Wer hätte das gedacht: Die Bilder aus britischen Pubs und Kneipen während der Fußballweltmeisterschaft 2010 hat wohl jeder noch vor Augen. Patriotische Engländer lassen sich ganz zügellos vor den Kameras dieser Welt über ihren Angstgegner, die deutsche Nationalelf, aus und versuchen ihn via Medienpräsenz verbal und primitiv einzuschüchtern. Zugegeben, in Berlin war man über London „not amused“, hielt sich aber vornehm zurück. Was die Deutschen jedoch jetzt mit einer gewissen Gehässigkeit erfüllen dürfte, sind die Ergebnisse einer neuen Studie auf der Insel, die beweist: Deutsch ist bei den Briten absolut „in“.
Völkeraustausch mal anders
Während sich in Deutschland die Gesellschaft für deutsche Sprache vehement dagegen wehrt, dass sich weitere englische Begriffe im deutschsprachigen Raum etablieren, scheinen sich vor allem in den Großstädten des Vereinigten Königreiches immer mehr deutsche Begriffe problemlos zu verbreiten. Neuester Trend ist das Wort „über“, dass der Anglophone jedoch ohne Umlaut ausspricht, also „uber“. Momentan ist unter jungen Menschen, beispielsweise in London, alles „uber“: der Uber-Chef, der Uber-Guru, uber-cool, uber-cute, uber-charming. In Anlehnung an die ungesungene, erste Strophe der deutschen Nationalhymne, bezeichnen junge Briten besonders hervorragende Dinge mit dem Anhang „uber alles“. Auf der Beliebtheitsskala folgen dem Uber-Wort die Worte „Blitz“, „Meister“ und „Zeitgeist“.
Was viele nicht wissen: Es war schon immer so
Dass Begriffe vom deutschsprachigen Kontinent auf die Insel schwappten und umgekehrt, ist keine Erscheinung des gerade angebrochenen dritten Jahrtausends. So nennt man die Vorschule in England schon lange schlicht „Kindergarten“, Tüll und Rüschen sind häufig „Kitsch“ oder eben „uber-kitschy“ und die Frikadelle auf Brot, das hamburgerische Steak, wurde als „Hamburger“ weltbekannt. Übrigens: Ein übereifriger Mensch, der sich durch Spießigkeit auszeichnet, wird schlicht und ergreifend als “uber-deutsch“ bezeichnet.
Deutsch und Englisch – nahe Verwandtschaft
In der europäischen Sprachfamilie bilden die angelsächsischen Sprachen, also das Englische und Deutsche, mitunter den ältesten Sprachbaum mit gemeinsamen Wurzeln. Wer dies nicht glauben möchte, sollte sich mit dem urwüchsigen Plattdeutsch, vor allem im Nordwesten Deutschland, beschäftigen. Hier verstehen vor allem ältere Menschen, die mit dem Dialekt aufwuchsen, ohne weiteres einfaches Englisch. Aber auch ohne Dialektkenntnis sind die gemeinsamen Wurzeln unverkennbar: kochen – cook; Licht, beziehungsweise leicht – light; Ozean – Ocean.
Zeichen der Globalisierung?
Ob nun deutsche Begriffe ins Englische wandern oder englische Wörter ins Deutsche: Wer Angst bekommt, alles könnte zu einem Einheitsbrei verschmelzen und die nationale Individualität gefährden, fürchtet sich umsonst. Dass Sprachen keine geografischen Grenzen kennen und zur Verbreitung keine Internetverbindung benötigen, ist seit Menschengedenken so. Man denke nur an die europaweite Mode des 18.Jahrhunderts, französisch zu sprechen. Das funktionierte ganz ohne Web und war, dem Vorbild des Sonnenkönigs Ludwig XIV. nacheifernd, absolut trendy – oder, wie der Engländer zu sagen pflegt: uber-in!
Quellen:
Briten lieben das Wort „Ueber“
http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/mensch/sprache-briten-lieben-das-wort-ueber_aid_528658.html
GermanEnglishWords (und Unterseiten)
http://germanenglishwords.com
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