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Lebensmittelmafia:

Gefälschte Lebensmittel aus Italien auf dem Teller

Falsche Lebensmittel aus Italien überschwemmen den Markt. Fahnder schätzen den Gewinn der Lebensmittelmafia auf 12,5 Milliarden Euro im Jahr.

Lebensmittelfälschungen - Chinesische Tomaten werden italienisch„Agromafia“ nennen Italiens Zollfahnder und Lebensmittlerkontrolleure die organisierte Kriminalität in der italienischen Lebensmittelbranche. Der Handel mit und die Produktion von gepanschten oder gefälschten Lebensmitteln bringt nach den sehr realistischen Schätzungen des Landwirtschaftsverbandes Coldiretti europaweit jährlich etwa 12,5 Milliarden Euro ein. Dies lukrative Geschäft sei fest in den Händen der neapolitanischen Camorra, der sizilianischen Cosa Nostra und der kalabrischen ‚Ndrangheta. Beim 12. Internationalen landwirtschaftlichen Forum in der Villa d’Este in Cernobbio am Comer See hat der Verband eine aufklärende Ausstellung zum Thema organisiert unter dem Titel „Das gefälschte Made in Italy auf dem Tisch“.

Die Nudeln kamen aus Australien

Die Fälscher sind äußerst phantasiebegabt, und die Kunden lassen sich offenbar europaweit gern übers Ohr hauen. Ein Grund für den Boom gefälschter Lebensmittel liegt daran, dass sich Mittelmeerküche nach wie vor gut verkauft. Und wegen der krisenhaften Entwicklungen in manchen Euro-Ländern sind günstige Angebote logischerweise besonders gefragt. Der Handel mit gepanschten und gefälschten Produkten, so der Landwirtschaftsverband, treffe fast jedes italienische Exportgut. Beliebt ist dabei die Verwendung von importierten und nicht deklarierten Billiglebensmitteln. Dann sind da plötzlich billige Pelati-Dosen mit „typischen“ San-Marzano-Tomaten im Handel, die in Wahrheit  aus China kommen. Die Fahnder entdeckten vor Jahresfrist Bresaola-Schinken mit Rindfleisch aus Uruguay oder Mozzarella-Käse, hergestellt aus Milchpulver, das aus Bolivien stammte. „Italienische“ Nudeln kamen aus Australien, und Äpfel aus der Toskana waren in Moldawien geerntet worden.

Besonders gute Geschäfte mit Olivenöl

Ein besonders gutes Geschäft lässt sich allerdings mit Olivenöl machen. Die Betrüger kaufen billiges Öl in anderen europäischen und auch nichteuropäischen Ländern auf, mischen es möglicherweise mit kleinen Mengen italienischen Olivenöls – und verkaufen es als Produkt von der Apennin-Halbinsel. Wer dann etwa zum Preis zwischen vier und fünf Euro sogar ein Öl der Qualitätsstufe „Extra vergine“ kauft, darf getrost davon ausgehen, betrogen worden zu sein. Denn ein solcher Preis deckt nicht einmal die Selbstkosten des edlen Produkts. Ohne es zu wollen, hat hier die EU-Kommission den Fälschern Vorschub geleistet: Die Kriterien für „Olio di Oliva extra vergine“ sind soweit gelockert worden, dass den Öl-Panschern das Leben erleichtert worden ist.

Die Fahnder kommen den Fälschern kaum hinterher. So war es schon ein Ereignis, als ein Käseartist der besonderen Art in Neapel dingfest gemacht wurde. Er war einer der größten Mozzarella-Hersteller weltweit – und Mitglied der Camorra. Millionen hatte die mit diesem Geschäft gescheffelt; sie nannten den Produzenten den „Armani des Mozzarella“.

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Über Klaus J. Schwehn

Nach 25 Jahren spannender Tätigkeit als Parlamentskorrespondent in Bonn (Badische Zeitung, Die Welt, Berliner Tagesspiegel) lebe ich heute in Oberitalien. Meine Arbeitsschwerpunkte sind Politik und Gesellschaft in Italien und Deutschland; aber auch Fragen der Europäischen Union.