Buchläden und Büchereien haben gerade im Herbst Hochkonjunktur und bieten eine schier unüberschaubare Vielfalt an Lesenswertem für lange Abende an. Die Themen der Bestseller-Listen scheinen aktuell zu sein, finden sich aber fast gänzlich auch in einem heute eher unbekannten Genre der Bücherregale: Der mittelalterlichen Literatur. Sie beeinflusst bis in unsere Zeit viele Werke namhafter Autoren.
Hauptsächlich Latein
Ein großer Teil der Literatur des Mittelalters ist nicht im Mittelhochdeutschen, der damaligen Form des Deutschen, verfasst, sondern in Latein. Man geht davon aus, dass nur ein verschwindend geringer Teil der Werke – etwa fünf bis zehn Prozent – volkssprachlich war. Doch darunter fallen so bedeutende Werke wie die Carmina Burana, die Geschichten um den legendären König Artus sowie anonym überlieferte Sinnsprüche und Gedichte. Auch Walther von der Vogelweide ist ein Dichter dieser Zeit.
Von tapferen Recken
Die ältesten aller Geschichten findet man in den so genannten Heldenliedern vor, deren Stoff weit aus der germanischen Zeit bis in das Mittelalter und zu uns überliefert worden ist. Das Nibelungenlied ist ein prominentes Beispiel dafür. Nach altem Brauch kämpfen hier Recken um ihr Recht und Damen um ihre Helden.
Camelot als mittelalterlicher Bestseller
Geschichten, Sagen und Epen um die edlen Ritter fanden ihren Höhepunkt in der Artus-Sage. In ihr kämpfen die Ritter der legendären Tafelrunde des sagenhaften Königs gegen allerlei Feinde: Ritter, Zwerge, Riesen, Dämonen – und nicht zuletzt gegen sich selbst. So erzählen Artusromane die Entwicklung eines Menschen, berichten über Erfolge und Rückschläge bis am Ende der Einzelne reifer aus allen Anstrengungen hervorgeht.
Die Kunst der Minne
Sehr beliebt waren indes auch Lieder jeder Art, unter diesen ganz besonders die Minnelieder. Sie erzählen meist von der unerfüllbaren Liebe eines Sängers zu einer hoch stehenden Dame. In eindringlichen Worten schildern sie den sehnsuchtsvollen Schmerz des Liebenden. Die Wissenschaft hat viele Theorien entwickelt, die das Phänomen „Minnesang“ erklären sollen, stand es doch so sehr im Gegensatz zu der herrschenden Ständekultur. Diese Theorien reichen von der Annahme, Minnesang sei ein literarisches Spiel mit Konventionen, bis hin zu der Vermutung, ursprünglich sei der Minnesang aus der Marienverehrung entstanden.
Fazit
Auch wenn der größte Teil mittelalterlicher Literatur kirchlich geprägt ist, sind unsere heutigen Bibliotheken mit einer unglaublichen Vielfalt an spannenden und wissenswerten Werken gefüllt. Für fast alle Schriften sind zudem auch Übersetzungen ins heutige Deutsch vorhanden, so dass sich das Mittelalter auch jedem erschließt, der den damaligen Sprachgepflogenheiten nicht mächtig ist.
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