Eine wuchtige Kokosnuss ist heute nichts Besonderes in der Supermarkt-Obstauslage – und doch werden exotische Früchte mit Argusaugen betrachtet. Zum einen herrscht Unsicherheit darüber, wie sie am besten eingesetzt werden, zum anderen irritieren die vielen Kilometer, welche die Früchtchen auf ihrem Weg nach Europa zurücklegen mussten. Nicht zuletzt gelten in punkto Reife bei den Exoten andere Gesetze als bei einheimischen Obst. Die fremdländischen Schönheiten sollten überreif genossen werden – ansonsten schmecken sie fade und langweilig.
Ein Fest fürs Auge sind sie allemal: Sternfrüchte, rosagrün schillernde Mangos, pinkfarbene Drachenfrüchte und grellgrüne Pomelos sehen aus, als würden sie direkt aus dem Garten Eden kommen und duften aromatisch süß. Beim Öffnen und Schälen folgt der anfänglichen Begeisterung oft Ernüchterung: Das Fruchtfleisch ist holzig, der Geschmack schwach, der exotische Flair hinüber.
Der größte Fehler beim Kaufen exotischer Früchte ist der Griff zu unreifen Exemplaren. Und das kann rasch passieren, da die meisten Sorten wegen der langen Transportzeit grün eingekauft werden und im deutschen Klima keinen optimalen Geschmack nachentwickeln können. So entfaltet die sternförmige Frucht Karambola ihr volles Aroma erst, wenn die Spitzen sich bereits braun verfärben. Da sie in deutschen Landen aber vorwiegend für Dekorationszwecke eingesetzt wird, bevorzugen die Händler sie in ihrer optisch appetitlicheren, aber unreifen Variante.
Im Zweifelsfall können tief gefrorene exotische Früchte die bessere Wahl sein, da sie reif geerntet wurden und somit ihren natürlichen Geschmack bewahrt haben. Vorsicht ist bei exotischem Obst in Dosen geboten: Diese Früchte wurden meistens stark gezuckert und können deshalb nur bedingt für deftige Rezepte mit exotischen Obstzutaten verwendet werden.
Die Mango ist eine der geläufigsten exotischen Früchte. Sie muss genau die richtige Reife haben, um zu Desserts und Cremes verarbeitet werden zu können – und dabei darf sie ruhig weich und prall durch die Finger glitschen. Die Thai-Mango schmeckt am intensivsten und bereichert jeden Obstsalat. Die Mangostanen hingegen kommen aus Malaysia, haben eine dicke, dunkle Schale und bestechen durch ein helles, süß-saueres Fruchtfleisch, dessen herrliche Note pur am besten zur Geltung kommt.
Gesunde Vitaminbomben sind die kleinen, eiförmigen und unscheinbaren Maracujas. Ihr leicht schleimiges Fruchtfleisch mit den vielen weichen Kernen ist in seiner Konsistenz gewöhnungsbedürftig und hat einen fast stechenden Duft, der bei voller Reife dem Geruch von Katzenurin recht nahe kommt. Doch die Devise „Augen zu und durch“ lohnt sich: ihr Geschmack ist unvergleichlich exotisch; zudem lässt sich die Maracuja denkbar einfach genießen: Wie die Kiwi wird sie in zwei Hälften geschnitten und das Fruchtfleisch samt den Kernen ausgelöffelt.
In ein eindrucksvolles pinkfarbenes Gewand hat sich die Pithaya – auch als Drachenfrucht bekannt – gehüllt und in einigen Varianten überdies mit Stacheln geschmückt. Das weiße, geleeartige Fruchtfleisch hat einen säuerlichen, erfrischenden Beigeschmack; die blütenförmige Form der aus China und Nicaragua stammenden Frucht sorgt auf jedem Nachtischteller für Furore.
Eine willkommene Alternative zur Pampelmuse ist die Pomelo: Sie ist dann zum Verzehr bereit, wenn ihre grüne Schale zu schrumpeln beginnt und verwöhnt den Gaumen mit einem angenehmen, sanft süßen Zitronenaroma, ohne dass dieses wie bei der Grapefruit durch herbe Bitterstoffe gedämpft wird.
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