Autokauf wird zur Frauensache

Die emanzipierte Frau schaudert es, der Macho zelebriert es förmlich: Autokauf ist Männersache. Dass dem mitnichten so ist, sollte man niemandem erklären müssen, aber dass es tatsächlich Unterschiede zwischen dem weiblichen und männlichen Kauf gibt, lässt sich ebenso wenig von der Hand weisen. Dies belegt jedenfalls eine Studie des Kompetenzzentrums Frau und Auto der Hochschule Niederrhein. Der umfangreichen Untersuchung liegen Daten aus den Jahren 2005 und 2010 zu Grunde, wobei insgesamt über 4200 Personen befragt wurden.

Trends zeichnen sich ab

Einzelne Aspekte des Autokaufs, wie Sicherheit und Sparsamkeit, werden geschlechtsspezifisch unterschiedlich bewertet, was natürlich nicht zuletzt auch auf die Lebensumstände zurückzuführen ist. Dennoch zeichneten sich bei der Studie Trends ab, die beim jeweiligen Geschlecht bevorzugt oder vernachlässigt wurden.  „Die Daten aus zwei Befragungen im Abstand von fünf Jahren erlauben es uns erstmals, gewisse Trendaussagen zu machen“, erklärt Professor Dr. Doris Kortus-Schultes, Leiterin des Kompetenzzentrums Frau und Auto, und bringt die Ergebnisse wie folgt auf den Punkt: „Anscheinend haben sich Hersteller, Autohäuser und Werkstätten in den vergangenen fünf Jahren besser auf die Bedürfnisse der Frauen eingestellt.“

Jahrelange Beobachtung des Marktes

Das Kompetenzzentrum Frau und Auto untersucht nun schon seit knapp zehn Jahren die unterschiedlichen Bedürfnisse von Männern und Frauen beim Autokauf. Das typische Frauen- oder Männerauto gibt es dabei allerdings nicht, jedoch teilweise gravierende Unterschiede in ganz grundlegenden Entscheidungen. Diese beginnen schon weit vor dem Autokauf bei der Informationsbeschaffung. Männer informieren sich demnach verstärkt in Auto-Zeitschriften und im Internet vorwiegend über die technischen Eigenschaften, während Frauen zunächst einmal im Verwandten-, Bekannten- und Freundeskreis nach Erfahrungen fragen, wobei soziale Netzwerke im Internet eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. „Frauen sind kontaktfreudig und kommunikativ, sie suchen den Austausch im Vorfeld des Autokaufs“, erläutert Dr. Kortus-Schultes, während von Männern schon im Vorfeld erwartet wird, dass sie sich mit Autos auskennen. Deshalb würde der Mann auch eine längere Probefahrt bevorzugen und sich nach Meinung der Professorin selbst ein Bild über das Fahrzeug machen, während die Frau eher den Dialog suche.

Wo die größten Unterschiede liegen

Für ganze 97% der befragten Frauen war der Spritverbrauch eines der wichtigsten und entscheidenden Merkmale beim Autokauf, während dieser Aspekt bei den Männern deutlich weniger wichtig gewertet wurde. Anders war es da schon mit der Klimaanlage: Kaum ein Mann wollte auf die kühlende Technik verzichten. Vielen Frauen war hingegen die funktionale Alltagstauglichkeit beim Wagen deutlich wichtiger als die Temperatur zu regeln. So wurde hierbei beispielsweise vermehrt auf höhenverstellbare Sitze geachtet, eine niedrige Ladekante am Kofferraum und auch eine Einparkhilfe war vielen Damen sehr wichtig. Insgesamt seien Frauen aber deutlich anspruchsvoller beim Autokauf geworden, im Gegenzug aber auch zufriedener mit den Fahrzeugen der Hersteller. Dr. Kortus-Schultes vermutet hier, dass sich die Autohersteller einfach besser auf die Frauen als direkte Zielgruppe eingestellt haben und lobt das Vorgehen. Als kleine Anekdote bringt sie dabei die Einführung der Mercedes S-Klasse im Jahre 2004 an: Der damalige Marketing-Chef von Mercedes gab offen zu, dass er bei dem Wagen nicht an die Frauen gedacht hatte, ein Zustand, der sich bis heute sehr zum Positiven gewandelt hat.

Die Gesamtausgabe der Studie von Professor Doris Kortus-Schultes ist im Cuvillier Verlag http://www.cuvillier.de/flycms/de/html/30/-UickI3zKPS3xdk4=/Buchdetails.html erhältlich.

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