Kredite unter Privatpersonen stehen seit langem in einem zweifelhaften Ruf: Sie werden schnell mit Kredithaien und Wucherzinsen in Verbindung gebracht. Innovative Kreditplattformen im Internet räumen mit diesen Vorurteilen auf.
Über virtuelle Marktplätze werden Anleger und Kreditsuchende zusammengeführt, ohne dass ein persönlicher Kontakt hergestellt werden muss. Anleger können anderen Privatpersonen Geld ohne Umweg über eine Bank leihen.
Da die Bank-Marge entfällt – so die Betreiber der Plattformen – erhalten Anleger höhere Zinsen als bei vergleichbaren Anlagen, während Kreditnehmer sich zu günstigen Konditionen Geld leihen können. Stimmt das so? Werfen wir doch einmal einen Blick auf zwei Anbieter.
Beispiel Kreditplattform Smava, geprüft von der Stiftung Warentest
Marktführer im Bereich der Online-Kreditplattformen ist das Unternehmen Smava, das eigenen Angaben nach bereits Darlehen im Umfang von rund 25 Millionen Euro vermittelt hat.
Das Prinzip der Kreditvermittlung bei Smava ist relativ einfach. Verbraucher, die einen Kredit suchen, können ihr Vorhaben auf der Plattform vorstellen. Anleger, die Geld verzinslich unterbringen möchten, können das Projekt dann ganz oder teilweise finanzieren.
Finden sich genügend Anleger, um das Vorhaben zu realisieren, wird der Kreditbetrag sofort an den Darlehensnehmer ausbezahlt. Die Auszahlung erfolgt durch Smava selbst, wobei das Unternehmen hier auf die Infrastruktur eines Bankpartners zurückgreifen kann.
Die Rückzahlung erfolgt wie auch bei Bankkrediten üblich in monatlichen Raten, die durch Smava im Lastschriftverfahren eingezogen werden.
Über die Kreditplattform von Smava, die von der Stiftung Warentest als „erste Wahl“ auf dem noch jungen Markt ausgezeichnet wurde, können sich Kreditnehmer 1.000 bis 50.000 Euro leihen.
Kredite für Angestellte sind ebenso möglich wie Darlehen für Selbständige. Jeder Kreditnehmer wird anhand verschiedener Kriterien in eine Bonitätskategorie eingestuft. Smava kooperiert hier ebenso wie Banken mit der Schufa und nutzt deren Datenbestand und Auswertungen zu Verbrauchern.
Je besser die Bonität – auch hier besteht kein Unterscheid zu einer Bank – desto günstiger fällt der Zinssatz aus. Der günstigste Zinssatz für Kreditnehmer beläuft sich nach Angaben von Smava derzeit auf 4,25 Prozent pro Jahr. Anleger können umgekehrt bis zu 14,35 Prozent Rendite jährlich erhalten.
Wie ist das Risiko für die Kreditgeber?
Anleger tragen als Kreditgeber allerdings ein Ausfallrisiko, das die Anlagen nur sehr bedingt mit denen auf einem Tages- oder Festgeldkonto vergleichbar macht. Kann der Kreditnehmer seinen Verpflichtungen nicht nachkommen, fallen die Zinszahlungen für den Anleger aus. Die Tilgungen werden über breit gestreute Anlegerpools jedoch zu großen Teilen sichergestellt.
Platzt ein Kredit, wird er von Smava an ein Inkassobüro weiterverkauft. Anleger können das Risiko eines Engagements anhand der Bonitätskategorie, in die sie investieren, vergleichsweise gut einschätzen. Um eine mündelsichere Anlage handelt es sich dennoch nicht.
Mini-Kredite bei Auxmoney
Nicht nur Smava will Banken Konkurrenz machen. Auch Plattformen wie Auxmoney haben das Geschäftsmodell für sich entdeckt. Bei Auxmoney sind Investitionen in Kreditprojekte anderer Privatpersonen bereits ab 50 Euro möglich. Kreditnehmer können sich (sofern keine gravierenden Bonitätsmängel wie eine EV oder eine Insolvenz bestehen) unabhängig von ihrer Schufaauskunft Geld leihen.
Kredite nicht unbedingt günstiger als bei Banken
Wie hoch der Mehrwert der Plattformen für Anbieter und Nachfrager nach Geld auf lange Sicht ausfällt, ist nicht mit Sicherheit abzusehen. Auf den ersten Blick jedenfalls scheinen die tatsächlichen Konditionen für Kreditnehmer nicht signifikant besser zu sein als bei Bankkrediten. Auf der Startseite von Smava etwa finden sich mehrere Kreditprojekte, bei denen der Zinssatz im zweistelligen Prozentbereich liegt.
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