Dr. Google ist in Deutschland zu einem ernstzunehmenden Kollegen aller niedergelassenen Ärzte geworden. Im August 2012 befragte das Institut für Markt- und Kommunikationsforschung SKOPOS im Auftrag der Kommunikationsberatung MSL Germany zum dritten Mal die deutsche Bevölkerung – nach Alter, Geschlecht, Region und Bildung quotiert. 1001 erwachsene Menschen gaben Auskunft zu ihrem Informationsverhalten, wenn es um die Gesundheit geht. Die repräsentative Umfrage zeigt, dass das virtuelle Wartezimmer ziemlich voll ist und sich jedes Jahr mehr füllt – in allen Altersklassen.
Woher bekommen die Deutschen Informationen in Gesundheitsfragen?
Bei allgemeinen Fragen zu Gesundheit und Krankheit informieren sich mittlerweile 74 Prozent der Bevölkerung online, 63 Prozent ziehen das Fernsehen zu Rate, 56 Prozent glauben dem, was in Zeitungen und Zeitschriften steht. 54 Prozent der Deutschen sucht das Gespräch mit Freunden und Verwandten, um gesundheitsrelevante Informationen zu bekommen, 42 Prozent hören Radio aus dem gleichen Grund. Arzt und Apotheker, die man ja bekanntlich immer fragen soll, wenn es Unklarheiten gibt, folgen mit 41 und 34 Prozent. Wenn es aber um konkrete Fragen geht, stehen sie besser da, dann sind sie für jeweils 53 Prozent der Erwachsenen erster Ansprechpartner. Mobile Applikationen werden im Moment nur von 18 Prozent der Deutschen genutzt, diese Zahl dürfte mit der weiteren Verbreitung von Smartphones in den nächsten Jahren aber steigen.
Wo suchen die Menschen im Internet und warum?
Von den 74 Prozent, die im Internet nach Gesundheitsinformationen suchen, können sich 55 Prozent für Wikipedia erwärmen, mit 51 Prozent folgen Seiten von Krankenkassen, dichtauf mit 50 Prozent liegen Angebote von Ärzten und Apotheken im Netz. Im Mittelfeld tummeln sich Ratgebercommunities, Patientenorganisationen, Nachrichtenportale und Foren. Seiten von Ministerien liegen nur knapp über denen von Unternehmen und speziellen Männer- und Frauenportalen. Im Moment wenig genutzt sind Blogs, Facebook und Twitter mit 19, 12 beziehungsweise 8 Prozent.
37 Prozent der Befragten konsultieren das Internet, um anschließend mit dem realen Mediziner auf Augenhöhe sprechen zu können. Und 32 Prozent geben als Grund für die Internetrecherche an, die dortigen Informationen besser zu verstehen als die aus dem Arztgespräch. Darüber hinaus suchen viele aber auch nach Vorsorgethemen und Tipps für einen gesunden Lebensstil.
Wem vertrauen die Menschen im Internet?
Da Gesundheit ein hohes Gut ist, trauen die Internetbenutzer auf der Suche nach Informationen dazu nicht jedem, sie sind ziemlich wählerisch. Derzeit genießen die Angebote von Ärzten und Krankenkassen mit jeweils 55 Prozent das höchste Vertrauen. Apotheken, Gesundheitsportale, gemeinnützige Organisationen und Ministerien folgen. Skeptisch sind die Deutschen bei Blogs, Angeboten der Pharmaindustrie, Sozialen Netzwerken und wenn die Informationen von anonymen Nutzern gegeben werden. Alles in allem ist also zu sehen, dass die Bevölkerung nach wie vor ihren Ärzten am meisten vertraut, diese aber nicht mehr als erstes fragt. Besonders bei Bagatellerkrankungen wird eher Dr. Google als der reale Doktor konsultiert – immerhin 17 Prozent der Deutschen verzichtet aufgrund der Onlineinformationen auf den Weg in die Praxis.
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Zwar wünschen sich 41 Prozent der Befragten, auch online Termine vereinbaren und 28 Prozent, Rezepte und andere Serviceleistungen auf diesem Weg erledigen zu können, aber die Mehrheit lehnt reine Onlinekonsultationen im Gegensatz zum Praxisbesuch vor Ort ab.
Welche Gesundheitsinformationen wünschen sich die Nutzer im Internet?
Diejenigen, die im Netz nach Informationen zur Gesundheit suchen, haben genaue Vorstellungen, wie diese auszusehen haben. Das ideale Angebot enthält demnach sowohl redaktionelle Inhalte als auch Erfahrungsberichte Dritter. Denn von diesen lassen sich Interessierte in ihrer Entscheidung durchaus beeinflussen. Besonders kritische Menschen möchten die Berichte von Betroffenen lesen und diskutieren. Und auch wenn gelegentlich in den Kommentaren auf Gesundheitsseiten Glaubenskriege ausbrechen, die sich meist um den Gegensatz zwischen Schul- und Alternativmedizin drehen, steckt offenbar immer noch genügend Information zur Meinungsbildung in den Angeboten. Das Internet ist damit auch in Gesundheitsfragen selbstverständlicher Teil des Alltagslebens geworden.
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