Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise sorgen sich immer mehr Menschen um den Wert ihres Geldes. Längst vergessen geglaubte Ängste vor einer ausufernden Inflation bedrücken Ökonomen genauso wie Sparer und Konsumenten. Der Grund ist die weltweit massiv ansteigende Staatsverschuldung.
Was versteht man eigentlich unter Inflation?
Inflation ist definiert als eine Situation, in der auf breiter Front die Preise für alle Güter und Dienstleistungen steigen. Das Geld verliert dabei an Wert, weil für eine bestimmte Geldsumme weniger Güter konsumiert werden können.
Inflation gab und gibt es immer. Ob sie zu einem Problem wird, hängt von ihrem Ausmaß an. Die Europäische Zentralbank hat es sich erklärtermaßen zum Ziel gesetzt, die jährliche Teuerungsrate im Euro-Raum bei einem Niveau nahe zwei Prozent zu halten. Inflation in diesem Ausmaß wird nicht als schädlich empfunden.
Wie entstehen Inflationen?
Die heftigsten Inflationen fanden in der Vergangenheit immer dann statt, wenn Staaten und Notenbanken kein Interesse an stabilen Preisen zeigten. Die deutsche Inflation im Jahr 1923 war eine der stärksten, die je in den heutigen Industrienationen stattgefunden hat.
Die damalige Reichsregierung ließ von der Zentralbank Geld drucken, um Ausgaben zu finanzieren. In der Folge verlor die Mark in immer schnellerem Tempo an Wert. So kostete im Jahr 1923 eine Tageszeitung 200 Milliarden Reichsmark. Ein Brötchen kostete 5 Milliarden Reichsmark und ein Stück Butter 428 Milliarden Reichsmark. Der Lohn eines Facharbeiters betrug damals etwa 25 Billionen Reichsmark.
Die Ursache der Inflation von 1923 lässt sich eindeutig bestimmen: Der deutsche Staat war finanziell überfordert und versuchte, seine wachsenden Ausgaben über die Notenpresse zu finanzieren. Die Folgen der Inflation waren dramatisch: Die deutsche Wirtschaftsleistung brach im Zuge der Geldentwertung massiv ein und die Arbeitslosigkeit stieg dramatisch an. Die Reallöhne der arbeitenden Bevölkerung sanken schmerzhaft ab. In der Folge gewannen politisch extreme Parteien an Bedeutung. Das Vertrauen der Bürger in den Staat und ihre Bindung zu ihm schrumpfte deutlich.
Inflation frisst Vermögen ebenso wie Schulden
Inflation vernichtet Finanzvermögen. Zum Finanzvermögen zählen z. B. Guthaben auf Giro- oder Tagesgeldkonten sowie verzinsliche Wertpapiere. Für Schuldner hat Inflation hingegen etwas Gutes: Der reale Wert ihrer Verbindlichkeiten wird reduziert. Deshalb fürchten heute auch viele Anleger, dass die wachsenden Staatsschulden der Industrienationen abermals durch eine Inflation beseitigt werden könnten.
Die Inflation müsste dabei keinesfalls so dramatisch ausfallen wie im Jahr 1923. In den Jahren von 1970 bis 1975 etwa stiegen die Preise in Deutschland um 40 Prozent an. Die Folgen waren in dieser Zeit weitaus weniger dramatisch als 50 Jahre zuvor. Dennoch verlor das Geld an Wert: Am Ende des Jahres 1975 war der Wert von 1.000 DM um fast 30 Prozent geringer als zu Beginn des Jahres 1970.
Die Erfahrung zeigt, dass Inflation in den Industrienationen eng mit der Staatsverschuldung verknüpft ist. Einen zwingenden Automatismus dazu gibt es allerdings nicht: Inflation lässt sich heute gezielt bekämpfen, weil die Notenbanken bereits viele Erfahrungen mit dem Phänomen sammeln konnten.
Wenn die Zentralbank durch eine stabile Geldpolitik konsequent dafür sorgt, dass die im Wirtschaftskreislauf befindliche Geldmenge nicht zu schnell ansteigt, können Phasen mit hohen Teuerungsraten über einen langen Zeitraum unterbunden werden.
© Pixel Trader Ltd. 2013 Alle Rechte vorbehalten