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Der Herbst in den Alpen – Sitten, Feste und Touristen

Enzianblüte in den AlpenIn den Alpen gibt es viele kleine Orte, die aufgrund der abgeschiedenen Lage lange auf sich allein gestellt waren und daher auch jetzt noch ihre Ursprünglichkeit erhalten haben. Daher ist es nur verständlich, dass gerade hier viele uralte Traditionen bewahrt wurden. Aber auch in größeren Städten blüht das Brauchtum nach wie vor und wird gerade in jüngster Zeit wieder besonders gepflegt.

Jahreszeit der Einheimischen

Der Herbst, wenn die Ernte eingefahren wird, und das Vieh von den Almen zurückkehrt, stellt eine ganz besondere Saison dar. Denn mittlerweile hat der Tourismus im Sommer wie im Winter nahezu alle Ortschaften der Alpenregion erreicht. Im Herbst, wenn weniger Gäste kommen, werden alte Traditionen auch den Besuchern vorgestellt.

Enzianverkostung im Chiemgau

So veranstaltet das oberbayrische Inzell alljährlich den „Inzeller Bergherbst“. Im Zentrum steht dabei jeden Mittwoch der Waldtag, bei dem die Gäste durch den bunten Wald wandern, beim Holzschnitzen zusehen (Mitmachen ist ausdrücklich erlaubt), das Filzen der Schafwolle kennen lernen oder auch die Enzianherstellung beobachten dürfen. Die anschließende Verkostung ist allerdings mit Vorsicht zu genießen – handelt es sich doch hierbei um den hochprozentigen Alpenbrand und  nicht um die Pflanze an sich. Insgesamt ist die Inzeller Bergherbst eine sehr informative Darstellung des Brauchtums der Region – abgerundet mit leckeren Schmankerln und typischer Musik.

Almabtrieb und Alpenromantik

Almabtrieb im HerbstIm Herbst, meist Anfang Oktober, kehren die Tiere von den hochgelegenen Almen heim, um den harten Winter im Stall zu verbringen. Das wird in nahezu allen Ortschaften mit einem bunten Fest begangen: Die Kuh, die am fleißigsten Milch produziert hat, wird mit einem Blumenkranz geschmückt und führt stolz den langen Zug an. Besucher von weit her bestaunen dieses Spektakel, aber auch die Einheimischen lassen sich die Tierprozession nicht entgehen, sofern sie nicht für die üppig angebotenen kulinarischen Köstlichkeiten sorgen. Vielfach gewähren die Senner in diesem Zusammenhang auch Einblicke in die Käseherstellung.

Der heilige Martin und Futterrüben

Der Martinstag wird in fast allen Gebieten Mitteleuropas begangen. In Österreich wird am 11. November der Wein des jeweiligen Jahres zum „Heurigen“, was die Gemeinden und Winzergenossenschaften entsprechend feiern. Dagegen gibt es in der Schweiz den Räbetag. Speziell angebaute Rüben werden ausgehöhlt und mit eingeschnitzten Gesichtern verziert. Die Kinder stellen Kerzen hinein und ziehen so durch die Straßen. Grundlage für diesen Brauch ist die Vertreibung der bösen Geister, die man bei den Kelten in der dunklen Jahreszeit gefürchtet hat.

Von Kirchmess zur Kirmes – Oktoberfeste

Speziell in Bayern wird nach wie vor die Kirchweih gefeiert. Damit wurde ursprünglich der Tag begangen, an dem die Dorfkirche geweiht worden war. In diesem Zusammenhang gab es ein großes Fest für die gesamte Bevölkerung. Inzwischen findet der „Kirta“ grundsätzlich während der ersten Oktoberwochen statt. Immer noch wird ausgiebig gefeiert und getanzt, aber die Kirchweih hat – wie übrigens die meisten Bräuche – mittlerweile viel von ihrer Ursprünglichkeit verloren.

Fazit

Leider ist ein Großteil dessen, was man als typisch alpenländisches Brauchtum ansieht, sehr stark auf die Vorstellungen der Touristen abgestimmt und daher zu einem Geschäft geworden. Alphornblasen und Zitherspiel, Schuhplattler und Ländler – das sind traditionelle Freizeitbeschäftigungen im Alpenraum. Aber eher im Stillen und ohne fremde Zuschauer. Denn sonst wird es leicht zu einem lauten Spektakel, wie es das Münchner Oktoberfest ist. Allerdings: Auch das sollte man ruhig einmal besuchen – allein schon wegen der gigantischen Ausmaße.

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