Nicht erst seit den Medienberichten über Walter Steinmeier aktuell: Organspende. Für 12.000 Menschen in Deutschland ist es ein lebensentscheidendes Thema. Sie warten dringend auf ein Organ, sei es Herz, Leber, Niere oder Lunge, um ihr erkranktes Organ zu ersetzen. Den größten Anteil daran haben Nierenkranke. Welche Chancen und Möglichkeiten haben sie, mit einem neuen Organ ein neues Leben beginnen zu können? Hier ist ein Überblick über den aktuellen Stand in Deutschland.
Warten auf eine neue Niere
In Deutschland warten über 8000 Dialysepatienten auf die Transplantation einer Niere, womit ihre Zahl dreimal so hoch ist wie die Zahl der jährlich transplantierten Nieren, so informiert die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) auf ihrer Homepage. In Abhängigkeit von der Blutgruppe und der medizinischen Dringlichkeit beträgt die durchschnittliche Wartezeit momentan fünf bis sechs Jahre. Eine lange Zeit, in der dreimal wöchentlich in einem mehrstündigen Verfahren in einem Dialysezentrum das Blut des Erkrankten gereinigt werden muss. Die Lebensqualität und vor allem auch die Leistungsfähigkeit eines Dialysepatienten sind stark herabgesetzt. Die Krankheit ist zentrales Thema, um die sich das Leben dreht. Zu den krankheitsbedingten körperlichen Beschwerden kommen mit der Zeit bei vielen deshalb auch psychische, depressive Störungen hinzu.
Leben aus dem Tod
Die meisten Nieren, die in Deutschland transplantiert werden, werden Verstorbenen kurz nach ihrem Tod entnommen. Hierzu muss die Zustimmung des Verstorbenen, beispielsweise auf einem Organspendeausweis, oder das Einverständnis der Angehörigen vorliegen. Der Hirntod des Spenders muss zweifelsfrei ärztlich festgestellt werden. Darauf erfolgt über die Datenbank von Eurotransplant, der zentralen Vermittlungsstelle für alle Organspenden in Deutschland, den Benelux-Ländern, Österreich, Slowenien und Kroatien, der Abgleich der medizinischen Daten, um den geeigneten Empfänger zu ermitteln. Im Normalfall sollte das Organ innerhalb von 24 Stunden transplantiert werden, um die Funktionsfähigkeit der Niere bestmöglich zu gewährleisten. Der Empfänger muss also jederzeit kurzfristig erreichbar sein und sofort auf die Operation vorbereitet werden.
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Aktuelles Thema Lebendspende
Die Alternative, um die lange Wartezeit auf eine Niere zu verkürzen, ist die Spende der Niere eines Erwachsenen, der sein Leben mit dem Verbleib seiner zweiten Niere unbeeinträchtigt weiterführen kann. Voraussetzung ist ein guter Gesundheitszustand des Spenders, die unabhängig festgestellte Freiwilligkeit der Spende und dass es sich um einen Verwandten oder eine Person handelt, die mit dem Empfänger in einer engen persönlichen Beziehung steht. Über diese Bedingung soll der Missbrauch über Organhandel ausgeschlossen werden. Der Spender ist innerhalb kurzer Zeit wieder voll einsatzfähig. Auch alle Kosten für eine Lebendspende werden übrigens von der Krankenkasse übernommen, auch die Kosten der Voruntersuchungen, in denen natürlich zunächst einmal festgestellt werden muss, ob das Spenderorgan geeignet ist und über Blutgruppenabgleich und der sogenannten Kreuzprobe Unverträglichkeiten ausgeschlossen werden können. Etwa 600 Lebendspenden wurden 2009 in Deutschland durchgeführt und es ist zu hoffen, dass die Zahl durch die aktuellen Medienberichte über die Lebendspende von Walter Steinmeier an seine Frau weiter ansteigt.
Das neue Leben danach
Nach der Transplantation erhält der Empfänger sofort Medikamente, die eine Abstoßung des neuen Organes verhindern sollen und die er lebenslang regelmäßig einnehmen muss. Sie unterdrücken allerdings alle normalen Immunreaktionen, sodass eine starke Anfälligkeit für Infektionen beachtet werden muss. Das neue Leben kann der Transplantierte nun wie jeder andere Gesunde auch genießen, er sollte sich dabei ausgewogen ernähren, auf Extrembelastungen verzichten und regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrnehmen, denn leider ist nicht jede Transplantation erfolgreich. Die Zahlen sind hier jedoch deutlich unterschiedlich: Bei einer Lebendspende wird nicht nur die Verschlechterung des Gesundheitszustandes durch lange Wartezeit vermieden, sondern auch die Wahrscheinlichkeit der Verträglichkeit erhöht. Laut DSO beträgt die Funktionsrate nach fünf Jahren bei Transplantation von Organen verstorbener Spender 70 %, bei der Lebendspende 84 %, da die Durchblutung der gespendeten Niere wesentlich kürzer unterbrochen wird.
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