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Pflege-TÜV:

Eine Benotung für Pflege bringt keinen Qualitätszuwachs

In einer aktuellen Studie wurde die Bedeutung von Qualitätseinstufungen in Pflegeeinrichtungen untersucht: die Qualität ist nicht gestiegen.

Pflegehausbewohnerin hält sich an einem Bettgriff fest.

Die Pflege in Pflegeeinrichtungen soll in Zukunft vom einem Pflege-TÜV bewertet werden. Bild: © picture alliance / dpa

Zur Umsetzung der Pflege-Transparenzvereinbarung im stationären Bereich (PTVS) werden derzeit verschiedene Untersuchungen vorgenommen. Der Fachbereich Gesundheit und Pflege an der HFH Hamburger Fern-Hochschule und der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) Rheinland-Pfalz stellten nun den zweiten Teil ihrer Begleitforschung vor. Schwerpunktmäßig sollte dabei die Bedeutung von Qualitätsprüfungen in den Einrichtungen beurteilt werden. Wie sich zeigte, wird die gewünschte Qualitätserhöhung dadurch aber weniger erhöht als die Anpassungsfähigkeit an bestehende Prüfverfahren geschärft.

Gestiegene Noten täuschen nicht über den Ist-Zustand hinweg

Eigentlich sind durchschnittlich bessere Noten für die Pflegeeinrichtungen in Rheinland-Pfalz zwar grundsätzlich eher Anlass zur Freude denn zur Kritik, doch lieferten diese laut Experten nicht automatisch einen Hinweis auf eine höhere Pflegequalität. Vielmehr sehen die Forscher einen routinierteren Umgang mit der für die Prüfung relevanten Dokumentation. „Mit den derzeitigen Transparenzkriterien kann offensichtlich weniger die pflegerische Ergebnisqualität beurteilt werden als vielmehr die Anpassungsfähigkeit der Einrichtungen an ein bestehendes Prüfverfahren“, erklärt Professor Dr. Johannes Möller, Dekan des Fachbereichs Gesundheit und Pflege an der HFH. Zudem setze das Prüfverfahren ungünstige Anreize, indem wertvolle Ressourcen vermehrt auf die entsprechende Pflegedokumentation entfallen, anstatt auf die Pflege selbst.

Gegenteiliger Effekt könnte eintreten

Die neue Regelung soll die Arbeit in Pflegeeinrichtungen für Pflegebedürftige und deren Angehörige transparenter machen, indem sogenannte Transparenzberichte veröffentlicht werden müssen, die sowohl die Leistungsbereiche als auch deren qualitative Umsetzung enthalten. Wie allerdings auch Heidi Panhorst, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Fachbereichs und Mitverfasserin der Studie, zu bedenken gibt, lassen derartige Berichte nur schwerlich die Art und das Ausmaß einzelner Einrichtung erkennen, was dem Laien einen Vergleich nicht zwingend einfacher mache. Dr. Dr. Gundo Zieres, Geschäftsführer des MDK Rheinland-Pfalz, bestätigt indes die Schwierigkeiten der neuen Transparenzregelung. Durch das Setzen falscher Reize bezüglich der Dokumentation, könnte sich der Effekt sogar ins Gegenteil verkehren und die Pflegequalität selbst könnte sinken. Grundlegende Verbesserungen werden entsprechend dringend benötigt.

Qualitätsberichte für jeden zugänglich

Um aussagekräftige Daten zu erhalten, führt der MDK Rheinland-Pfalz seit Mitte des Jahres 2009 in allen Pflegeeinrichtungen in Rheinland-Pfalz Qualitätsprüfungen durch. Seit Ende des Jahres 2010 sind diese Bestandteil der Begleitforschung für die neue Transparenzvereinbarung. Bereits in ihrem Zwischenbericht haben die Forscher teils erhebliche Interpretationsspielräume in der Qualitätsbewertung festgestellt. Der Zwischen- und Abschlussbericht können auf den Seiten der beteiligten Institutionen unter www.mdk-rlp.de sowie www.hamburger-fh.de kostenlos heruntergeladen werden.

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.