Startseite / Wissenschaft / Medizin / Schlendern ist besser als Sport

Gesundheitsstudie:

Schlendern ist besser als Sport

Einfaches und gemütliches Schlendern hat mehr gesundheitsfördernde Effekte als eine Stunde intensives Sporttraining.

Fußgänger schlendern durch die Fußgängerzone

Gemütlich Schlendern ist genauso effektiv wie hartes Sporttraining. Bild: © fotolia.de

Die neue Entdeckung der Langsamkeit: Dr. Hans Savelberg von der niederländischen Universität Maastricht hat herausgefunden, dass täglich mehr Stehen und Bewegen, beispielsweise Schlendern, besser für die Gesundheit sind als eine Stunde hartes Work-out. Er stellt dann auch die bisher gültige Empfehlung infrage, nach der man sich täglich eine halbe Stunde intensiv bewegen muss.

Gemächlich macht auch gesund

Niedrig intensiv bewegen wie stehen, schlendern, spazieren gehen und Rad fahren hat einen viel positiveren Effekt auf die Risikofaktoren für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen als eine Stunde Sport pro Tag mit der Bedingung, dass der Kalorienverbrauch bei beiden Bewegungsformen ungefähr gleich ist.

Savelberg stellte in seiner Studie drei Bewegungspläne auf und ließ 18 gesunde Studenten zwischen 18 und 24 Jahren diese Pläne an vier aufeinanderfolgenden Tagen durchführen. Während des ersten Bewegungsplans mussten die Teilnehmer 14 Stunden täglich sitzen. Während der restlichen zwei Stunden des Tages duften sie laufen. Im zweiten Bewegungsprogramm wurde eine Stunde Sitzen gegen eine Stunde intensive Bewegung ausgetauscht. Im dritten Bewegungsprogramm wurden sechs Stunden Sitzen gegen vier Stunden laufen und zwei Stunden stehen ausgetauscht.

Die Ergebnisse zeigten wie erwartet, dass im ersten Bewegungsprogramm weniger Kalorien während des Tages verbraucht wurden als in den beiden anderen, bei denen der Kalorienverbrauch fast gleich war.

Positives »Schlenderprogramm«

Die Cholesterin- und Blutfettwerte waren nach dem zweiten Bewegungsprogramm mit einer Stunde intensivem Sport etwas verbessert im Vergleich zu der ausschließlich sitzenden Gruppe. Jedoch trat überraschenderweise in der Schlendergruppe eine signifikante Verbesserung der Blutwerte gegenüber den beiden anderen Gruppen auf.

Die Wissenschaftler schließen daraus, dass wenn der Energieverbrauch gleich ist, eine längere niedrig intensive Bewegung größere Gesundheitsvorteile bietet als kürzere Perioden mit intensiver Aktivität.

Laut Savelberg werden die Forschungsergebnisse die Sicht auf einen gesunden Lebensstil radikal verändern. »Das allgemein empfohlene Bewegungspensum von einer halben Stunde Sport pro Tag scheint so nicht zu stimmen. Nicht jeder kann oder will Sport ausüben, wodurch viele Menschen der Empfehlung sowieso nicht folgen. Und wer sich doch an den Ratschlag hält, profitiert dennoch nicht immer davon, denn wer täglich eine halbe Stunde sportlich aktiv ist, hat immer noch 23,5 Stunden zum Sitzen übrig

Die Studienergebnisse wurden online im Fachjournal PLOS ONE veröffentlicht.

Also schlendern sie mal wieder gemütlich durch die Einkaufspassagen. Das tut vielleicht ihrer Geldbörse nicht gut, aber auf jeden Fall ihrer Gesundheit.

Quelle: Duvivier BMFM, Schaper NC, Bremers MA, van Crombrugge G, Menheere PPCA, et al. (2013) Minimal Intensity Physical Activity (Standing and Walking) of Longer Duration Improves Insulin Action and Plasma Lipids More than Shorter Periods of Moderate to Vigorous Exercise (Cycling) in Sedentary Subjects When Energy Expenditure Is Comparable. PLoS ONE 8(2): e55542. doi:10.1371/journal.pone.0055542

© Pixel Trader Ltd. 2013 Alle Rechte vorbehalten

Über Angelika Lensen

Angelika Lensen ist gelernte Bürokauffrau und hat Betriebswirtschaft an der FH studiert. Seit 2010 arbeitet Angelika Lensen als freie Autorin und Journalistin. Neben ihrer Tätigkeit als Redakteurin beim Artikelmagazin, publiziert sie auch Beiträge für andere Online- und Printmedien mit Schwerpunkt Gesundheit, Medizin, Ernährung, Wissenschaft, Naturheilkunde.