Was macht der Starkoch, wenn das, weswegen er seinen Beruf ergriffen hat, zu kurz kommt und adminstrative Aufgaben in den Vordergrund rücken? Dann nimmt er seinen Hut und wendet der Luxusgastronomie den Rücken zu, um fernab von Hauben- und Sternendruck ganz entspannt aufkochen zu können. Gehört man allerdings zu denen, die so virtuos auf der kulinarischen Klaviatur spielen wie Christian Petz, kann man den Hauben von Gault Millau nicht mal dann entfliehen, wenn man sich aufs Badeschiff zurückzieht.
Achterbahnkarriere – von den Sternen ins kalte Wasser
Christian Petz (*14.11.1963), ein typisches „Wirtshauskind“, schnupperte erstmalig im elterlichen Gasthaus Küchenluft. Es folgen Hotelfachschule in Ischgl, Ausbildung als Koch und Aufenthalte bei Jörg Müller, Eckart Witzigmann und Werner Matt.
2003 zieht es Petz ins Palais Coburg in Wien. Dort erkocht er u.a. vier Gault-Millau-Hauben und einen Michelin-Stern und macht das Restaurant zu einem der Gourmettempel schlechthin. Doch Petz, so ist es unter anderem in den News.at zu lesen, ist mit der für ihn vorgesehenen Arbeitseinteilung immer weniger einverstanden.
2008 verlässt er das Palais und möchte nach 25 Jahren in der Luxusgastronomie von Sternen und Hauben nichts mehr wissen. Der umtriebige Österreicher bläst jedoch kein Trübsal, sondern versucht sich stattdessen zu Lande, zu Wasser und mit Schokolade.
Xocolat – die Versuchung der Schokolade
2009 erhört Petz den Ruf der Schokolade und heuert in der Manufaktur Xocolat als Chocolatier an. Eine gute Wahl, denn die „Welt am Sonntag“ rühmt das Schokoladekontor als „Österreichs erste Adresse für Spezialitäten rund um die Kakaobohne“, wie die Manufaktur auf ihrer Webseite stolz berichtet.
Hier kreiert Petz Gewürz-Truffes, X-Sticks (mit Aromen wie Caipirinha, Minze oder Röstzwiebeln verfeinerte Schokostäbchen) und die Barfly-Collection, deren Ganache mit hochprozentigen Edel-Alkoholika wie 12 Jahre altem Rum Flor de Caña, 16 Jahre altem Lagavulin Whisky, Cognac Hennessy V. S. und anderen feinen Spirituosen parfümiert wurde. Das süße Gastspiel von Meister Petz ist indes schon wenig später beendet. Er verläßt die Manufaktur 2011, um sich ganz dem Holy Moly zu widmen.
Holy Moly! – der Meister geht baden
2010 geht Petz ins Wasser – genauer gesagt aufs stadtbekannte Wiener Badeschiff, das unter anderem zwei Restaurants beherbergt und als Wiener Szene-Hotspot gilt. Der Kontrast zwischen dem edlen Palais Coburg und dem legeren Badeschiff könnte nicht größer sein.
Die Einrichtung ist rustikal bis schräg, das Jeans tragende Servicepersonal lässig. Das Essen allerdings kreiert Petz in so gewohnt überragender Qualität, dass der Gault Millau nicht umhin kam, ihm erneut zwei Hauben zu verleihen.
Wer beim Genuss lieber festen Boden unter den Füßen hat, kehrt im Wein & Co ein. Die Bar eigene Küchenlinie untersteht seit März 2012 Maître Petz und der Clou: Keines der Gerichte wird mehr als 10 Euro kosten.
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