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Hungergefühl:

Biologische Uhr macht abends Hunger

Die biologische Uhr sorgt wahrscheinlich dafür, dass wir abends Appetit auf Süßigkeiten, Knabbereien und Snacks bekommen. Demnach essen wir mehr, als wir vor dem Schlafengehen benötigen.

Die biologische Uhr macht abends Hunger, obwohl wir eigentlich satt sein müssten.

Der kleine Hunger: Abends überkommt uns die Lust auf Knabbereien, Süßigkeiten und Snacks. Bild: © fotolia.de

Wer kennt das nicht: Nach dem Abendessen ist zwar man zunächst mal satt, aber im Verlauf des Abends schleicht sich »der kleine Hunger« dann doch wieder an. Und wir können ihm kaum entkommen, der Appetit auf Süßes, Salziges oder einfach Leckeres ist einfach zu stark. Und je öfter wir diesem unwiderstehlichen Drang nachgeben, desto schneller sehen wir die Folgen: Die Waage zeigt uns unerbittlich, dass wir mal wieder zu viele Kalorien zu uns genommen haben. Amerikanische Forscher der »Harvard Medical School« fanden jetzt eine Erklärung für unseren abendlichen Appetit, der für unsere Vorfahren wahrscheinlich eine bequeme Art war, um Energie für karge Zeiten zu speichern, aber heutzutage vor allem zu Übergewicht und Fettleibigkeit führt.

Schlaf-Wach-Rhythmus steuert das Hungergefühl

Für die Studie lebten zwölf gesunde Freiwillige ohne Übergewicht 13 Tage lang in einem Labor mit gedimmten Licht. Sämtliche Aktivitäten verliefen nach einem Schema gleichmäßig über den Tag verteilt, einschließlich der Schlaf- und Essenszeiten. Darüber hinaus gaben die Teilnehmer an, wann sie Hunger verspürten und worauf sie dann Appetit hatten.

Die Wissenschaftler entdeckten, dass der Schlaf-Wach-Rhythmus – das sogenannte zirkadiane System – das Hungergefühl steuerte. Die Teilnehmer hatten morgens um acht Uhr den geringsten Hunger und abends gegen acht Uhr war das Hungergefühl gerade am stärksten. Bei der Vorliebe für bestimmte Arten von Nahrungsmitteln wie süß, herzhaft und kohlenhydratreich, war ein ähnlicher Rhythmus zu erkennen.

Die innere Uhr steckt noch in der Evolution

Die Wissenschaftler schließen aus ihren Ergebnissen, dass nicht nur Faktoren wie Ernährungsweise und Bewegung eine Gewichtszunahme beeinflussen, sondern auch die biologische Uhr. Der zirkadiane Rhythmus sorgt dafür, dass wir abends extra Appetit haben, wodurch wir dann mehr essen, als wir eigentlich vor dem Schlafen benötigen.

»Unsere Studie deutet an, dass wir von Natur aus die Neigung haben, das Frühstück auszulassen und gerade abends große Mahlzeiten zu essen, weil der Schlaf-Wach-Rhythmus den Hunger beeinflusst. Dieses Ernährungsschema ist identisch mit dem von Sumo-Ringern, die zunehmen wollen. Es ist wahrscheinlich, dass der Schlaf-Wach-Rhythmus hilft, Nahrung effizient zu speichern. Das war zwar während der Evolution wertvoll, aber in der heutigen Zeit fördert es vermutlich die Obesitas-Epidemie«, sagt Studienleiter Steven Shea. Beispielsweise ist die Zuckertoleranz abends beeinträchtigt. Zusätzlich wird eine vermehrte Kalorienaufnahme am Abend eher gespeichert.

Abends ist der Energieverbrauch eingeschränkt

Nach dem Abendessen verbrauchen wir einfach nicht mehr so viel Energie wie nach dem Frühstück. Hinzu kommt, dass Kunstlicht uns länger wach bleiben lässt, als wir eigentlich sollten und Menschen zu wenig Schlaf bekommen. »Bleibt man länger wach während einer Zeit, in der man hungriger auf kalorienreiche Nahrungsmittel ist, wird man wahrscheinlich auch essen während dieser Zeit«, erklärt Shea. »Dann wird die Energie gespeichert und es fehlt genügend Schlaf, beides trägt zu einer Gewichtszunahme bei.«

Steht bei Ihnen eine Gewichtsreduktion auf dem Programm, dann sollten Sie größere kalorienreiche Mahlzeiten besser früher am Tag zu sich nehmen. Am Abend empfehlen die Wissenschaftler eine leichte Mahlzeit mit wenig Kalorien. Auch sollten Sie früher zu Bett gehen, um ausreichend Schlaf zu bekommen, so dass eine Gewichtsabnahme unterstützt wird.

Quelle: Scheer, F. A.J.L., Morris, C. J. and Shea, S. A. (2013), The internal circadian clock increases hunger and appetite in the evening independent of food intake and other behaviors. Obesity, 21: 421–423. doi: 10.1002/oby.20351

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Über Angelika Lensen

Angelika Lensen ist gelernte Bürokauffrau und hat Betriebswirtschaft an der FH studiert. Seit 2010 arbeitet Angelika Lensen als freie Autorin und Journalistin. Neben ihrer Tätigkeit als Redakteurin beim Artikelmagazin, publiziert sie auch Beiträge für andere Online- und Printmedien mit Schwerpunkt Gesundheit, Medizin, Ernährung, Wissenschaft, Naturheilkunde.