Viele Menschen rund um den Globus haben die alte Bewegungskunst Tai Chi für sich entdeckt und praktizieren sie, um ihren Geist zu harmonisieren, körperliche Beschwerden zu regulieren, als traditionelle Kampfkunst oder zur Meditation. Wie viele fernöstliche Praktiken wird auch diese als wohltuende Ergänzung und sogar Alternative zur Schulmedizin wahrgenommen. Was genau aber ist Tai Chi, woher kommt es, wie wird es ausgeführt und was bewirkt es?
Die Ursprünge von Tai Chi
Die Anfänge des Tai Chi liegen wohl im ausgehenden 18. Jahrhundert. Zu dieser Zeit „besaß“ eine jede bedeutsame Familie in China ihre eigene Kampfkunst, die in der methodischen und technischen Ausführung von Generation zu Generation weitergelehrt, nach außen aber wie ein Geheimnis gehütet wurde. Als ursprüngliche Trainingsform für den Schwertkampf wird Tai Chi heute nur noch selten praktiziert, mittlerweile liegt das Hauptanliegen in der Förderung und Erhaltung der Gesundheit.
Die Form
Einen vollständigen Bewegungsablauf nennt man Form. Hierbei nimmt der Mensch nacheinander mehrere verschiedene Körperstellungen ein und verbindet diese mit fließenden Bewegungen. Die einzelnen Positionen haben – wie im Yoga – spezielle Bezeichnungen, und eine Form kann schnell einmal aus 140 Positionen bestehen. Es dauert eine Weile, bis man den kompletten Ablauf verinnerlicht hat, aber auch darin liegt ein maßgebliches Merkmal dieses Sportes. Der Weg ist das Ziel, und mit Geduld und Ausdauer erreicht man jenes auch. Die eigentliche Magie des Tai Chi liegt im langsamen und konzentrierten Bewegungsfluss. Kriegerische Stile werden noch immer sehr rasant umgesetzt, aber in der klassischen Variante liegt sprichwörtlich die Kraft in der Ruhe.
Übungen für Körper und Geist
Das Umsetzen einer Form beginnt bereits mit der richtigen Haltung. Aufrecht, mit leicht gebeugten Knien, geradeaus gerichtetem Blick und locker hängenden Armen sammelt man sich im Geiste und stimmt sich darauf ein, die Konzentration in den nächsten Minuten gänzlich auf die körperliche Wahrnehmung zu richten. Der Atem fließt dabei ebenmäßig und leise durch den ganzen Körper. Es ist ratsam, einen ruhigen Tagesabschnitt und einen ungestörten Platz zur Durchführung der Übungen zu wählen. Ob abends im Park, im Wohnzimmer oder morgens auf der heimischen Terrasse – Hauptsache, unliebsame Ablenkung und Störfaktoren sind weit weg. Selbstverständlich kann man sich eine oder mehrere Formen autodidaktisch aus Büchern beibringen, das Training mit einem erfahrenen Lehrer hilft aber gerade bei Anfängern über Unsicherheiten hinweg. Zudem schleifen sich etwaige Fehlhaltungen gar nicht erst ein; man lernt schneller, wie es sich „richtig“ anfühlt.
Die Vielfalt der Wirkungen
Die regelmäßige Anwendungen von Tai Chi-Übungen hat sowohl vorbeugende als auch heilende Wirkungen auf den gesamten Organismus. Generell verbessern sich nach einer gewissen Zeit kontinuierlichen Trainings Beweglichkeit, Regenerationsfähigkeit, Gleichgewichtssinn und Verdauung. Verspannungen lösen sich auf, Kreislauf und Schlafrhythmus stabilisieren sich und auch eine gewisse innere Gelassenheit stellt sich bald ein. Insbesondere bei Gelenkbeschwerden und stressbedingten Störungen der Körperchemie kann Tai Chi enorme Heilwirkungen entfalten, wenn es unter korrekter Anleitung eingesetzt wird. Erfreulicherweise kennt diese Bewegungsart keinerlei Altersbegrenzung, und es wäre wünschenswert, wenn auch in der westlichen Welt unbeirrt in der Öffentlichkeit Übende ganz selbstverständlich zum alltäglichen Leben gehörten. So viele Chinesen können nicht irren.
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