Das deutsche Bildungswesen kommt den Mädchen entgegen. Belohnt wird, wer fleißig, strebsam und unauffällig ist. Renitenten Jungs hingegen wird gerne ein Aufmerksamkeitsdefizit attestiert, welches mit Ergotherapien oder psychologischer Behandlung behoben werden soll.
Tatsache ist, dass die Mädchen die Schule mit besseren Abschlüssen verlassen. Mädchen zieht es nach dem Abitur eher auf die Universität, ihr Studium beenden sie meist mit besseren Noten als ihre männlichen Mitstudenten. Doch dann knirscht es im Getriebe und die Karrieremaschinerie gerät ins Stocken.
Wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) feststellt, finden sich nur vier Frauen auf dem Chefsessel der 100 größten Unternehmen – von knapp 450 zu besetzenden Vorstandsposten. Doch damit nicht genug. Zahlreiche Studien belegen, dass Frauen weniger verdienen als Männer. Zudem steigen sie seltener auf und müssen ihre Leistung im Gegensatz zu den Männern stärker unter Beweis stellen.
Liegt es tatsächlich an der so oft beschworenen „gläsernen Decke“, dass karrierewillige Frauen das Nachsehen haben? Und ist die Frauenquote, die derzeit in aller Munde ist, tatsächlich die einzige Rettung aus dem Dilemma? Die Norweger setzen bereits auf die Frauenquote. Börsennotierten Unternehmen, deren Aufsichtsrat nicht zu wenigstens 40 Prozent weiblich ist, droht in Norwegen die Schließung.
Typisch weibliche Karrierebremsen: Studienfach, Sozialverhalten, Bescheidenheit
Unabhängig von der „gläsernen Decke“ gerät die weibliche Karriere oft ins Stocken, noch ehe sie angefangen hat – nämlich mit der Wahl eines typisch weiblichen Studienfachs. So interessant die Geistes- oder Sprachwissenschaften auch sein mögen – die Karriereaussichten sind im Bereich der Wirtschafts- oder Naturwissenschaften einfach besser. Und genau in diese Studienzweige zieht es die Männer.
Auch führen im Berufsleben andere Verhaltensweisen an die Spitze. Wer strebsam und angepasst agiert oder es allen recht machen möchte, wird im Spiel um Macht und Anerkennung nicht weit kommen. Bezeichnend im Karrierespiel ist, dass vor allem Frauen im Job das berufliche Umfeld wichtig ist. Geht es um die kleinen Dinge die das Betriebsklima verbessern, ist schnell eine Frau zur Stelle, die sich der Sache annimmt – während sich die Kollegen um ihr berufliches Fortkommen kümmern.
Zudem neigen Frauen dazu, die eigenen Karriereabsichten zu relativieren. Männer bekennen freimütig – und gesellschaftlich anerkannt – dass sie den Chefsessel ansteuern. Und die Frauen? Sie möchten meist ungern als „karriereorientierte Zicke“ dastehen (denn so werden sie gesellschaftlich gern gebranntmarkt) und verheimlichen daher ihre Ambitionen.
Nur: Wer beim Erklimmen der Karriereleiter nicht durch Eigenwerbung auf sich aufmerksam macht, wird übersehen.
Karriere mit Biss
Vor dem Durchstoßen der „gläsernen Decke“ gilt es daher, das weibliche Verhalten in puncto Karriere zu optimieren. An den – von den Männern vorgegebenen – Spielregeln wird sich wohl so schnell nichts ändern. Doch warum wie Don Quijote gegen Windmühlen kämpfen und das Spiel neu erfinden?
Erfolg versprechender ist es, sich einfach an bestehende Spielregeln zu halten. Mit welchen Verhaltensweisen eine Frau im Karrierespiel besteht? Das kann sie sich wunderbar bei den männlichen Kollegen abschauen. Als kleine Einstiegshilfe taugt auch der Hollywood-Streifen „Der Teufel trägt Prada“ mit Meryl Streep. Im Film verkörpert Meryl Streep die Journalistin Anna Wintour, eine der erfolgreichsten und einflussreichsten Frauen im Mode-Business. Wintour ist seit mehr als zwei Jahrzehnten die Chefredakteurin der amerikanischen Modezeitschrift Vogue. Und diese herausragende Position konnte sie ganz sicher nicht verteidigen, weil sie es „allen recht machen wollte“.
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