Die letzten Monate waren voll von Unsicherheit und offener Fragen, wenn es um die geldpolitische und finanzielle Zukunft der westlichen Welt ging. Gerade der Kursverlauf des Euro wurde durch die Zahlungsprobleme europäischer Staaten, wie Griechenland, arg gebeutelt und verlor gegenüber dem schon länger etablierten US-Dollar stark an Wert.
Funktion der EZB
Dabei wurde schon früh, ehe der Euro als offizielle Währung in vielen europäischen Staaten eingeführt wurde, festgelegt, dass man zur Stabilität einer gemeinsamen Währung auch eine überparteiliche und eigenständige Institution auf europäischer Ebene benötige. Neben dem Hauptaugenmerk einer konstanten Währung sollte man ebenso versuchen, den Rahmen der wirtschaftlichen Entwicklung im europäischen Raum in gewissen Grenzen zu halten. Damit war die EZB gegründet.
Unabhängige EZB
Auch die Konkurrenzwährung des US-Dollar besitzt solch eine Institution, das Federal Reserve System, kurz FED. Gegenüber dieser besitzt die EZB allerdings einen klaren, systematischen Vorteil. Denn die FED ist eine Institution des Staates, und daher trotz aller verfassungsgegebenen Autarkie Teil des Staates und der Regierung unterstellt. Im schlimmsten Fall könnte die FED für die Regierung Geld drucken und somit die Gefahr einer Inflation drastisch erhöhen.
Die EZB hingegen ist keiner Regierung unterstellt, sondern ist eine anerkannte und dennoch unabhängige Institution Europas. Sie ist auch nicht finanziell von einem Geldgeber abhängig, sondern verfügt über einen eigenen Haushalt. Auch personell ist die EZB weitestgehend eigenständig, da sie über lange Zeiträume hinweg die Arbeit ihrer Mitglieder in anderen Institutionen untersagt, und somit langfristig für eine Unabhängigkeit von ehemaligen oder künftigen Arbeitgebern absichert. Zu guter Letzt ist die EZB auch in ihrer funktionellen Rolle als regulierende Kraft des Leitzinses unabhängig und muss sich in ihren Entscheidungen nicht gegenüber einem Dritten rechtfertigen. Die Vorteile der EZB gegenüber der FED liegen in ihrem Aufbau also klar auf der Hand.
Wie funktioniert Geldpolitik?
Nun mag sich der geneigte Leser fragen, worin eigentlich die Funktion der EZB besteht. Wenn Sie heute zu einer Bank gehen und einen Kredit aufnehmen, so beziehen sie als Kreditnehmer das Geld von der Bank. Doch woher nimmt die Bank ihr Geld? Die Einnahmen durch Sparer und Anlagen reichen bei Weitem nicht mehr aus, um vor allem Kredite für die Wirtschaft zu finanzieren. Deswegen benötigen Banken ebenfalls einen Kreditgeber, der ihnen für ihre Transaktionen Geld leiht. Genau hier tritt die EZB ins Spiel, denn sie verleiht den Banken über spezielle Mechanismen Geld, das die Banken dann für einen gewissen Zeitraum weiter verleihen können. Senkt oder hebt die EZB die Kosten für diese Kredite, hat dies natürlich auch entweder expansive oder kontraktive Auswirkungen auf den Finanzmarkt. Ebenso verhält es sich mit den Geldmengen, die von der EZB ausgegeben werden.
Die EZB stellt folglich eine wichtige Institution im internationalen Finanzmarkt dar, die rein aus ihrem Aufbau heraus auch gut organisiert ist. Dennoch basieren die Handlungen der EZB auf volkswirtschaftlichen Abschätzungen und Bewertungen. Daher kann es auch hier passieren, dass man fatale Fehlentscheidungen trifft. Europäische Zentralbank – Fluch oder Segen? Das kann jeder für sich selbst entscheiden.
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