Wissenschaftler des Exzellenzclusters „Languages of Emotion“ der Freien Universität Berlin und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin befragten Abgeordnete des Deutschen Bundestags ausgiebig zu ihrer Risikobereitschaft. Darunter fielen sowohl berufliche als auch private Aspekte, wie beispielsweise Geldanlagen, Sport und Freizeit, Karriere, Autofahren, Gesundheit oder Vertrauen. Wie sich zeigte sind die Politiker im Vergleich zu selbständig Berufstätigen zu deutlich höherem Risiko bereit. Die Selbständigen sind wiederum risikofreudiger als Angestellte oder Beamte.
Risikofreude wird positiv bewertet
Während eine zu hohe Bereitschaft für ein Risiko im privaten Bereich oftmals skeptisch beäugt wird, bewerten die Autoren der Studie, Moritz Heß, Professor Dr. Gert G. Wagner, Professor Dr. Christian von Scheve und Professor Dr. Jürgen Schupp die Risikofreude der Politiker als positiv. Ohne diese überdurchschnittliche Risikofreude könnten nach Ansicht der Experten gerade gesellschaftliche Entscheidungen, die kaum einzuschätzende Risiken bergen, überhaupt nicht getroffen werden. „Die Folge wären Stagnation und gesellschaftlicher Stillstand“, so Moritz Heß, Hauptautor der Studie. Eine Gefahr für die Demokratie sehen die Experten in der hohen Risikobereitschaft indes nicht, vielmehr handele es sich um eine gelungene Arbeitsteilung zwischen Bürgern, Wählern und Politikern. Demokratische Strukturen oder parlamentarische Abläufe würde die individuelle Risikobereitschaft nur unnötig ausbremsen.
Abgeordnete wurden schriftlich befragt
Ende des Jahres 2011 wurden alle 620 Abgeordneten des 17. Bundestags schriftlich zu ihrer Risikobereitschaft befragt, wovon 28% auf die Fragen antworteten. Vergleiche mit statistischen Merkmalen aller Abgeordneten zeigten jedoch, dass auch die Stichprobe der Studie repräsentativ sei. Um die Werte mit denen der Bevölkerung vergleichen zu können, wurden Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) zu Grunde gelegt. Die Fragen für die Abgeordneten waren dabei identisch zu denen für die Bevölkerung. Die Antwortmöglichkeiten reichten dabei von 0 (= gar nicht risikobereit) bis 10 (= sehr risikobereit), wobei die Politiker ihre Risikobereitschaft selbst einschätzen sollten. Berücksichtigt wurden dafür die allgemeine Risikobereitschaft, die Risikofreude bei den einzelnen Aspekten, wie beispielsweise bei den Geldanlagen oder beim Autofahren und zu guter Letzt auch die Risikoneigung bei politischen Entscheidungen. Um zu verhindern, dass die Umfrage für parteipolitische Zwecke genutzt wird, wurde auf die Frage nach der Parteizugehörigkeit bewusst verzichtet.
Die gesamte Studie kann hier kostenlos als PDF-Dokument heruntergeladen werden:
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.416801.de/13-10-3.pdf
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