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Mikrobiom:

Der Mensch und seine Bakterien

In uns und auf uns wimmelt es von Bakterien jeglicher Art. Das haben wir zwar alle schon einmal gehört, aber welche Rolle spielen die Bakterien für uns?

Auf und in unserem Körper leben Milliarden von Bakterien.

Viele Milliarden Bakterien sind unsere ständigen Begleiter. Bild: © istockphoto.com

Neueste Erkenntnisse der Forschung wollen uns glauben machen, dass Bakterien sogar unser Denken beeinflussen.

Bakterien beim Menschen

Niemand fühlt sich gern allein und im Grunde genommen ist niemand wirklich allein. Rund 100 Billionen Bakterien sind unser ständiger Begleiter. Gegen diese Riesenmasse Bakterien in und auf unserem Körper kann sich niemand wehren. Das ist auch gut so, denn ohne unsere treuen Begleiter könnten wir nicht lange leben. Tatsächlich entspricht die Zahl der Bakterien, denen wir ein Zuhause bieten, sogar einem Zehnfachen unserer eigenen Körperzellen. Allein rund zwei Kilogramm unseres Körpergewichts machen die Bakterien aus.

Wer hat wen im Griff?

Da fragt man sich, wer eigentlich wen im Griff hat. Der Mensch die Bakterie oder umgekehrt? Einige Forscherstimmen gehen tatsächlich davon aus, dass es den Menschen nur gibt, um den Bakterien einen angemessenen Lebensraum zu bieten. Sie sollen sogar den Menschen geschaffen haben. Die Evolution unterstützt diese These. Bakterien und Einzeller gibt es bereits seit 3,5 Milliarden Jahren, den ersten Menschen erst seit etwa 200 Millionen Jahren. Kühne Thesen, wenn man bedenkt, dass es bis heute erst gelungen ist, 5% aller Bakterien näher zu bestimmen.

Neues Projekt soll Klarheit schaffen

In den Vereinigten Staaten will man nun die offenen Fragen klären. Das „Human Microbiome Project“ soll die zahlreichen verschiedenen Bakterien und Mikroben, die auf und im Menschen leben, identifizieren und charakterisieren. Es geht darum, zu klären, welchen Einfluss eine Änderung der Bakterienstruktur auf den Menschen hat. Die US-Regierung lässt sich dieses Projekt stolze 115 Millionen Dollar kosten.

Die Masse hat die Macht

Die Kleinstlebewesen sind einzellige Lebensformen und meistens kaum größer als ein tausendstel Millimeter. Durch Zellteilung können sie sich rasend schnell vermehren, einige Formen teilen sich alle 20 bis 30 Minuten. Mit diesem Hintergrund wird schnell klar, dass die Macht der Bakterien in deren Menge liegt.

Bei jeder Zellteilung entstehen zwei identische Tochterzellen, also Klone. Somit ist eine Mikrobe oder Bakterie als solches praktisch unsterblich. So stammen sämtliche Lebensformen auf unserem Planeten vom ersten Urbakterium ab, das bis heute existiert. Überleben konnten diese Formen wegen ihrer hohen Resistenz gegenüber allen möglichen Umwelteinflüssen. Sie können sogar bei 80 Grad und in sauren Umgebungen überleben und sich vermehren.

Gut oder schlecht?

Der Mensch wächst genau wie die Bakterien durch Zellteilung heran. Allerdings entsteht beim Menschen ein fester Verbund, wohingegen die Bakterien locker nebeneinander leben, im schleimigen Biofilm. Dabei leben immer die Typen zusammen, die auch zusammen passen. Die Ausscheidung der einen ist die Nahrung für den anderen. Biofilm kann so beispielsweise Zahnbelag, Schimmelpilz oder Schmutz im Abflussrohr sein. Hier finden sich dann auch die Auslöser vieler Infektionskrankheiten.

Auf der anderen Seite sind Bakterien in unseren Schleimhäuten der beste Schutz gegen Krankheiten, weil sie unser Immunsystem ständig trainieren und auch selbst schädliche Keime abhalten können. Die unzähligen Mengen an Bakterien nehmen wir durch unsere Nahrung auf oder tauschen sie mit unseren Mitmenschen beim Reden oder Küssen. Allein im Mundbereich konnte man über 600 verschiedene Arten feststellen.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Bakterien bei der Verdauung eine wichtige Rolle spielen. Vor allem die Kolibakterien sind es, die helfen, unsere Nahrung zu zersetzen. Die konkreten Zusammenhänge sind bis heute noch lange nicht erforscht.

Bakterien im Gehirn

Verschiedene Forscher vertreten die Meinung, dass Bakterien sogar uns Denken beeinflussen können. Hier wird der Erreger der Toxoplasmose genannt, einem bakterienähnlichen Krankheitserreger. Diese Krankheit übertragen vor allem Katzen auf Ratten und Mäuse. Durch den Ausbruch der Krankheit sinkt die Furcht der Tiere durch die jagende Katze und sie werden leichte Beute. Hintergrund sind die Bakterien, die auf diese Weise ihren Lebensraum vergrößern können. Studien in Prag zeigten, dass auch der Mensch auf diese Weise sein Verhalten ändern kann. So werden Frauen spontaner, Männer aggressiver. Zudem nahm die Reaktionsfähigkeit deutlich ab. Die untersuchten Personen hatten ein deutlich höheres Risiko, beispielsweise einen Verkehrsunfall zu verursachen, als gesunde Menschen.

Fazit

Eine interessante Wohngemeinschaft bilden wir da zusammen mit unseren Bakterien. Wer nun wen wirklich im Griff hat, bleibt schwer einzuschätzen. In jedem Fall dürften neue Forschungsergebnisse ausgesprochen spannende Zusammenhänge klären.

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