Strom dürfte heutzutage kaum noch als Luxus gelten und entsprechend fragwürdig ist auch die Praxis, einfach den Hahn zuzudrehen, wenn sich die unbezahlten Rechnungen stapeln. Doch auch der Stromanbieter möchte selbstverständlich sein Geld und kann seine Leistung vorübergehend einstellen, wenn selbst mehrfache Mahnungen nicht fruchten. Viele Experten sehen in der Situation ein soziales Dilemma, dem in Zukunft aber Abhilfe geschaffen werden könnte. Die einfache Lösung heißt dabei „Prepaid-Strom“.
Erst zahlen, dann nutzen
Soviel vorweg: Günstiger wird der Strom auch durch ein Prepaid-System nicht werden. Aber, so die einhellige Meinung der Experten, es ließe sich dadurch die Kostenkontrolle für den Verbraucher steigern, was ein erhöhtes Kostenbewusstsein zur Folge hätte und in letzter Konsequenz darin unterstütze, Strom zu sparen. Doch warum sollte das überhaupt nötig sein? In Deutschland gibt es faktisch immer mehr arme Haushalte, für die eine Stromnachzahlung von nur wenigen Hundert Euro schnell zum echten Problem werden kann. Mit der Abschlagszahlung über das Jahr kann sich unbemerkt eine Stromschuld aufbauen und mit der Jahresendabrechnung kommt dann der große Schock: Die aufgetürmte Schuld kann nicht bezahlt werden, es folgt Ärger mit dem Anbieter und nach ein paar Monaten Rückstand wird der Strom einfach abgestellt. Vor allem im Winter, wenn vielleicht die Etagenheizung davon betroffen ist, kann dies zu einer sozialen Katastrophe führen. Viel einfacher wäre es doch, wenn der Verbraucher von Vornherein sieht, wie viel Strom schon bezahlt ist und genutzt werden kann. Ganz nach dem Motto „erst zahlen, dann nutzen“, wie es vielfach durch das Prepaid-Handy bekannt ist und dort scheinbar auch bestens zur Vermeidung hoher Handykosten beiträgt. Also sollte das beim Strom doch auch funktionieren.
Vorteile für Verbraucher und Anbieter
Der größte Vorteil für den Kunden ist natürlich, dass er keine überraschenden Nachzahlungen mehr zu erwarten hat. Des Weiteren sollen Prepaid-Stromuhren für deutlich mehr Kostentransparenz und Kostenbewusstsein sorgen. Mit weiteren Maßnahmen, wie Einsparberatungen vor Ort, verspricht man sich durch die folgende Verbrauchsreduktion zudem einen Beitrag zum Klimaschutz. Doch auch die Stromanbieter selbst sollen von dem Prepaid-System profitieren. Die Energieversorger sollen durch das Entfallen von Mahnverfahren und Außenständen in Millionenhöhe aktiv Kosten sparen können. Auch der Aufwand für Versorgungssperren, sowie das Ablesen der Stromzähler würde entfallen. Zahlungsausfälle gäbe es nicht mehr und auch der schlechte Ruf bei einer zu schnellen Sperre würde sich erholen. Dass dies nicht nur Wunschdenken ist, zeigen rund 800.000 Haushalte, die den Prepaid-Strom bereits nutzen und laut Angaben der betreffenden Stadtwerke auch überaus zufrieden mit dem System sind. Das „Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie“ empfiehlt daher eine Vorgabe zum Prepaid-Strom gesetzlich zu verankern, kostenlose Prepaid-Zähler vorzuschreiben und im Gegenzug die Sperrung des Stroms zu verbieten. Ob die Politik auf den Vorschlag eingehen wird, bleibt jedoch abzuwarten. Denkbar wäre es jedenfalls und unterm Strich wahrscheinlich auch nicht die schlechteste Lösung.
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