Der Bierabsatz schwächelt in letzter Zeit ein wenig und immer neue Variationen und Trendgetränke drängen auf den Markt. Warum dabei nicht auf altbewährtes zurückgreifen, dachte sich wohl die Kölner Brauerei Gaffel und präsentierte im Jahre 2010 eine neue Fassbrause, ein Getränk, dessen Ursprung über einhundert Jahre in der Vergangenheit liegt. Und die Brauerei Gaffel am Rhein hatte Erfolg mit ihrem Vorhaben: Über 58.000 Hektoliter Fassbrause wurden im vergangenen Jahr verkauft – Tendenz steigend. Weil die Fassbrause in der Kölner Region ein echtes Revival feierte, folgten nicht nur kleine lokale Brauereien dem Vorbild, sondern auch die großen Namen der Branche, wie Krombacher oder Veltins sprangen auf den Zug auf und versuchen verstärkt ihre Brause an die Frau und den Mann zu bringen.
Brauereiabsatz soll wieder in Fahrt kommen
Die Branche erhofft sich durch die Wiederentdeckung der Fassbrause einen ähnlichen Trend zu schaffen, wie es die Biermixgetränke vor ein paar Jahren vorgemacht haben. So wagt der Geschäftsführer von Veltins bereits eine Prognose und sieht einen neuen Markt entstehen, der durch die Vielfalt und Konkurrenz der einzelnen Produkte belebt werden soll. Bislang befinden sich schon über zwölf Sorten auf dem Markt. Und für die Brauereien wäre ein noch größerer Erfolg bei den Fassbrausen ein wahrer Segen. Denn schon seit Jahren sinkt der Bierverbrauch in Deutschland kontinuierlich. Im ersten Halbjahr 2012 erreichte man gar ein Rekordtief im Bierumsatz, wie er zuletzt im Jahre 1993 dokumentiert wurde.
Die Fassbrause soll es richten
Um den rückgängigen Bierabsatz zu kompensieren, setzten schon in der Vergangenheit viele Brauereien auf zusätzliche alkoholfreie Getränke, wie beispielsweise die bekannte Bionade oder Bitter-Erfrischungsgetränke. Vor allem bei der Limonade beständen nach Angaben der Branchenprofis noch besonders große Chancen auf ein Wachstum. In der Fassbrause sieht man dabei ein großartiges Produkt mit den besten Voraussetzungen. Denn die mit Malzextrakt oder alkoholfreiem Bier versetzte Limonade hat deutlich weniger Kalorien als Apfelsaft oder Cola. Zudem wird auch die Reinheit und Natürlichkeit der Zutaten betont, wodurch man dem neuen Ernährungsbewusstsein der Bevölkerung entsprechen möchte. Für die Bionade, die nach Angaben der Experten schon viele Anhänger verloren hat, entsteht damit eine harte Konkurrenz, die einen enormen Druck ausüben dürfte. Radeberger, der Schirmherr der Bionade, hält natürlich an seiner Brause fest und stellt sich auf die härter umkämpften Marktanteile ein.
Vom kleinen Trend zum Massenmarkt
Billighersteller von Getränken warten noch ab, bevor sie den Markt mit günstiger Fassbrause fluten. So zieht man es in Betracht, dass es sich bei der momentan stark gehypten Fassbrause um ein kurzfristiges, regionales Phänomen handeln könnte und will aussagekräftige Zahlen der Statistikämter abwarten. Erst wenn auch diese für das Potential der Fassbrause sprechen, werden noch einige Anbieter nachziehen und für eine flächendeckende Versorgung der wiederbelebten Limonade sorgen. Also heißt es für den endgültigen Massenmarkt noch Abwarten und Tee trinken oder im Sinne der Brauereien wohl eher Abwarten und Fassbrause trinken.
Fotos: © pa/obs/Brauerei C. & A. Veltins, Krombacher
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