Reis, längst ist die Zeit vorbei, wo er in Deutschland ein Schattendasein führte. Heute ist er in aller Munde. Das allseits beliebte Sushi aus Klebreis als exotischer Snack. Keine Kochshow, in der nicht ein Risotto aus Arborio-Reis zubereitet würde. Beide Gerichte waren bahnbrechend für das weiße Korn, das zuvor hierzulande als schlichte Beilage gereicht wurde. Die Zeiten des Kochbeutelreis – obwohl nicht einmal die schlechteste Lösung – gehören zwar noch nicht der Vergangenheit an, rücken aber immer mehr in den Hintergrund. Der Verbraucher verlangt nach mehr Reiswissen, fragt nach den Provenienzen, unterschiedlichen Geschmacksnuancen und ob er denn auch bio sei. Soweit die Seite des Konsumenten. Doch wie sieht die Lage der Produzenten aus?
Reis – wichtigstes Nahrungsmittel, vor allem in Asien
Reis ist nach wie vor das Grundnahrungsmittel in Asien und Teilen Südamerikas. Angesichts der stetig wachsenden Bevölkerung geht es also primär darum, dass in den produzierenden Staaten genug Reis auf den Tisch kommt. Dies genau führte 1960 zur Gründung des Internationalen Reisforschungsinstituts (IRRI) in Los Baños auf den Philippinen. Hier befindet sich übrigens auch die Samenbank aller Reissorten der Welt, damit keine verloren geht.
Mitte des letzten Jahrhunderts also sollte ein Hochleistungsreis gefunden werden. Die Kreuzung aus Japonica und einer Landsorte aus Indonesien entsprach diesen Anforderungen und erhielt den wenig poetischen Namen IR8. Ein Hybridreis, der mit großen Erträgen aufwarten konnte, aber hoher Düngergaben und des Pflanzenschutzes bedurfte. Zudem wies er auch nicht die Qualität und den Geschmack auf, um sich für die Importländer zu eignen.
Spagat zwischen Hungerbekämpfung und Befriedigung kulinarischer Gelüste
Diese Frage hat sich auch der gebürtige Österreicher Stefan Fak gestellt, bei dem sich seit 2010 alles um den Reis dreht und der seine in Berlin ansässige Firma Lotao, Gold der Völker, genannt hat. Bei einem persönlichen Gespräch hat er eine Fülle von Informationen gegeben, von denen mit der Vorstellung von Sunria nur ein Bruchteil wiedergegeben werden kann. Seine begeisternde Art zu berichten lässt ahnen, dass es ihm ernst ist mit der Achtung vor dem kleinen Korn, das so viele Menschen ernährt, und auch, dass er sich nicht unbedacht zum Risolier ernannt hat – als Pendant zum Sommelier. Denn der degustative Part spielt eine nicht unerhebliche Rolle. Schmecken soll der Reis schließlich, nach den ehrgeizigen Ansprüchen des Risoliers nach dem Terroir und ganz besonders. Darum gibt es bei ihm nur ausgesuchte Sorten, und ausgesucht ist hier wortwörtlich zu verstehen.
Sunria – Bio-Reis aus West-Java
Sunria ist ein Zusammenschluss von mehr als 2.300 Kleinbauern auf West-Java mit dem Ziel, Reis nach einer biologischen Methode anzubauen und zu exportieren. Doch bevor es losgehen konnte, waren Hürden zu nehmen. Für den Anbau jeder Sorte musste eine Zertifizierung erlangt werden. Jeder Export-Reis trägt inzwischen das internationale „Fair Trade Life“-Siegel und das EU-Bio-Logo. Da der Bedarf an Reis in Indonesien nicht durch die eigene Produktion gedeckt werden kann, mussten Sondergenehmigung für den Export eingeholt werden. Die Künstlerin Emily Sutanto hat seit 2007 diese Initiative in ihrer Heimat mit großem Engagement gefördert. Inzwischen ist sie Geschäftsführerin der Kooperative und wurde ausgezeichnet als eine der „10 Most Powerful Women of Indonesia 2010“. Stefan Fak engagiert sich seit 2010 ebenfalls für diesen Zusammenschluss. Im August dieses Jahres war er wieder vor Ort, hat nicht nur mit den Bauern das weitere Vorgehen festgelegt, sondern sie auch zusammen mit der Geschäftsführerin zu Gesprächen beim indonesischen Handelsminister begleitet.
Reisanbau, Weiterverarbeitung und Vorbereitung für den Export
Der Reis wird von den Bauern nach der SRI-Methode angebaut und auch vor Ort weiterverarbeitet, bis er exportbereit ist. Nach der Ernte erfolgt das Verlesen, bei hochwertigen Sorten von Hand. Danach wird der Reis vakuumverpackt, sodass er durch Schädlinge oder andere Verunreinigungen keinen Schaden nehmen kann. Außerdem bekommt er einen Innen-Folder, der für das jeweilige Importland (Deutschland, Österreich und die Schweiz werden beliefert) detaillierte Informationen erteilt. Und abschließend kommt der abgepackte Reis in eine Stofftasche, die indonesische Künstler gestaltet und Landarbeiter-Frauen genäht haben.
Was genau bedeutet SRI-Anbau?
SRI steht für System of Rice Intensification und geht auf den Franzosen Henri de Lalaunie zurück, der bereits 1961 Versuchsfelder auf Madagaskar anlegte, allerdings zu diesem Zeitpunkt dafür belächelt wurde. Heute hat SRI eine hohe Anerkennung gefunden und bedeutet: ein Zehntel der üblichen Menge an Aussaat, die bereits nach acht bis zwölf Tagen (anstatt einem Monat) in das eigentliche Feld gepflanzt wird, und zwar jede Pflanze einzeln. Die Felder werden nicht geflutet, sondern immer nur so stark gewässert wie nötig, im Falle der Kooperative auf West-Java mit mineralhaltigem Quellwasser. Durch diese Art des Anbaus wachsen Blätter und Wurzeln üppiger. Gedüngt wird mit Kompost, Unkraut wird manuell gezogen und Pestizide kommen selbstverständlich nicht zum Einsatz. Alles in allem führt dies zu stärkeren Pflanzen, höheren Erträgen, mehr Aroma und einer nachhaltigen Bewirtschaftung. Dass das mehr Arbeitseinsatz bedeutet, liegt auf der Hand.
Die Reissorten, die von der Kooperative angebaut und exportiert werden
Sunria liefert drei Reissorten, alle auf vulkanischer Erde gewachsen, mit unterschiedlichen Geschmacksnuancen und für die Zubereitung verschiedener Gerichte bestimmt. Ihre Namen lauten Pandan, Tropical und Tempelreis. Der Tempelreis ist eine der besten Reissorten Indonesiens, in Vergessenheit geraten durch einen Vulkanausbruch und per Zufall 2010 bei Grabungen nahe der Tempelanlage wiedergefunden. Dieser Reis war ursprünglich der Reisgöttin Dewri Sri vorbehalten. Wer darum weiß, wird ihn mit größter Ehrfurcht genießen.
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