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SMS-Jubiläum:

„Merry Christmas“ hieß die erste Kurznachricht

Die Entdeckung eines britischen Ingenieurs vor 20 Jahren löste einen anfangs ungeahnten Boom aus. Die Kurznachricht feiert ihr 20 jähriges Jubiläum.

Eine SMS wird auf dem Handydisplay angezeigt

20 Jahre Kurznachrichten – Textnachrichten sind nicht mehr so beliebt. Bild: © picture alliance / dpa

In dieser schnelllebigen Zeit sind 20 Jahre eine überaus lange Zeitspanne. Vor allem dann, wenn es um elektronische Gerätschaften im Dienste des Menschen geht. Bestes Beispiel: Die SMS – Short Message Service – ist Anfang Dezember 2012 zwei Jahrzehnte alt geworden, und ihre Zukunft ist ziemlich ungewiss. Kurz gesagt, durch die Verbreitung der internetfähigen Smartphones und Tablets gibt es auch neue Konkurrenz durch Onlinedienste wie WhatsApp, Twitter oder die sozialen Netzwerke. Zudem bieten neuerdings auch einige Telekommunikationsfirmen ihren Kunden mit dem Standard  Joyn einen neuen, internetbasierten SMS-Nachfolger an. Trotz allem aber ist derzeit ein Nachruf auf die SMS deplatziert. Ein Loblied ist angebracht.

Es begann am 3. Dezember 1992

Dabei fing alles fast wie ein Zufall an. Am 3. Dezember 1992 hatte der britische Ingenieur Neil Papworth über das britische Vodafone-Netz die weltweit erste Kurznachricht verschickt – von einem Computer in seinem Labor auf das Handy eines Kollegen, der an einer Weihnachtsfeier teilnahm. Die Message, kurz und knapp und überaus passend: „Merry Christmas“.  Seitdem nutzen weltweit Millionen Menschen diesen Short Message Service. Weder der Sender noch der Empfänger ahnten seinerzeit, was damit angestoßen worden war.

58 Milliarden SMS pro Jahr

Die Zahlen heute sind atemberaubend. Im Jahr 2012 werden allein der Bundesrepublik Deutschland rund 58 Milliarden SMS verschickt, das ist gegenüber  2011 eine Steigerung um fünf Prozent; in der kleinen Schweiz wird die Zahl auf 6,8 Milliarden geschätzt. Nach den Angaben des Branchenverbandes Bitkom versendet jeder Deutsche inzwischen rund zwei SMS pro Tag und somit etwa 700 im Jahr. Zum Vergleich: Zur Jahrtausendwende 1999/2000 waren es erst 44 SMS pro Jahr und Bürger der Bundesrepublik Deutschland.

2012 ein Umsatz von rund 3,1 Milliarden Euro

Es war schon ein Phänomen: Lange bevor die Email „mobil“ wurde, ermöglichte es die SMS, Nachrichten unabhängig  von Ort und Zeit zu übermitteln. Die SMS funktionierte bereits ab 1994 auf jedem Handy, benötigte keine Internet-Verbindung und auch keine gesonderte Anmeldung. Günstige Preise  und vor allem auch die Einführung der Prepaid-Karten Ende der 1990er Jahre führten zu einem Handy- und damit auch zu einem SMS-Boom. Gleichwohl nimmt inzwischen die wirtschaftliche Bedeutung der Kurznachrichten allmählich ab. Trotzdem rechnet die Branche in 2012 mit einem stabilen Umsatz mit SMS und MMS, der bei rund 3,1 Milliarden Euro liegen dürfte.

320 Zeichen in zwei Minuten

Die SMS, sagen Sprachforscher, hat inzwischen auch die so genannte „Sprachökonomie“ vorangetrieben. Sie gilt als Ursache dafür, dass sich neue Sprachphänomene entwickelt haben. Das nennt der in Hannover lehrende Germanist Professor Peter Schlobinsky eine „ganz normale Anpassungsform an die vorgegebenen technischen Voraussetzungen“. Die SMS sei deshalb so beliebt, weil man sich „in effizienter und effektiver Form“ anderen Menschen mitteilen könne. Also heißt LG „liebe Grüße“ und HDG „hab Dich gern“. Und manchmal geht das blitzartig: In einer Wetten-dass-Sendung noch mit Thomas Gottschalk schaffte ein Wettbewerber auf der Handy-Tastatur 320 Zeichen in zwei Minuten.

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Über Klaus J. Schwehn

Nach 25 Jahren spannender Tätigkeit als Parlamentskorrespondent in Bonn (Badische Zeitung, Die Welt, Berliner Tagesspiegel) lebe ich heute in Oberitalien. Meine Arbeitsschwerpunkte sind Politik und Gesellschaft in Italien und Deutschland; aber auch Fragen der Europäischen Union.