Er ist der König der Wälder. Ein majestätisches Tier, mit seinem gewaltigen Geweih und den beeindruckenden Brunftschreien. Als Ölbild ist er die Zierde vieler Wohnzimmer: der röhrende Hirsch. Bei Landwirten ist er weniger beliebt, da er der Ernte ernsthaften Schaden zufügen kann. Auch im Wald können zu viele Hirsche problematisch werden und zu Fraß- und Fegeschäden führen.
Hungrige Hirsche kommen im Rudel
Hirsche sind Rudeltiere und deshalb eher selten allein anzutreffen. Und als größtes heimisches Säugetier fressen sie eine ganze Menge – es können bis zu 20 Kilo pro Tag sein. Ein ausgewachsener Hirsch bringt 130 Kilo auf die Waage. In Gegenden mit hohem Hirschbestand führt dies zu Konflikten mit den Landwirten. „Für viele Landwirte ist der Hirsch heute nichts weiter als ein Ernteschädling“, sagt Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung. „In vielen Regionen ist die Landwirtschaft sehr froh, dass der Mensch aus dem Rothirsch ein reines Waldtier gemacht hat. Damit liegt der Schwarze Peter allein bei Waldbesitzern und Forstwirtschaft.“
Der Mensch ist an der Situation nicht unbeteiligt. Rothirsche leben natürlicherweise in halboffenen Landschaften – zu früheren Zeiten, als ihnen dies noch möglich war, haben sie sich vorwiegend von Gräsern ernährt. Durch die intensive Landwirtschaft hat es der Hirsch heute jedoch schwer. Fällt dann ein hungriges Rudel Hirsche über ein Rüben-, Weizen- oder Maisfeld her, fällt für den Landwirt die Ernte mitunter aus. Der Hirsch liebt unreifes Getreide, besonders Weizen, der keinen scharfen Grannen hat. Neben Fraßschäden und Verbiss kommt es auch zu Tritt- und Liegeschäden durch das Rotwild. „Ein Bett im Kornfeld…“
Der König des Waldes
Doch auch im Wald ist der Hirsch nicht wirklich ein König – denn auch Forstwirte beäugen ihn mit Argwohn. Im Winter frisst er die Knospen der Bäume ab, was zu Krüppelwuchs und Absterben der Pflanzen führen kann. Mit den Zähnen schält er ganze Rindenstreifen von den Bäumen, die dann keinen wirksamen Schutz mehr gegen Fäulnis-Erreger haben. Weitere Schäden werden vom Hirsch durch das „Fegen“ verursacht – so heißt es, wenn das Rotwild sein Geweih an dünnen Stämmen schubbert, um den „Bast“ zu entfernen.
Die Deutsche Wildtier Stiftung plädiert für eine „Kooperation von Landwirten, Forstwirten und Jägern“, so Freiherr von Münchhausen. „Und Hirschen“, möchte man ergänzen. Ein Vorschlag lautet, an Waldrändern Flächen mit Ackerfutterpflanzen anzubieten. Dort muss das Jagen unterbleiben, damit „das Wild lernt, dort in Sicherheit Nahrung aufzunehmen“.
Der Hirsch in der Brunft
Im den Herbstmonaten tritt das Interesse an der Nahrungsaufnahme für den Hirsch in den Hintergrund. Er legt sich vielmehr ins Zeug, röhrend durch die Gegend zu streifen, um die Hirschkühe damit zu beeindrucken. Da er natürlich auch seine potentiellen Rivalen in Schach halten muss, magert manch ein Hirsch im Herbst ziemlich ab. Anstrengend, so eine Brautsuche. Viele Menschen jedenfalls sind fasziniert von diesem Schauspiel – schleichen sich in der Morgendämmerung in den Wald, um das Rotwild zu beobachten oder hängen sich einen röhrenden Hirsch in Öl übers heimische Sofa.
Andere bevorzugen den Hirsch auf ihrem Teller. Ein schlechtes Gewissen braucht dabei niemand zu haben, meint zumindest die Bayerische Forstverwaltung. In den Jagdrevieren handele man streng nach dem Grundsatz der Nachhaltigkeit. Zudem besteche das Wildbret nicht nur durch seinen Geschmack, sondern auch durch seine Ökobilanz, zu der Regionalität und kurze Wege beitrügen.
Vom 18. bis 20. Oktober 2012 findet in Moritzburg bei Dresden das 6. Rotwildsymposium der Deutschen Wildtier Stiftung mit dem Schwerpunkt Hegegemeinschaften statt.
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