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Kindheit prägt:

Die Wurzeln einer Depression

Die Erfahrungen im ersten Lebensjahr eines Kindes können entscheidend für die Entwicklung einer Depression im späteren Lebensalter sein.

Trauriges Mädchen - im Hintergrund streiten die Eltern.

Kindheitserlebnisse: Stress in der Kindheit kann sich bei Mädchen im höheren Lebensalter zur Depression entwickeln.
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Einer aktuellen US-amerikanischen Studie zu Folge kann der Grundstein für Depressionen bereits im ersten Lebensjahr bei Kindern gelegt werden. Wie sich herausstellte gilt dies jedoch nur für Mädchen beziehungsweise Frauen. Bei Männern konnte kein Zusammenhang festgestellt werden. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachmagazin „Nature Neuroscience“ veröffentlicht.

Langzeitstudie gibt Aufschluss

Für die Studie wurden 57 Kinder untersucht, die über einen Zeitraum von knapp 18 Jahren beobachtet wurden. Bei allen Teilnehmern wurden psychologische Daten im ersten Lebensjahr erhoben. Darunter fiel unter anderem der Überforderungsgrad der Mütter oder auch Beziehungsprobleme der Eltern. Kinder bekommen derartige Probleme unterbewusst mit und können schon sehr früh Stress entwickeln. Im Alter von viereinhalb Jahren wurden die Kinder der Studie auf das Stresshormon Cortisol hin untersucht. Bei den Mädchen, die im ersten Jahr einem größeren Stress ausgesetzt waren, konnte auch mit viereinhalb Jahren ein höherer Wert des Stresshormons festgestellt werden. Die Werte konnten dabei unabhängig von der damaligen aktuellen Stressbelastung der Mädchen gemessen werden. Nachdem die Mädchen das Alter von 18 Jahren erreicht hatten, wurden sie erneut untersucht und befragt. Die jungen Frauen, die im Kindesalter einen erhöhten Cortisolspiegel hatten, gaben vermehrt an unter Depressionen oder Ängsten zu leiden als jene mit einem geringeren Gehalt des Stresshormons.

Zwei Gehirnareale sind nicht gut genug verknüpft

Neben der Befragung wurde ein Hirnscan bei den Studienteilnehmern durchgeführt. Verglichen wurde das Gefühlszentrum des Gehirns mit dem Hirnareal, das für die Kontrolle von Impulsen und Emotionen zuständig ist. Das Ergebnis war, dass die Frauen mit erhöhtem Stresshormon in der Kindheit nun im Erwachsenenalter ein Defizit in der Verknüpfung dieser zwei Hirnareale aufwiesen. Dabei handelte es sich auch um die Frauen, die von Depressionen und Ängsten berichteten. Bei Männern konnte dieses Phänomen nicht beobachtet werden.

Früher Stress hinterlässt seine Spuren

Die Forscher können noch nicht erklären, warum dieser Effekt nur bei Frauen auftritt, vermuten aber, dass der Stoffwechsel bei Mädchen sensibler auf frühen Stress reagiert als bei Jungen, was sich möglicherweise auch auf die Funktion der Gene auswirken könne. Entsprechend hinterließe der frühkindliche Stress also deutliche Spuren im Gehirn der Mädchen und können im Alter vermehrt zu Depressionen und Ängsten führen.

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Über Stephan Lenz

Stephan Lenz studierte Philosophie, Soziologie und Anglistik an der Universität Mannheim. Es folgten schriftstellerische Fortbildungen und die freiberufliche Arbeit als Autor und Journalist. Neben unzähligen Artikeln in diversen Magazinen, veröffentlichte er Prosa im Charon Verlag, Hamburg, sowie im Wortkuss-Verlag, München. Er gehört seit vielen Jahren zum festen Stamm der Redaktion des Artikelmagazins.