Ihr Wort kann Global Player und sogar Staaten in den Verdacht der Zahlungsunfähigkeit bringen. Im Zuge der Krise mehrt sich die Kritik an den Unternehmen.
Als die Anleihen Griechenlands 2010 an den Finanzmärkten in den Keller stürzten, waren mächtige Ratingagenturen daran nicht unbeteiligt. Sie hatten die Kreditwürdigkeit Griechenlands heruntergestuft und damit den Ausverkauf griechischer Staatsanleihen beschleunigt.
Was macht eine Ratingagentur eigentlich?
Das Tagesgeschäft einer Ratingagentur besteht darin, die Bonität von Unternehmen und Staaten zu bewerten. Während Creditreform und Co. die Kreditwürdigkeit kleinerer und mittlerer Unternehmen einschätzen, beschäftigen sich Ratingagenturen mit großen Industrieunternehmen und Staaten, die am Finanzmarkt Anleihen emittieren und dadurch ihre Geschäftstätigkeit finanzieren.
Je besser die Einschätzung einer Ratingagentur im Hinblick auf die Kreditwürdigkeit eines Schuldners ist, desto günstiger kann dieser am Markt Kredite aufnehmen. Die Einstufung der Kreditwürdigkeit durch Ratingagenturen erfolgt anhand von ökonomischen Modellen. Die drei größten Ratingagenturen der Welt sind Standard & Poors, Fitch und Moody´s.
Die Einschätzung der Kreditwürdigkeit eines Schuldners wird im Finanzjargon auch als „Rating“ bezeichnet. Stuft eine der drei vorgenannten Agenturen einen Schuldner herab, kann dies zu erheblichen Kursverlusten in den Anleihen und Aktien des Schuldners führen. Auch Akteure, denen am Markt eine mehr oder minder direkte Verbindung zu dem herabgestuften Schuldner unterstellt wird, leiden unter dem schlechteren Rating.
Als die Schuldenprobleme Griechenlands eskalierten und Herabstufungen bekanntgegeben wurden, gerieten auch die Anleihen anderer Mittelmeerstaaten unter Druck – wenn auch nicht in so bedrohlichem Maße wie bei Griechenland.
Die Ratings – von AAA bis?
Ratings werden in Buchstabenkombinationen angegeben, die sich zwischen den einzelnen Ratingagenturen geringfügig unterscheiden. Standard&Poors etwa stuft sehr zuverlässige und verlässliche Schuldner mit der Note „AAA“ ein. Zu den „Triple A“-Schuldnern zählt z. B. die Bundesrepublik Deutschland. Zusätzlich zu den Ratings wird durch Plus- und Minuszeichen eine weitere Unterteilung vorgenommen. Portugal z. B. wurde von A+ auf A- herabgestuft.
Der Blick in die Zukunft: Prognosen von Ratingagenturen
Ähnlich wichtig wie das aktuelle Rating eines Finanzmarktteilnehmers ist der Ausblick, den Ratingagenturen veröffentlichen. Ende April stufte Standard & Poors die Kreditwürdigkeit Griechenlands auf das Niveau BB+ ab und stellte zudem einen negativen Ausblick fest. Die Anleihen Griechenlands gelten damit aus Sicht von Standard & Poors als „Junk Bonds“ – was übersetzt so viel bedeutet wie Ramschanleihe.
Die Einschätzung von Ratingagenturen ist nicht nur für die Kurse von Wertpapieren und die Refinanzierungskosten von Unternehmen und Staaten von Bedeutung. Im Fall Griechenland musste die Europäische Zentralbank ihre Statuten ändern.
Diese sahen eigentlich vor, dass Banken Anleihen mit einem Rating unter „BBB“ nicht als Sicherheit für Notenbank-Geld hinterlegen konnten. Nur durch die Lockerung konnte der Zugang v. a. griechischer Banken zu Zentralbankgeld aufrecht erhalten werden.
Ratingagenturen – so gut wie der Blick in die Kristallkugel?
Im Zuge der Krise sind Ratingagenturen in die Kritik geraten. Die Modelle der Unternehmen, mit denen die Wahrscheinlichkeit von Kreditausfällen und anderen Schwierigkeiten von Schuldnern prognostiziert werden sollen, haben offensichtlich in wesentlichen Bereichen versagt.
So wurden die riesigen Kreditausfälle auf dem US-Immobilienmarkt ebenso wenig rechtzeitig erkannt wie die strukturellen Probleme einiger Volkswirtschaften des Euroraums. Deshalb hat das Gewicht der Einschätzungen von Standard & Poors und Co. in der jüngsten Vergangenheit etwas gelitten.
Ratingsagenturen – Bedeutung von Ratings
Moody’s | Standard & Poors | Fitch | Bewertung |
---|---|---|---|
Aaa | AAA | AAA | Beste Qualität |
Aa1 | AA+ | AA+ | Sichere Anlage |
Aa2 | AA | AA | |
Aa3 | AA- | AA- | |
A1 | A+ | A+ | Prinzipiell sichere Anlage |
A2 | A | A | |
A3 | A- | A- | |
Baa1 | BBB+ | BBB+ | Durchschnittlich gute Anlage |
Baa2 | BBB | BBB | |
Baa3 | BBB- | BBB- | |
Ba1 | BB+ | BB+ | Spekulative Anlage |
Ba2 | BB | BB | |
Ba3 | BB- | BB- | |
B1 | B+ | B+ | Hochspekulative Anlage |
B2 | B | B | |
B3 | B- | B- | |
Caa1 | CCC+ | CCC | Substantielle Risiken / Extrem spekulativ |
Caa2 | CCC | CCC | |
Caa3 | CCC- | CCC | |
Ca | CC | CCC | |
– | D | D | Zahlungsausfall |
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