnis gilt dabei immer nur einmalig, für jede erneute Auskunft ist also eine aktuelle Einwilligung nötig. Übrigens war dieses Einverständnis bis 1985 nicht nötig, diese Klausel wurde erst da auf eine Initiative des Berliner Verbraucherschutzes hin vom Bundesgerichtshof im sogenannten Schufa-Urteil angeordnet.
Nicht ganz unumstritten
Bei der Schufa, genauer: Schufa Holding AG, handelt es sich nicht um eine gemeinnützige Vereinigung oder gar um eine staatliche Stelle, sondern um ein privatwirtschaftliches Unternehmen, getragen von kreditgebenden Institutionen der Wirtschaft und finanziert sich hauptsächlich über Auskunftsdienstleistungen. Sie beschäftigt laut Angaben auf ihrer Homepage rund 800 Mitarbeiter bei einem Jahresumsatz 2009 von ungefähr 98 Millionen Euro. „Wir schaffen Vertrauen“ setzt die Schufa als Motto über jede Seite ihrer Internetpräsenz und verspricht ein Höchstmaß an Transparenz. Das System und die Arbeit der Schufa ist auch nach den Maßgaben, die seit April gelten, nicht unumstritten; während als Vorteil für Verbraucher allgemein der Schutz vor der eigenen Überschuldung dargestellt wird, sehen Verbraucherschutzbände und Datenschützer hierin eine Entmündigung des Bürgers, der ohne sein Einverständnis zur Schufa-Abfrage viele Verträge nicht abschließen kann.
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