Ein Unterschenkelgeschwür (Ulcus cruris), im Volksmund besser bekannt als »offenes Bein«, ist auch heute noch schwer zu behandeln. Oft sprechen diese schlecht heilenden Wunden auf die üblichen Behandlungsmethoden nur schlecht an. Denn die tiefen und meist nässenden Geschwüre im Bereich des Unterschenkels entstehen vor allem als Folge von ernsten Grunderkrankungen wie der chronisch venösen Insuffizienz, der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit oder eines Diabetes mellitus.
Propolis als Alternative?
Ein polnisches Wissenschaftsteam prüfte nun in einer Studie, ob Propolis eine mögliche Option zur Behandlung chronischer Wunden darstellen könnte. Die Wissenschaftler benutzten eine Beinkompresse in Kombination mit einer Salbe aus sieben Prozent Propolis-Extrakt. Propolis ist für seine antibiotische Wirkung bekannt. Es gilt als natürliches Breitbandantibiotikum. Auch die Bienen schützen das Innere ihres Bienenstocks so vor unerwünschten und krankheitserregenden Mikroorganismen.
An der kontrollierten Studie nahmen 56 Patienten mit einem chronisch-venösen Unterschenkelgeschwür teil. Eine Gruppe wurde mit einer Beinkompresse mit Propolis-Salbe versorgt, die Kontrollgruppe mit einer Beinkompresse ohne Propolis-Salbe. Die Teilnehmer litten bereits zwischen 13 und 38 Monaten an einem chronischen Unterschenkelgeschwür und alle bis dahin unternommenen konventionellen Heilungsversuche waren erfolglos geblieben.
Propolis beschleunigt den Heilungsprozess deutlich
Nach einer sechswöchigen Behandlung mit Propolis-Salben-Kompressen war bei allen 28 Patienten in dieser Gruppe eine deutliche Besserung der Wundheilung zu beobachten. In der Kontrollgruppe war das nur bei 6 Patienten der Fall. Durch die Therapie mit Propolis-Salbe heilten die Wunden durchschnittlich um 52 Tage schneller ab als nur mit Kompressionsverbänden. Zwar verlangsamte sich der Heilungsprozess bei allen Teilnehmern nach der ersten Behandlungswoche, aber in der Propolis-Gruppe waren die Geschwüre nach sechs Wochen komplett abgeheilt. In der Kontrollgruppe dauert der Heilungsprozess dagegen 16 Wochen.
Die klassische Kompressionstherapie mit Propolis zu ergänzen, scheint eine wirksame Methode zur Beschleunigung der Wundheilung zu sein. Zumal die Propolis-Salbe von den Patienten auch gut vertragen wurde.
Propolis – ein traditionsreiches Heilmittel
Die antibiotischen Eigenschaften von Propolis wurden schon in der Antike von traditionellen Heilern genutzt. In den vergangenen Jahren ist das Interesse für das Bienenharz als Heilmittel neu erwacht und wissenschaftliche Studien laufen oder sind in Vorbereitung. Die Wirksamkeit gegen Viren, Bakterien und Pilze wurde schon bestätigt. Auch bei Herpes und verschiedenen Hauterkrankungen zeigte Propolis Wirkung. Auch zur Regulierung des Immunsystems, bei Erkältungen, Infekten der oberen Atemwege, vaginalen Erkrankungen sowie bei Verletzungen oder Verbrennungen zur Unterstützung der Wundheilung wird Propolis angewendet.
In der Volksmedizin und basierend auf ärztlichen Erfahrungen wirkt Propolis bei Harnwegsinfekten, Gelenkschmerzen, Krämpfen, Parodontose, Mittelohrentzündung und Hämorrhoiden. Sogar gegen den unangenehmen Magenkeim Helicobacter pylori, häufige Ursache für Magengeschwüre, scheint Propolis wirksam zu sein. In der Krebstherapie konnten ebenfalls positive Reaktionen festgestellt werden, so dass Propolis als begleitendes Therapeutikum eingesetzt werden könnte, ähnlich wie das mit Mistelpräparaten schon heute geschieht.
Allergiker sollten vorsichtig sein
Bestimmte Personengruppen sollten Propolis nicht anwenden. Wer gegen Pappelknospenprodukte, Perubalsam, Zimtrinde, 1,1 Dimethylallyl-Kaffeesäureester allergisch ist, darf Präparate, die Propolis enthalten nicht verwenden. Ebenso sind Kreuzallergien mit Korbblütlern wie beispielsweise Arnika, Huflattich, Kamille, Gänsekraut, Schafgarbe oder Löwenzahn bekannt. Asthmatiker und Menschen, die an einer Überempfindlichkeit der Haut oder Schleimhaut leiden, müssen mit einem erhöhten Allergierisiko rechnen. Vor der Anwendung von Propolis sollten Sie sich in jedem Fall mit einem Arzt oder Heilpraktiker beraten.
Quelle: Kucharzewski M, Kózka M, Urbanek T.: Topical treatment of nonhealing venous leg ulcer with propolis ointment. Evid Based Complement Altern Med 2013, Article ID 254017, doi: 10.1155/2013/254017
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