Seit 2002 jagen die internationalen Falschgeldfahnder von Europol hinter Geldfälscherbanden her; nationale Spezialeinheiten der Polizei unterstützen sie. Häufig kommen sie zu spät. Aber immerhin: In den vergangenen zehn Jahren sind fünfeinhalb Millionen falsche Banknoten im „Gesamtwert“ von rund 400 Millionen Euro konfisziert worden. Das erscheint gering angesichts der 14 Milliarden Euro-Scheine, die derzeit legal auf dem Markt sind. Aber, sagen die Verantwortlichen von Europol, die Zahl der beschlagnahmten Scheine sei nur die Spitze des Eisbergs. Sie schätzen, dass die Menge der kursierenden Blüten etwa drei- bis viermal so hoch ist.
Italiener auf 20-Euro-Scheine spezialisiert
Dabei haben die Behörden schon lange zwei Fälscherzentren ausgemacht und immer wieder im Visier. Da ist einmal Südbulgarien mit den Städten Plovdiv und Haskowo. Hier, heißt es, werden vor allem 200-Euro-Scheine produziert, die allerdings von minderer Qualität sein sollen und leicht als gefälscht erkannt werden können. Das zweite Zentrum liegt im italienischen Kampanien in einem Raum um die rund 120.000 Einwohner zählende Stadt Gugliano mit den Eckpunkten Afragola, Marano, Castelvolturno und Aversa. Die Fälscher, die hier am Werke sind, werden von Europol „The Napoli Group“ genannt. Sie bescheiden sich mit 20-Euro-Scheinen, die sie allerdings in äußerst hoher Qualität herstellen – bis hin zu den Wasserzeichen und den Hologramm- Elementen. Die Fahnder sprechen nicht ohne einige Bewunderung von „Künstlern“, die – fast – perfekt arbeiten. Diese professionellen Fälscher verfügen über großes Know-how. Sie investieren entsprechende Summen in ihr hoch spezialisiertes Equipment und sind zugleich mit ihren Werkstätten äußerst mobil und können rasch untertauchen oder ihren Standort wechseln. Mehr als die Hälfte der in Europa kursierenden falschen 20-Euro-Scheine werden nach den Erkenntnissen der Polizei dort hergestellt.
Geldwäsche über den Drogen-Einkauf
Natürlich haben sie vor allem in der in dieser Gegend heimischen mafiosen Camorra starke und einflussreiche Helfer. Die sorgen in erster Linie für die richtige Geldwäsche. Was nördlich von Neapel produziert wird, kommt nämlich zunächst gar nicht auf den europäischen, auf den Euro-Geldmarkt. Vielmehr wandern diese falschen Scheine erst einmal nach Nordafrika, in den mittleren Orient und insbesondere auch nach Kolumbien. Damit nämlich kauft die Camorra Rauschgift, vorzugsweise Kokain, für den europäischen Markt – und die falschen Scheine sickern erst später, ganz allmählich und einigermaßen unauffällig zurück nach Europa.
Schaden in Deutschland: eine Million
Innerhalb der Eurozone ist die Bundesrepublik Deutschland bislang von einer größeren Euroschwemme verschont geblieben. Nach Auskunft der Deutschen Bundesbank wurden im gesamten Jahr 2011 lediglich 39.000 gefälschte Noten entdeckt; von einer größeren Dunkelziffer ist nicht die Rede. Die durch Falschgeld entstandene Schadenssumme lag in diesem Zeitraum aber immerhin bei einer Million Euro; das waren etwa 100.000 Euro weniger als im Jahr zuvor. Dabei dominierten mit 42 Prozent falsche 50-Euro-Scheine, der Anteil der gefälschten 20-Euro-Scheine lag bei 36 Prozent. Fazit der Bundesbank: Im internationalen Vergleich sei der Anteil an Falschgeld in der Bundesrepublik mit durchschnittlich rund fünf Fälschungen auf 10.000 Einwohner weiterhin deutlich unter dem Durchschnitt der Euro-Zone.
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