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Nahrungsmittelunverträglichkeit:

Apfelallergie – Apfel ist nicht gleich Apfel

Allergien gegen das liebste Obst der Deutschen nehmen zu. Es lohnt sich, verschiedene Sorten zu testen, denn nicht alle sind gleich allergen.

Ältere Frau möchte in einen Apfel beißenWer einen angebotenen Apfel dankend ablehnt mit der Erklärung, gegen Äpfel allergisch zu sein, erntet noch immer häufig erstaunte, auch missbilligende Blicke, nach dem Motto: Iss doch auch mal was Gesundes! Dabei sind es etwa vier Millionen Menschen allein in Deutschland, die auf Äpfel mit einer Unverträglichkeit reagieren. Es gibt jedoch erhebliche Unterschiede von Sorte zu Sorte. Alte Sorten werden oft besser vertragen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Lemgo hat ein Projekt ins Leben gerufen, um Apfelallergikern zu helfen.

Allergien sind im Vormarsch

Der herzhafte Biss in einen Apfel kann für Allergiker unangenehme, auch gefährliche Folgen haben – Lippen und Schleimhäute schwellen an, es juckt am Mund und im Rachen oder am ganzen Körper, Ausschlag, Magenschmerzen, Atemnot. Da nutzt es auch nichts zu wissen, dass Äpfel jede Menge gesunde Inhaltsstoffe bergen. Jeder Fünfte in den westlichen Ländern leidet laut BUND Lemgo unter einer Nahrungsmittelunverträglichkeit – und es werden immer mehr. Meist sind es die rohen Lebensmittel, die Probleme bereiten – im Falle von Äpfeln können also Apfelmus oder Apfelkuchen durchaus gegessen werden. Auch schälen oder raspeln hilft häufig. Denn es ist eine bestimmte Anordnung von Aminosäuren, die allergische Reaktionen auslöst. Ein weiteres Problem sind Pestizide, weshalb nur Äpfel aus ökologischem Anbau verzehrt werden sollten.

Polyphenole haben eine Schlüsselrolle

Eine Frau zeigt ihren ApfelViele Apfelallergiker lassen verständlicherweise ihre Finger von dem Obst, sobald der Zusammenhang erkannt ist. Oft ist das jedoch gar nicht nötig, da die Unverträglichkeit sortenabhängig ist. Forschungen haben ergeben, dass Polyphenole eine wichtige Rolle spielen. „Polyphenole können das eigentliche Apfelallergen inaktivieren und somit verhindern, dass die allergieauslösenden Eiweißstoffe vom Körper aufgenommen werden“, erläutert Prof. Dr. Jürgen Zapp vom Institut für Lebensmitteltechnologie NRW an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe.

Die Stoffe haben eine antioxidative und gesundheitsfördernde Wirkung – wurden aber dennoch aus neuen Apfelsorten wie Granny Smith, Braeburn oder Golden Delicious herausgezüchtet, unter anderem um die Braunfärbung des Obstes nach dem Anschneiden zu unterbinden. Ein hoher Polyphenolgehalt geht jedoch mit einer guten Verträglichkeit für Allergiker einher. Deshalb sollten sich Betroffene vorzugsweise an alte Apfelsorten halten.

Alte Apfelsorten sind oft besser verträglich

Der BUND Lemgo trägt nicht nur Erfahrungen aus der Forschung zusammen, sondern sammelt Informationen von betroffenen Menschen, welche Sorten gut und welche nicht vertragen werden. Die Datenbank wird ständig erweitert und ist damit ein sehr gutes Instrument für Allergiker. Alte Apfelsorten wie etwa Boskoop, Berlepsch, Gravensteiner, Alkmene oder Goldparmäne sind für viele Betroffene gut verträgliche Sorten. Zu einem Ruf als regelrechter Allergikerapfel hat es die Sorte Santana gebracht, eine Kreuzung aus Elstar und Priscilla. Diese Hinweise dürfen jedoch keinesfalls als Freifahrtsschein zum hemmungslosen Apfelessen missverstanden werden – denn jeder reagiert individuell, und insbesondere bei ausgeprägter Unverträglichkeit sollte ganz vorsichtig getestet werden, um etwa einen allergischen Schock zu vermeiden. Zunächst am besten nur den Apfel kurz an die Lippen halten und abwarten. Geht das gut, mit einem kleinen Stückchen Apfel weitermachen.

Je mehr Betroffene sich am Projekt des BUND Lemgo beteiligen, desto aussagekräftiger wird die Statistik. Vielleicht heißt es dann bald wieder Apfel statt Arzt: Denn „an apple a day keeps the doctor away“, wie es so schön reimt.

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Über Lucy M. Laube

Lucy M. Laube ist eine freie Journalistin und diplomierte Sozialwissenschaftlerin. Zu ihren bisherigen beruflichen Stationen zählen unter anderem Radio Bremen, Greenpeace und das Goethe-Institut. Seit Anfang 2012 schreibt sie als Redakteurin für das Artikelmagazin.