Wer Franz Kafkas oder Gustav Meyrinks Texte (Prag) liebt, muss sowieso dorthin. Wer an Architektur bzw. Architekturgeschichte interessiert ist, ebenso. Auf Tschechiens Hauptstadt fielen im zweiten Weltkrieg kaum Bomben – und so ist Prag heute ein riesiges „Freilichtmuseum“ für mitteleuropäische Kulturgeschichte, das man am besten zu Fuß erwandert, wenn man einen wirklichen Eindruck gewinnen und nicht nur die Highlights abklappern will.
„Es liegt Prag fast Mitten in Böhmen an der Moldau in einem sehr lustigen und ziemlich weiten Tal zwischen den Hügeln und schönen Weingebirg“, beschrieb der berühmte Kupferstecher und Verleger Matthäus Merian (1593-1650) die Lage der Stadt, die er in zahllosen Kupferstichen verewigte.
In der hunderttürmigen Stadt kann man Bauten aus mehreren Jahrhunderten europäischer Architekturgeschichte bewundern: von der gotischen Karlsbrücke über die barocke St. Niklas-Kirche am Kleinseitner Ring bis zu zahllosen Rokoko-, Jugendstil- und kubistischen Gebäuden reicht das Spektrum sehenswerter Architektur.
Sehenswürdigkeiten soweit das Auge reicht
Ein guter Startpunkt, um die Stadt zu erkunden, ist einer der bedeutendsten und schönsten Plätze und gleichzeitig das Zentrum der Prager Altstadt (Staré Město), der Altstädter Ring. Im 11. und 12. Jahrhundert diente er den Kaufleuten als Marktplatz, heute laden dort zahlreiche Cafés zum Verweilen ein. Der „Staroměstké náměstí“ ist von zahlreichen interessanten Gebäuden gesäumt. Beispielsweise sollte man unbedingt einen Blick auf und in das Wahrzeichen der Prager Altstadt, die gotische Teynkirche werfen, die mit ihren pittoresken vielgipfeligen Türmen sogleich ins Auge fällt. Sie enthält unter anderem das Grab des Hofastronomen Rudolfs II., Tycho Brahe (1546-1601), seinerseits Lehrer des deutschen Astronomen und Mathematikers Johannes Kepler (1571-1630).
Einen Gang zum Altstädter Rathaus sollte man ebenfalls nicht versäumen: Zum einen ist es an der Südseite seines 69 Meter hohen Turms mit einer sehenswerten astronomischen Uhr aus dem 15. Jahrhundert geschmückt, die zu jeder vollen Stunde eine Prozession von Figuren zeigt. Zum anderen hat man vom Turm aus einen wunderbaren Blick über den Platz und die Dächer der Stadt.
Jüdischer Geschichte begegnet man auf Schritt und Tritt in der nahe gelegenen Josefstadt, dem ehemaligen jüdischen Viertel Prags, dessen Bewohner im Zweiten Weltkrieg fast alle ermordet wurden. Sechs Synagogen sind noch erhalten (z.B. die prachtvoll ausgestattete Spanische Synagoge). Das Jüdische Museum zeigt liturgische Geräte, alte Drucke und Bücher, Teppiche, Tapisserien und Thoramäntel.
Unweit der Maisel-Synagoge liegt der Náměstí Franze Kafky, der Kafka-Platz, an dem auch Kafkas Geburtshaus steht (wo die Straßen U radnice und Maiselova aufeinandertreffen). Dort kann man einen Kafka-Stadtplan kaufen kann, um auf den Wegen des großen Schriftstellers zu wandeln und vielleicht sein Grab auf dem neuen jüdischen Friedhof zu besuchen.
Die Kleine Stadt oder Kleinseite (Malá Strana), wie sie heute heißt, erreicht man am besten über die historische Karlsbrücke. Auf ihr tummeln sich nicht nur zahllose Musiker, Maler und Kleinkünstler, sondern es schieben sich auch ganze Touristenhorden über die alten Steine. Wer den Trubel scheut, sollte sich die Brücke zumindest bei Sonnenaufgang anschauen, wenn sie noch verlassen da liegt.
Auf der Kleinseite unterhalb der Prager Burg und rund um den Hradschin findet man prachtvolle barocke Palais. Von der Burg selbst, naturgemäß einem der bekanntesten touristischen Ziele, hat man einen grandiosen Blick über die malerischen Dachlandschaften, Kuppeln und Türme der prachtvollen Stadt.
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