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Arche des Geschmacks:

„Rettet Äpfel vor dem Aussterben“

Die Äpfel sterben aus. Das klingt vielleicht absurd angesichts der Menge von Äpfeln, mit denen wir im Supermarkt konfrontiert werden. Und doch ist es die traurige Wahrheit.

Ein Apfel mit einem ausgeschnittenen HerzHand aufs Herz: Granny Smith, Braeburn, Jonagold oder Pink Lady sind uns ein Begriff. Aber wie steht’s mit Gravensteiner, Berlepsch, Jakob Fischer oder Lausitzer Nelkenapfel?

Unzählige alte Sorten, die den Erfordernissen der modernen Lebensmittelindustrie nicht entsprechen, geraten immer mehr in Vergessenheit und sind langsam aber sicher vor dem Aussterben bedroht.

Das langsame Apfelsterben

In Zahlen: Zu Zeiten Bismarcks kannte (und nutzte) man gut 2.300 verschiedene Apfelsorten. Unfassbar. Dabei entsprach das lediglich einem Zehntel der weltweit bekannten Apfelzüchtungen.

Schaut man sich heute jedoch in durchschnittlichen Baumschulen um, werden dort bestenfalls noch 40 Apfelsorten gehandelt. Verglichen mit dem herkömmlichen Supermarktsortiment ist das allerdings eine hervorragende Bilanz.

Denn wenn in einem Discounter gerade mal sechs Apfelsorten zur Auswahl stehen, ist das schon außergewöhnlich gut. Diesem schleichenden Apfelschwund möchte nun die Arche des Geschmacks Einhalt gebieten.

Vom Apfelbaum auf die Arche

Bei den als schützens- und erhaltenswert erachteten Apfelsorten handelt es sich um Jakob Fischer (auch: „Schöner vom Oberland“) und den Lausitzer Nelkenapfel (auch: „Görlitzer Apfel“).

Herzapfel auf einem GartentischDer aus dem Oberschwäbischen stammende, nach seinem Züchter benannte Jakob Fischer macht sich mit seinem feinsäuerlich-aromatischen Geschmack hervorragend in Apfelkuchen und Apfelsaft. Von dem um 1903 weit verbreiteten Apfel werden heute nur noch knapp 500 Bäume verzeichnet.

Der Lausitzer Nelkenapfel wurde erstmals im 18.Jahrhundert erwähnt. Der saftige Apfel mit mürbem Fruchtfleisch wird gerne zu Säften und Spirituosen verarbeitet.

Was beide Apfelsorten zur aussterbenden Art macht, ist der Schwund der Streuobstwiesen, auf denen diese alten Apfelbäume gedeihen.

Streuobstwiesen werden, dem Flächenbedarf gehorchend, Siedlungen und Gewerbegebieten geopfert und unsere Äpfel beziehen wir heute häufig gar aus Übersee.

Arche des Geschmacks

Die 1996 gegründete Arche des Geschmacks ist ein Projekt des Slow-Food-Vereins. Projektziel ist es, die biologische Vielfalt zu erhalten und die regionale Arten- und Sortenvielfalt zu schützen, wobei sich der Schutz mit dem Slogan „Essen, was man retten will!“ äußerst praxisorientiert gestaltet.

Passagiere, die auf der Arche mitreisen wollen, müssen verschiedene Kriterien erfüllen, u.a. haben sie einen besonderen regionalen Bezug, sind existenziell bedroht und von einzigartiger Geschmacksqualität.

Derzeit beherbergt die Arche 34 Passagiere, bei denen es sich um Nutztiere oder Nutzpflanzen sowie um regionale Wurst- und Käsespezialitäten handelt, die kaum noch hergestellt werden. Auf der Liste weiterer potenzieller Archepassagiere stehen 24 Kandidaten.

Bezugsquellen:

Die genannten Apfelsorten sind in spezialisierten Baumschulen und Gärtnereien erhältlich. Verschickt werden in der Regel Bäumchen mit einer Stammhöhe von 40 – 200 cm, abhängig von Sorte und Lieferant. Ausnahme bildet der Herzapfelhof, der verzehrfertige Äpfel liefert.

Apfelsorte – Jakob Fischer:
www.baumschule-horstmann.de oder bei www.alte-obstsorten-online.de
Apfelsorte – Nelkenapfel:
www.biobaumversand.de und bei www.herzapfelhof.de

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