Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa sind mittlerweile zwar gut zu behandeln, nach wie vor aber unheilbar. Neben den körperlichen Symptomen können derartige Erkrankungen aber auch massiv auf die Psyche der Patienten einwirken. Eine aktuelle Studie von Dr. Jonas Mudter der Universität Erlangen und seiner Kollegin Dr. Ekaterina Krauss zeigt nun, welche psychischen Symptome eine Darmerkrankung begleiten können.
Chronische Erkrankungen sind keine Seltenheit
Alleine in Deutschland leben rund 320.000 Menschen, die von einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung betroffen sind. Häufig brechen die Erkrankungen in einem Alter zwischen 15 und 35 Jahren aus, in einem Zeitraum also, der häufig für die Familien- oder Karriereplanung genutzt wird. Unter anderem werden Veränderungen der individuellen Umweltbedingungen, die Gene und eine Barriere Störung des Darms als Ursachen vermutet. Die Symptome können dabei vielfältig ausfallen und treten schubweise auf. Die Patienten haben oftmals mit Bauchschmerzen und Durchfällen zu kämpfen, die den Alltag beeinträchtigen. Doch neben allen körperlichen Beschwerden, ist die psychische Belastung dabei nicht zu vernachlässigen. Ängste stehen nicht selten an der Tagesordnung der Patienten und auch das soziale oder Arbeitsumfeld kann in Mitleidenschaft gezogen werden.
Studie deckt psychische Belastungen auf
Um die Tragweite der psychischen Folgen sichtbar zu machen, haben Dr. Mudter und Dr. Krauss im Zeitraum vom September 2011 bis März 2012 bei 270 Personen mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa mit Hilfe von Fragebögen untersucht, welche psychischen Faktoren das Wohlbefinden am meisten beeinträchtigen. Zur Kontrolle wurden 110 Patienten befragt, die nicht an einer chronischen Darmerkrankung litten. Das Ergebnis der Untersuchung brachte einen klaren Zusammenhang zwischen Krankheit und psychischem Zustand zu Tage. Die Patienten mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung beklagten in erster Linie das verstärkte Auftreten von Depressivität. Hinzu kam ein deutlich erhöhter Bedarf an sozialer Unterstützung, wie sie durch die Familie oder Selbsthilfegruppen gegeben wird. Auffällig an der Untersuchung war, dass hiervon hauptsächlich Morbus Crohn-Patienten betroffen waren und weniger Colitis ulcerosa-Patienten. Ebenso deutlich wurde, dass die psychischen Symptome umso stärker zum Vorschein traten, je schwerer der Entzündungsgrad des Darmes vorangeschritten war.
Versorgung der Patienten kann weiter verbessert werden
Die „Analyse von psychischen Belastungsfaktoren bei CED-Patienten“, so der Name der Studie, war eines der ersten Projekte der „German Inflammatory Bowel Disease Study Group“ (GISG). In dieser gemeinnützigen Studienplattform sind Vertreter aus Praxen, Kliniken und Universitäten vertreten, die gemeinsam Studienideen erarbeiten und ausführen. Die GISG wurde 2008 von der „Arbeitsgemeinschaft für chronisch entzündliche Darmerkrankungen“ (DACED) gegründet und ist seither Teil des „Kompetenznetz Darmerkrankungen“. Oberstes Ziel dabei ist, das Wissen um die Darmkrankheiten bekannter zu machen, die Wege von der Forschung bis hin zum Patienten zu verkürzen, sowie die Behandlung betroffener Patienten zu verbessern. Entsprechend kann durch die aktuelle Studie von Beginn an besser auf die psychischen Faktoren der Patienten eingegangen werden.
© Pixel Trader Ltd. 2013 Alle Rechte vorbehalten