Startseite / Wissenschaft / Medizin / Impfstoff beugt Darmkrebs vor

Darmpolypen:

Impfstoff beugt Darmkrebs vor

Forscher haben einen Impfstoff entwickelt, der das Immunsystem trainiert, Darmpolypen zu bekämpfen. Damit Darmkrebs erst gar nicht entsteht.

Spritzen und verschiedene Impfstoffe auf einem Tisch.

Darmkrebs: Der neue Impfstoff konnte das Immunsystem trainieren, die Darmpolypen abzutöten. Bild: © fotolia.de

Amerikanische Wissenschaftler der Universität Pittsburgh veröffentlichten ihre Entdeckung im Fachmagazin »Cancer Prevention Research«. Der Impfstoff ist so zusammengesetzt, dass das Immunsystem lernt, Darmpolypen zu bekämpfen. Darmpolypen sind fast immer das Vorstadium zum Darmkrebs. Zunächst ist ein solcher Darmpolyp zwar gutartig, aber sobald es in den Zellen zu Mutationen kommt, kann sich ein Krebstumor entwickeln.

Überproduktion eines Proteins

Darmpolypen werden spezifisch charakterisiert durch eine Überproduktion eines bestimmten Eiweißes, des MUC1-Proteins. Die amerikanischen Wissenschaftler machten sich diese Reaktion zunutze und trainierten das Immunsystem darauf, Zellen mit MUC1 anzugreifen. Auf diese Weise wird der Polyp vollständig vernichtet und der Krebs kann im Keim erstickt werden.

Solche Impfstoffe wurden schon eher an Tieren getestet, aber die jetzigen Forschungen waren die ersten Studien, bei denen Menschen geimpft wurden. An der Studie nahmen 39 Freiwillige teil mit Darmpolypen in der Vorgeschichte, die deshalb ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs hatten.

Bei 44 Prozent der Patienten wirkte der Impfstoff gut und das Immunsystem griff die Darmpolypen an. Die Forscher denken, dass für die übrigen Freiwilligen die Impfung zu spät kam. Wahrscheinlich hatte bei ihnen der Krebs schon zu viele Zellen produziert, die die Immunreaktion unterdrücken. Das machte den Impfstoff für diese Patienten wirkungslos.

Forschungen werden ausgeweitet

Die Wissenschaftler hoffen, ihr Experiment in Kürze an einer größeren Gruppe Patienten wiederholen zu können, um ihre Ergebnisse zu bestätigen. Auch glauben sie, dass dieser Typ Impfstoff auf andere Krebsarten ausgeweitet werden kann, denn das Protein MUC1 ist auch an der Entstehung von unter anderem Brust-, Bauchspeicheldrüsen- und Prostatakrebs beteiligt.

Darmpolypen – eigentlich harmlos und weit verbreitet

Darmpolypen sind gutartige Schleimhauttumore im Dickdarm. Sie können unterschiedlich sein in Größe und Form und  können auch in Gruppen auftreten. Bei der Hälfte der Patienten findet man auch Polypen im Mastdarm. Bei 90 Prozent aller Polypen handelt es sich um sogenannte Adenome. Sie wachsen und können sich zu Darmkrebs entwickeln. Die Gefahr steigt mit der Größe. Ab einer Größe von einem Zentimeter ist das Risiko besonders hoch. In seltenen Fällen werden Darmpolypen vererbt, dann ist das Risiko für Darmkrebs sogar extrem hoch.

Darmpolypen treten bei etwa zehn Prozent der Bevölkerung auf. Bei den über 60-jährigen hat sogar jeder Dritte Darmpolypen. Über die genauen Ursachen herrscht noch weitgehend Unklarheit. Vermutet werden genetische und Umweltfaktoren sowie eine ungesunde Ernährungsweise. Ein hoher Fleischkonsum und wenig pflanzliche Anteile in der Nahrung scheinen die Entstehung der Polypen zu fördern.

Symptome für Darmpolypen

Die Schleimhautgeschwülste im Darm machen meist keine Beschwerden. Sie werden überwiegend zufällig entdeckt bei Darmspiegelungen, die aus anderen Gründen angeordnet wurde. Werden die Darmpolypen größer, kann es allerdings schon zu Symptomen kommen:

Darmpolypen können nicht medikamentös behandelt werden. Da sie ein Krebsrisiko darstellen, werden sie meist endoskopisch im Rahmen einer Darmspiegelung entfernt und anschließend histologisch untersucht.

Quelle: Olivera J. Finn et al.: MUC1 Vaccine for Individuals with Advanced Adenoma of the Colon: A Cancer Immunoprevention Feasibility Study. Cancer Prev. Res. January 2013 6; 18, doi: 10.1158/1940-6207.CAPR-12-0275

© Pixel Trader Ltd. 2013 Alle Rechte vorbehalten

Über Angelika Lensen

Angelika Lensen ist gelernte Bürokauffrau und hat Betriebswirtschaft an der FH studiert. Seit 2010 arbeitet Angelika Lensen als freie Autorin und Journalistin. Neben ihrer Tätigkeit als Redakteurin beim Artikelmagazin, publiziert sie auch Beiträge für andere Online- und Printmedien mit Schwerpunkt Gesundheit, Medizin, Ernährung, Wissenschaft, Naturheilkunde.